Silke Alagöz: Bosselstein – Ein Flüstern aus der Vergangenheit (Buch)

Silke Alagöz
Bosselstein – Ein Flüstern aus der Vergangenheit
Coverdesign: Alexandra Knickel
Samhain und Beltane, 2014, Taschenbuch, 148 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-9813647-3-6

Von Christel Scheja

Bereits in ihrem Roman „Keltenblut“ zeigte Silke Alagöz, dass man nicht weit reisen muss, um magische und spannende Fantasy-Geschichten zu erzählen. So war zunächst die keltische Vergangenheit ihres Heimatortes Fischbach das Thema; nun in „Bosselstein – Ein Flüstern aus der Vergangenheit“ besucht sie das nahegelegene Idar-Oberstein und seine Sehenswürdigkeiten.

Nico Weyrich hat es in seiner alten Heimat nicht mehr länger ausgehalten, nachdem seine Beziehung in die Brüche gegangen ist. Er hofft nun im Hunsrück, sprich in Idar-Oberstein, nach einer neuen Arbeit vielleicht auch neues Glück mit einer Freundin zu finden. Und am Anfang sieht es auch gut aus, erweisen sich die Kollegen doch als recht nette Zeitgenossen und nehmen sich sogar die Zeit, ihm die Stadt und die Gegend zu zeigen. Doch schon bei seinem ersten Bummel hat Nico seltsame Visionen und sogar eine Art von Déjà-vu, so als seinen ihm die Felsenkirche und die Ruine der Burg Bosselstein bereits bekannt. Aber das kann eigentlich nicht sein.

So versucht er sich weiter abzulenken und lernt beim feuchtfröhlichen Beisammensein mit den neuen Dachdecker-Kollegen die nette Lara kennen, eine junge Frau, die ganz anders ist als seine zickige und eigensüchtige Verflossene. Die Liebe und auch Laras Unterstützung geben ihm neuen Mut, sein Leben umzugestalten und schließlich auch herauszufinden, welches Geheimnis die Sehenswürdigkeiten am Ort für ihn bergen.

Je mehr er sich allerdings mit der Vergangenheit und Geschichte der Stadt beschäftigt, desto deutlicher wird, dass er eng mit allem verbunden ist, vor allem mit der tragischen Geschichte um zwei Brüder namens Wirich und Emich...

„Bosselstein – Ein Flüstern aus der Vergangenheit“ beschäftigt sich mit einer Legende, bleibt aber anders als „Keltenblut“ komplett in der Gegenwart und lässt denn Helden gerade einmal in kurzen Visionen und Träumen in die Vergangenheit eintauchen. Schließlich spielen auch seine gegenwärtigen Freunde und Verwandten eine wichtige Rolle.

Das sorgt aber auch dafür, dass der phantastische Anteil eher gering bleibt. Der Leser lernt den jungen Helden bei seinem ersten Besuch in Idar-Oberstein kennen und erlebt nur das kurze Déjà-vu mit. Danach beschäftigt sich der Roman eine ganze Weile damit, zu erklären, warum Nico umgezogen ist und was er jetzt vorhat. Und natürlich bekommt er auch in der Gegenwart ganz normale Beziehungsprobleme. Erst nach und nach schleichen sich durch Träume und kleine aber seltsame Vorkommnisse buchstäblich die dunklen Schatten der Vergangenheit ein.

Auch wenn die Geschichte nicht gerade neu ist, so setzt Silke Alagöz die Handlung doch routiniert und unterhaltsam um. Sie hält dabei nicht nur die Fäden in der Hand und verknüpft sie miteinander, wenn es notwendig wird, sondern versucht auch möglichst nahe an der Realität zu bleiben und dennoch eine gruselige Atmosphäre zu erzeugen ohne zu übertreiben. Selbst das Ende bleibt konsequent und dürfte gerade jüngere Leser überraschen. Alles in allem sollte man aber keine komplexen Hintergründe oder ausgefeilte vielschichtige Charaktere erwarten – Nico und Co. werden nämlich nur so weit ausgearbeitet, dass man wenigstens ein bisschen Anteil an ihrem Schicksal nimmt, entsprechen aber ansonsten doch mehr den gängigen Klischees.

„Bosselstein – Ein Flüstern aus der Vergangenheit“ spielt gekonnt mit örtlichen Legenden und Mythen und erzählt doch eine in weiten Strecken normale Geschichte. Wer leise Gruselgeschichten mit einem realen Touch mag und zudem auch zu einer zarten Romanze nicht Nein sagt, wird vermutlich den meisten Spaß an dem Roman haben.