Paige Harbison: Zur Hölle mit Bridget (Buch)

Paige Harbison
Zur Hölle mit Bridget
(Here Lies Bridget, 2011)
Übersetzung: Elke Hochhard
Mira, 2014, Paperback, 348 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-95649-081-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Im Dezember 1989 geboren ist Paige Harbison eigentlich ein Kind der 90er. Nach ihrem Studium in Baltimore begann sie gleich zu schreiben, so dass „Zur Hölle mit Bridget“ schon ihr drittes Buch ist, allerdings auch das erste, das in Deutschland erscheint.

Bridget weiß, was sie will und wie sie es durchsetzen kann. Das verwöhnte Einzelkind macht ihrer Stiefmutter regelmäßig zu Hause das Leben zur Hölle Sie hat nur wenig Respekt vor den Lehrern und spielt selbst diese geschickt und listig gegeneinander aus. Auch sonst kennt sie in der Schule nicht so wirklich Rücksicht gegenüber den Mitschülern, obwohl sie einige davon sogar als eine Art von Freund betrachtet.

Bisher kommt sie ganz gut damit zurecht, auch wenn sich die Zeichen mehren, dass die anderen ihre Spielchen bald schon nicht mehr mitmachen. Doch wirklich bewusst wird ihr erst, dass sie eigentlich ganz allein steht, als eine Neue in die Klasse kommt. Amanda Judge ist nicht nur klug und hübsch, die Klassenkameraden und Lehrer sind auch bald schon sehr angetan von ihr und wenden sich von Bridget ab.

Nach und nach bricht ihre Taktik, sich durchs Leben zu mogeln, zusammen. Die Lehrer lassen sich nichts mehr von ihr gefallen, die Klassenkameraden zeigen ihr immer mehr die kalte Schulter. Schließlich weiß das Mädchen nicht mehr weiter und versucht sich selbst umzubringen. Doch sie erwacht nicht im Krankenhaus oder im Himmel – stattdessen steht Amanda vor ihr und macht ihr klar, dass sie nur noch eine Chance hat, wenn sie weiterleben will. Dazu muss sie aber auch bereit sein, sich selbst durch die Augen der anderen zu sehen und daraus zu lernen…

So phantastisch, wie der Roman zuerst wirken mag, ist er gar nicht, wenn man einmal von der Rolle von Amanda Judge und dem magischen Moment zwischen Leben und Tod absieht, durch den Bridget eine letzte Möglichkeit bekommt, sich zu ändern. Tatsächlich beschäftigt sich das Buch mit weitaus profaneren Dingen und wirft nicht wenige moralische Fragen auf.

Paige Harbison ist klug genug, aus ihrer Heldin kein klischeehaftes Abziehbild zu machen, denn Bridget ist relativ normal. Sie gehört nicht zu den Stars ihrer Klassenstufe und ist auch keine Cheerleaderin, der alle Herzen zufliegen. Stattdessen ist sie im ständigen Kampf, Aufmerksamkeit zu erringen, gefangen und versteht nicht, dass viele der anderen sie eher fürchten als mögen. Zudem hat sie sich ein eigenes Bild ihrer Welt geschaffen und muss jetzt erkennen, dass man auch ihr so manche Wahrheit vorenthalten hat.

Der Roman zeigt eine Heldin, die aufhört, das verwöhnte Kind zu sein, und endlich Verantwortung für sich und ihr Leben zu übernehmen. Die nicht mehr nur sich allein sieht, sondern auch endlich ihre Fühler zu den anderen ausstreckt und zu verstehen lernt, auf was es im Leben wirklich ankommt.

Vor allem Leserinnen im gleichen Alter werden sich in dem Roman wiederfinden, der ohne den Zeigefinger zu heben, viele Verhaltensweisen anspricht, die sie selbst kennen oder an sich entdecken. Der Roman gewinnt seine Spannung in erster Linie durch die Entwicklung der Heldin, die an erster Stelle steht. Eine Romanze wird zwar angedeutet, ist aber nicht wirklich vorhanden. Und auch Bedrohungen bleiben eher im Hintergrund und machen den Roman damit eher spannungsarm. Die magischen Momente bleiben gering, sind aber immerhin Mittel zum Zweck, um der Geschichte in der zweiten Hälfte etwas mehr Schwung zu verleihen.

Alles in allem ist „Zur Hölle mit Bridget“ ein eher nachdenklicher und ernster Roman, auch wenn er sich zunächst den Anschein einer heiteren Geschichte aus dem Highschool-Umfeld gibt. Doch recht schnell merkt man als Leser, dass es um ganz andere Dinge als Spaß, Liebe und Intrigen geht – und das hinterlässt tatsächlich einen bleibenden Eindruck, wenn man bereit dazu ist, in den eigenen Spiegel zu blicken.