Nick Sonderband, Markus Kastenholz (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 26. Oktober 2014 10:47
Markus Kastenholz
Nick Sonderband
Titelillustration von Hansrudi Wäscher
Verlag Peter Hopf, 2014, Hardcover, 226 Seiten, 39,90 EUR, ISBN 978-3-86305-072-6
Von Carsten Kuhr
Wie bekannt, verzauberten die damals in schwarzweiß gedruckten Piccolos des Lehning Verlags in den 50er Jahren die überwiegend männliche Leserschaft. In den kleinen Streifenheftchen konnten die Jugendlichen der oftmals tristen Alltagswelt für 20 Pfennige entfliehen. Das gab auch das kleinste Taschengeld her, zumal ein reger Tauschhandel dazu führte, dass man nach und nach alle Comics lesen konnte.
Ab und an erschienen aber auch sogenannte Sonderbände, abgeschlossene Abenteuer des Helden im Großbandformat und – das war natürlich das Tollste daran – vierfarbig illustriert. Auch Hansrudi Wäscher steuerte, als Starautor des Verlags, seine Geschichten bei, die, obwohl der Preis dreimal so hoch war wie bei den Piccolos, die Herzen der Fans mühelos eroberten.
Inhaltlich spielten die Geschichten in Lücken zwischen der aktuellen Handlung, boten dem Leser aber im Grunde genommen gewohnte Kost.
Nachdem Peter Hopf in seinem Verlag die Roman-Adaptionen der Werke Wäschers gestartet hatte, stand man vor der Frage, ob und wie man diese zusätzlichen Geschichten ohne direkten Bezug zur Rahmenhandlung auch in einen Text fassen würde. Der Verleger entschloss sich, die ersten drei Sonderbände als Novellen in einem Band umzusetzen und dafür einen neuen Autor in den Regiestuhl zu setzen. Statt des etatmäßigen Achim Mehnert darf sich Markus Kastenholz an der Umsetzung der bunten Bilder in einen adäquaten Text versuchen.
Inhaltlich warten die drei Geschichten mit gewohnten Fährnissen für unseren leidgeplagten Helden auf.
Zunächst versucht die Raumpolizei im Kampf gegen die technisch überlegenen Raumpiraten aufzurüsten. Professor Raskin hat auch schnell eine Antwort auf die schnelleren Schiffe der Piraten bereit: ein neues, revolutionäres Schiff muss her, die „R3“ geht an den Start. Dumm an der Angelegenheit nur, dass die Piraten ihre Verschwörer im engsten Kreis des Wissenschaftlers untergebracht haben – und die entführen flugs und frech die nagelneue „R3“. Das kann Nick natürlich nicht auf sich sitzen lassen, ausgestattet mit Ergänzungs-Triebwerken fliegt er den Entführern in Richtung Jupiter hinterher…
Die Raumfrachter, die die Platintransporte vom Mond zu Erde übernehmen, explodieren der Reihe nach. Was zunächst wie ein Defekt, vielleicht ein Unfall aussieht, das erweist sich bei näherer Untersuchung durch Nick und Tom als erneuter, dreister Angriff von skrupellosen Verbrechern, die einmal mehr technisch überlegen sind. Nick rettet sich vor der Rakete der Freibeuter auf einen Jupitermond mit einer atembaren Atmosphäre – und findet dort neben saurierähnlichen Lebewesen ein reiches Vorkommen an riesigen Diamanten; sollte man damit die gierigen Korsaren nicht überlisten können?
Im letzten Beitrag stockt die Uranförderung auf der Venus. Als Nick nach dem Rechten schauen will, muss er entdecken, dass Aliens die Besatzung unter ihre Kontrolle gebracht haben. Ein Einsatz, der alles von ihm abfordert, wartet auf unseren Helden.
Wie man sieht, erwartet den Leser gewohnte Kost – aber ist es nicht genau das, was Mann in den Romanadaptionen sucht?
So bekannt die Versatzstücke, so vorhersehbar auch die Auflösung des jeweiligen Abenteuers daherkommen und so schablonenhafte die Figuren agieren, gelingt es den Novellen doch, den Leser in eine andere Welt zu entführen. Das atmet Flair, auch wenn insbesondere im ersten Beitrag die handwerkliche Ausführung doch ein wenig zu Wünschen übrig lässt – die wörtlichen Reden mehr als gestelzt daherkommen –, ab der zweiten Erzählung hat sich Kastenholz „eingeschrieben“ und unterhält dann routiniert.