Fevre Dream – Fiebertraum 1 (Comic)

George R. R. Martin, Daniel Abraham (Adaption)
Fevre Dream – Fiebertraum 1
(Fevre Dream 1-5, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Helweg
Titelillustration von Felipe Massafera
Zeichnungen von Rafa Lopez
Panini, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 132 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-96798-049-6

Von Irene Salzmann

Der mysteriöse Aristokrat Joshua York bietet dem ruinierten Dampfschiff-Kapitän Abner Marsh einen Deal an, der scheinbar nur für Letzteren von Vorteil ist: York lässt ihm die Mittel für den Bau des modernsten und schnellsten Mississippi-Dampfers zukommen, verknüpft mit der Bedingung, dass Abner nie Fragen stellt, wenn sein Partner von Zeit zu Zeit seltsam klingende Anweisungen gibt.

Marsh kann damit leben und ist schon bald Teilhaber der „Fevre Dream“. Sein großer Traum ist, dass sein Schiff zum berühmtesten Raddampfer wird, der alle Konkurrenten in den Schatten stellt. York gönnt ihm das Vergnügen, obwohl er ganz andere Pläne hat, die mit den merkwürdigen Vorkommnissen in den Städten, wo sie vor Anker gehen, zusammenfallen.

Die Crew wird langsam misstrauisch, und Marsh bricht sein Versprechen, indem er Yorks Geheimnis zu ergründen versucht. Marsh ist jedoch ehrlich und mutig genug, York mit seinem Verdacht zu konfrontieren, dessen erstaunlicher Geschichte zu lauschen und dann, wohlwissend um die Gefahr, in der er wegen seines Wissens schwebt, eine Entscheidung zu fällen.

George R. R. Martin profitierte ungemein von der Verfilmung seiner High-Fantasy-Serie „Das Lied von Eis und Feuer“, was ihm neben dem TV-Publikum neue Roman- und auch Comic-Leser erschloss. Dass infolgedessen auch seinen anderen Titeln das Interesse gelten würde, lag auf der Hand, sodass nun die Comic-Adaption zu dem Horror-Roman „Fevre Dream“, angelegt auf zwei Bände, in den Handel gelangte.

Autorenkollege Daniel Abraham („Die magischen Städte“) setzte den Roman um, der von Rafael Blanco Lopez („Lady Death“) ansprechend und stilistisch zum Genre passend illustriert wurde, wenngleich sein Artwork etwas hinter dem der Titelkünstler zurückbleibt.

Die Story führt den Leser in die USA und an den südlichen Mississippi im Jahr 1857. Es ist die Zeit, in der die Südstaaten noch an der Sklaverei festhalten und das Leben eines Farbigen wenig zählt. Keiner der Sklavenhalter ahnt, dass er selbst in den Augen dritter nichts anderes ist als Vieh: Unerkannt treiben aus Europa eingewanderte Vampire ihr Unwesen in Amerika, verfolgt von Blutmeister Joshua York.

Anders als seine Artgenossen wuchs er unter Menschen auf, nahm ihre Gewohnheiten an und begann, nach einem friedlichen Leben mit ihnen zu streben und seinen Blutdurst zu bekämpfen. Einige Vampire schlossen sich ihm an, mehr oder minder freiwillig. Andere jagen weiterhin Menschen, doch nicht nur des Blutes wegen, sondern aus Freude an der Grausamkeit. Und das wiederum sind die Vampire, die York unschädlich machen will. Indem er der Spur von Daemon Julian und seinem Clan folgt und durch eigentümliche Gepflogenheiten auffällt, weckt er in den Schiffern Sorge und Angst, die er zwar weitgehend zerstreuen kann, doch Abner Marsh, der Kapitän, ist nicht so leicht zu überzeugen und verlangt Antworten, die er schließlich erhält. Hier überrasch der Autor, indem er York den unbequemen Partner nicht etwa eliminieren, sondern ihn ins Vertrauen ziehen lässt, wofür ihm Marsh durch Loyalität dankt. Was dieses geheime und vor allem gefährliche Wissen an Konsequenzen für beide haben wird, verrät allerdings erst der zweite und letzte Teil, in dem es zum Showdown zwischen York und Julian kommen muss.

Bislang ist „Fevre Dream“ auch nur wieder eine Geschichte im Stil der Gothic Novel, die das Vampir-Motiv von Europa in die USA des 19. Jahrhunderts verlagert und die düsteren Schlösser und Gruften durch Herrenhäuser und einen Raddampfer ersetzt. Die Schwächen der Blutsauger sind die üblichen, ebenso die Motive, die York bewegen, um sich gegen seine perversen und grausamen Artgenossen zu stellen, und die Mittel, die er anwendet, um den Blutdurst zu kontrollieren.

In Konsequenz liest sich der Comic – und vermutlich auch der Roman – wie eine gängige Vampir-Story, ohne wirklich etwas Neues zu bieten. Sofern man die Vorlage nicht kennt, kann man bloß raten, ob der Comic durch die Komprimierung kurzweiliger geraten ist als das Buch.