Frank Frazettas Death Dealer: Schatten von Mirahan (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 12. Juli 2009 01:00
Frank Frazettas Death Dealer: Schatten von Mirahan
(Frank Frazetta’s Death Dealer – Shadows of Mirahan)
Autoren: Nat Jones, Jay Fotos, Joshua Ortega
Zeichnungen: Nat Jones
Farben: Jay Fotos
Übersetzung: Reinhard Schweizer
Lettering: Walproject
Panini, 2009, Papeback mit Klappenbroschur, 212 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86607-741-6
Von Frank Drehmel
Die Figur des Death Dealers basiert auf dem gleichnamigen Gemälde des Malers und Illustrators Frank Frazetta aus dem Jahre 1973. Seit damals inspirierte der düstere Krieger mit der Axt zahlreiche Kunstschaffende – angefangen bei Malern über Illustratoren und Skulpteure bis hin zu Comic-Zeichnern – und wurde zu einer Ikone des Fantasy-Genres, der jeder von uns schon einmal begegnet sein dürfte.
Nat Jones’, Jay Fotos’ und Joshua Ortegas Comic-Adaption ist nicht die erste ihrer Art. Schon im Jahre 1995 wurde unter Federführung Glenn Danzigs – einigen Lesern wird er als Sänger und Gitarrist der US-Metal-Band »Danzig« ein Begriff sein – im kleinen Verlag Verotik eine vierteilige Mini-Serie herausgegeben, an der unter anderem der von Frazetta stilistisch beeinflusste britische Comic-Star Simon Bisley beteiligt war, die allerdings aus mehreren Gründen – einer davon war sicherlich das grundsätzlich auf eine erwachsene Leserschaft ausgerichtete Verlagsprogramm – nicht die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums auf sich ziehen konnte.
Das vorliegende Tradepaperback, »Schatten von Mirahan«, enthält die erfolgreichere, 2007 erschienene, sechsteilige Mini-Serie des Image-Verlages, die – um es vorab zu erwähnen – sowohl erzählerisch als auch künstlerisch keinen qualitativen Quantensprung gegenüber der trashig, harten 95er-Version darstellt.
Einst herrschte im Lande Iparsia zwischen den Reichen Oro und Edani ein grausamer Krieg, in dem der Death Dealer wie eine neutrale Naturgewalt über die Armeen der beiden Parteien kam und sie so schließlich zu einem Jahrhunderte dauernden Frieden zwang.
Doch die friedvollen Zeiten sind vorbei, denn aus dem verwüsteten Edani drängt die Schattenhorde des finsteren Gottes Mirahan – eines Gottes des Nichts, der Finsternis und des Todes – nach Oro.
Eines ihrer ersten Opfer ist der junge Waldbewohner Haden. Als er mit seiner Geliebten Adelia, der Tochter des Fürsten von Treya durch Wälder streift, metzeln ihn die Untoten am Fuße des mystischen Großmutterbaumes nieder. Während das junge Mädchen an den Hof ihres Vaters entkommen kann, gebärt das Land selbst aus dem toten Körper Hadens einen neuen Death Dealer. Und anders als in vergangenen Zeiten ist dieser keine neutrale Macht mehr, sondern kämpft nun auf der Seite des Lebens.
Nur dem Eingreifen des dunklen Kämpfers ist es zu verdanken, dass Treya den Überfall der Schattenhorde zurückwerfen kann, auch wenn die Schlacht viele Opfer fordert. Doch Mirahan ist damit keineswegs besiegt, sondern lässt jetzt seine Streitmacht gegen die Festung Sacramont des Königs Strom ziehen.
Adelia versucht, in Begleitung eines alten Druiden namens Drevoid sowie des kleinen Bruders Hadens, Kelland, nach Sacramont zu gelangen, um ihren toten Geliebten im Kampf gegen den Gott des Todes zu unterstützen. Als sie jedoch ihr Ziel erreichen, sehen sie eine Festung in Flammen und finden einen Death Dealer, der von dem monströsen Mirahan selbst in die Knie gezwungen wurde.
Auch wenn »Schatten von Mirahan« Sword & Sorcery gleichsam in Reinform bietet und damit für Genre-Fans sicher von Interesse ist, muss man leider konstatieren, dass die Autoren wenig Substanzielles und Originelles zustande gebracht haben. Stereotype, klischeehafte, einfache Figuren auf beiden Seiten der Moral, hohler Pathos, ein oberflächlich gezeichneter Schöpfungsmythos und eine letztlich nicht fassbare Welt hinterlassen mehr Fragen als Antworten. Man merkt von Anfang an, dass es Jones, Fotos und Ortega um nichts anderes als die pathetische, plakative Inszenierung von Gewalt in gewaltigen Bildern geht und sie Information zu Hintergründen bestenfalls als lästiges Übel betrachten.
Das Artwork hinterlässt ebenfalls einen ambivalenten Eindruck. Zunächst einmal erinnert Nat Jones’ Stil, die Art wie er Figuren proportioniert und wie er mit kleinen Schraffuren sowie harten Verschattungen Tiefe erzeugt, an einen der Großen des Fantasy-Comics, an Richard Corben, wobei Jones jedoch deutlich weniger karikierend überzeichnet. Da Parallelen zu Corben nicht per se schlecht sein müssen, liegt die künstlerische Schwäche des Comics an anderer Stelle: es ist der Gesamteindruck, der negativ aufstößt.
Sind die Panels – und hier insbesondere die großformatigen, opulenten Schlachtenbilder – für sich genommen durchaus reizvoll und kontrastreich, so wirken sie in ihrer Gesamtheit visuell bedrückend monoton. Das liegt nicht nur an der tendenziell monochromen Kolorierung mit ihrem großen Schwarzanteil, sondern vor allem an den die Einstellungsgrößen dominierende Close-Ups, welche die räumlichen Beziehungen der Figuren nur unzureichend sowie spannungsarm wiedergeben und es dem Leser ein ums andere Mal schwer machen, den Überblick zwischen fliegenden Äxten, grinsenden Totenschädeln und kulleraugigen Maiden zu bewahren.
Vermitteln Artwork und Story einen zwiespältigen Eindruck – mit Tendenz zum Negativen –, so besteht bezüglich der Qualität des redaktionellen Teils keinerlei Zweifel. Eine äußerst umfangreiche Galerie, in der neben Skizzen, Entwürfen und Bildern Jones’ auch Frazettas Original-Gemälde präsentiert werden, ein Exkurs in die Entstehung des Comics vom Skript bis zur getuschten Seite sowie ein Vorwort Todd McFarlanes und ein Nachwort Frank Frazetta Jr. lassen kaum Wünsche offen.
Fazit: Ein typisches Image-Comic: wenig Inhalt und ein aufgeblasenes Artwork! Dennoch für Sword & Sorcery-Fans, die keinen gesteigerten Wert auf visuelle Lebhaftigkeit legen, durchaus zu empfehlen.