David Hair: Am Ende des Friedens – Die Brücke der Gezeiten 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 16. Juli 2014 08:41
David Hair
Am Ende des Friedens
Die Brücke der Gezeiten 2
(Mage’s Blood, Part 2)
Übersetzung: Michael Pfingstl
Penhaligon, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 544 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7645-3126-3 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
David Hare ist ein neuseeländischer Autor, der für seine Jugendbücher schon einige Preise erhalten hat und nun mit „Die Brücke der Gezeiten“ seine erste Fantasy-Saga veröffentlicht, die sich mehr an Erwachsene richtet. Da er vorher lange Zeit in England und Indien gelebt hat, fließen auch Elemente dieser Kulturen in seine Geschichte ein, was man vor allem an „Am Ende des Friedens“ merkt.
Es gibt nur zwei Kontinente auf der Welt Urte, deren Bewohner aber lange nichts voneinander wussten: Yuros und Antiopia. So konnten sich sehr unterschiedliche Kulturen in den kalten, unwirtlichen Gebieten des Nordens und des von Wüsten durchzogenen Südens entwickeln. Erst vor fünfhundert Jahren änderte sich das, als die Magie in die Welt kam, herbeigerufen durch eine Sekte und ihren charismatischen Anführer Corineus.
Ein Trank erweckte in denen, die überlebten, die Fähigkeiten, die Kräfte zu nutzten und damit auch „Die Leviathanbrücke“ zu schaffen, eine Brücke, die zur Zeit der Mondfluten für zwei Jahre den Handel und Kontakt zwischen den Kontinenten möglich machte. Das veränderte das Gesicht der Welten grundlegend, spalteten sich doch auch die Magier in zwei Lager: diejenigen, die ihre Macht ausnutzen wollten, und die anderen, die sich eher als Bewahrer und Hüter der Welt sehen. Das führte zu mehreren Eroberungswellen aus dem Norden, die die friedlichen Kulturen des Südens veränderten.
Nun, nach einer Phase in der die Kontinente wieder einmal längere Zeit voneinander getrennt waren, nähert sich die nächste große Mondflut und gibt dem derzeitigen Kaiser die Möglichkeit, eine neue Invasion vorzubereiten, was allerdings auch zu Unruhen führt. Hinter den Kulissen versucht die Magierin Elena die Königin und Regentin Cera zu beschützen, weil diese mit ihrem Bruder liiert ist, Alaron und andere Zauberschüler machen weitreichende Entdeckungen, die das Gefüge der Welt, so wie es jetzt besteht, erschüttern könnten.
Derweil hofft der alternde Magier Meiros auf Antiopia durch seine junge Ehefrau Ramita noch einmal neue Kraft und Lebensmut zu gewinnen, doch die Händlerstochter folgt noch dem Ruf ihres Herzens und kann nicht von Kazim lassen, der ihr heimlich gefolgt ist und sie befreien will. Gerade weil sie sich ihm hingibt und später nicht weiß, von wem die Kinder, die sie bald erwartet, stammen, bringt sie sich in eine gefährliche Lage und löst eine Folge von unheilvollen Entwicklungen aus, durch die sie alles verlieren könnte...
„Am Ende des Friedens“ schließt nicht ohne Grund direkt an „Ein Sturm zieht auf“ an, bilden beide Bücher im Original doch einen einzigen Roman. Immerhin gibt es eine ausführliche inhaltliche Zusammenfassung des ersten Buches, so dass es auch für Neueinsteiger leichter ist, in die Handlung einzusteigen, auch wenn man einige Zeit braucht, um sich zurechtzufinden.
David Hair hat seine Geschichte sehr episch angelegt. Zwar gibt es einige dramatische Entwicklungen, aber auch dieser Band dient noch mehr dazu, um die Figuren ausführlich vorzustellen und entsprechend zu positionieren.
Die Geschichte glänzt mit farbenprächtigen Beschreibungen von Umgebung und Kultur, man erfährt einiges über die Sitten und Gebräuche der Welten, in der die Protagonisten sich bewegen. Natürlich lässt er auch den einen oder anderen Hinweis auf spätere Entwicklungen und Gefahren einfließen, aber diese sind eher dürftig und fallen kaum ins Gewicht. Und obwohl man einiges über die Figuren erfährt, so bleiben sie doch blass und entwickeln kaum die Ecken und Kanten, die sie wirklich interessant machen. Selbst Ramita und Kazim, die zentralen Charaktere, bleiben auf wenige Eigenschaften reduziert und verlieren ihre sympathischen Züge, was auch daran liegen mag, dass beide eigentlich nur Spielfiguren sind, eher auf das, was ihnen passiert, reagieren als selbstständig zu agieren, weil sie zu sehr mit sich und ihren Befindlichkeiten beschäftigt sind. Und sie sind beileibe nicht die einzigen, die sich so verhalten.
Leider sorgen auch die vielen Handlungsebenen und Personen nicht gerade eben dafür, dass man einen tieferen Zugang zu den Helden bekommt – der Autor verschwendet zu viel Zeit für Äußerlichkeiten und vergisst dabei gelegentlich , die Geschichte angemessen weiter zu treiben und auch den wichtigen Charakteren die nötige Tiefe zu verleihen, die sie bräuchten, um dem Leser in Erinnerung zu bleiben
Alles in allem entsteht ein zwiespältiger Eindruck. „Am Ende des Friedens“ ist zwar durchaus angenehm geschrieben, kommt aber leider inhaltlich eher behäbig und in den Entwicklungen schwerfällig daher, so dass man mehr als einmal hofft, dass endlich einmal etwas mehr passieren würde als dass nur Personen aufeinander treffen und reden. Damit kann man „Am Ende des Friedens“ eigentlich nur den Lesern empfehlen, die Spaß an episch breitgetretenen Handlungssträngen und epischen, farbenprächtigen Schilderungen einer exotischen Welt haben und denen dramatische Abenteuer und vielschichtige Personen dabei nicht ganz so wichtig sind. Wer jedoch die nötige Geduld für die trotz des lebendigen Stils doch eher schwerfällig wirkende Handlung hat, wird vermutlich auch zu den kommenden Bänden um „Die Brücke der Gezeiten“ greifen wollen.