Cassandra Clare & Sarah Rees Brennan & Maureen Johnson: Die Chroniken des Magnus Bane (Buch)

Cassandra Clare & Sarah Rees Brennan & Maureen Johnson
Die Chroniken des Magnus Bane
Übersetzung: Ulrike Köbele
Arena, 2014, Hardcover, 556 Seiten, 18,99 EUR, ISBN 978-3-401-06975-3

Von Christel Scheja

Durch die „Chroniken der Unterwelt“ und die „Chroniken der Schattenjäger“ hat Cassandra Clare in den letzten Jahren ein ganz eigenes Urban-Fantasy-Universum geschaffen, das viele Fans fand und es sogar ins Kino schaffte. Neben den Nephilim, die sich dem Kampf gegen die Schattenweltler, vor allem den Dämonen, widmen, sind aber auch noch andere schillernde Figuren zu wichtigen Gestalten des Epos geworden, vor allem Magnus Bane, der oberste Hexenmeister von Brooklyn.

„Die Chroniken des Magnus Bane“ wagen einen Einblick in die letzten vierhundert Jahre seines Lebens. Über seine Herkunft und sein Alter spricht der Hexenmeister natürlich nicht, aber er erinnert sich immer wieder an bedeutsame oder prägende Ereignisse und Begegnungen in seinem Leben. „Was geschah tatsächlich in Peru?“ bleibt auch ihm verborgen, denn er kann sich nicht daran erinnern im Verlauf der Jahrhunderte, in denen er das Land in den Anden mit seinen Freunden besuchte, mehr Schaden als üblich angerichtet zu haben.

Einige Zeit vorher soll er im revolutionären Frankreich „Die Flucht der Königin“ arrangieren. Ein Graf Axel von Fersen bittet ihn, seine Kräfte einzusetzen, nicht ahnend, dass Magnus ihm diesen Gefallen nur tut, weil er eigenen Interessen folgt.

„Vampire, Scones und Edmund Herondale“ bringen ihn in Kontakt mit den Schattenjägern des englischen Instituts, eine Verbindung, die ihn von nun an nicht mehr loslassen und immer wieder in Kontakt mit bestimmten Familien bringen wird.

„Tochter der Finsternis“, „Der Aufstieg des Hotels Dumort“, „Die Rettung Raphael Santiagos“ und „Der Niedergang des Hauses Dumort“ erzählen von seinen Erlebnissen in New York und seiner wechselvollem Beziehung gegenüber den Vampiren, die sich dort einnisten. Liebe, Verzweiflung und Hass spielen immer wieder eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, mit den Blutsaugern auszukommen, die genau wie die Menschen von sehr unterschiedlicher Natur sind.

„Der letzten Kampf des New Yorker Instuts“ bringt ihn erstmals in Verbindung mit den Ideen und Machenschaften des „Kreises“ und Valentin Morgensterns, aber auch der Aufgabe, die er in den kommenden Jahren übernehmen wird, bis sich das Erbe in der kleinen Clary nicht mehr unterdrücken lässt.

Die restlichen Geschichten widmen sich dann seiner jüngsten leidenschaftlichen Beziehung zu Alex Lightwood, dem jungen Schattenjäger, der seine Neigungen zu Männern ohne Abstriche erwidert und bisher am Besten zu ihm zu passen scheint.

Denn das Besondere an Magnus Bane ist wohl seine offen ausgelebte Bisexualität. Zwar mag er in seinem langen Leben auch Beziehungen zu Frauen geführt haben, tatsächlich ist er aber doch eher Männern zugeneigt. Das merkt man schon alleine daran, dass er es viel schwerer nimmt von seinen gleichgeschlechtlichen Gefährten verlassen zu werden, denn die Bindungen, die er zu ihnen entwickelt, sind um einiges leidenschaftlicher und stärker als die zu weiblichen Wegbegleiterinnen, selbst wenn diese unsterblich sein mögen. Cassandra Clare und ihre Mitautorinnen begehen aber auch nicht den Fehler, die Sexualität in expliziten Schilderungen hervorzuheben. Tatsächlich dreht sich alles mehr um die Gefühle als den Akt selbst, sie erlauben einen Einblick in die schwachen und verletzlichen Seiten des in den anderen Szenen immer selbstsicher und fast schon arrogant auftretenden Hexenmeisters, der sich normalerweise nicht in die Karten schauen lässt. Hier darf er auch einmal aus Liebe Fehler begehen und in Fallen tappen oder über die Stränge schlagen, hier darf er Herz zeigen und hilfreich sein, auch wenn er das gerne mit bissigen Bemerkungen kaschiert.

Zudem erhält man einen etwas anderen Blick auf verschiedene Figuren und Ereignisse, die man bereits aus den beiden Zyklen kennt, was für ein nettes Wiedersehen mit ihnen sorgt und das ein oder andere Detail verrät, das man noch nicht kannte. Aus diesem Grund erweist es sich allerdings auch als sehr schwer, ohne Vorwissen in das Buch einzusteigen. Während Fans die ganzen Anspielungen und Hinweise verstehen und genießen können, merkt man als Neuling doch, das vieles als bekannt vorausgesetzt und nicht mehr großartig erklärt wird.

Die Geschichten selbst sind mäßig spannend. Man weiß eigentlich, dass Magnus nicht wirklich etwas passiert, auch wenn er einmal in ernsthafte Schwierigkeiten gerät; die Hintergründe sind aufgrund der Länge der Erzählungen nur grob skizziert. Viel mehr Wert legen die Autorinnen auf Dialoge, die Entwicklungen der Beziehungen und die Gefühle von Magnus Bane, der dadurch auch ein wenig von seiner Unnahbarkeit verliert. Wer allerdings gehofft hatte, mehr über seine Anfänge und Ursprünge zu erfahren, wird jedoch enttäuscht – der Hexenmeister ist in den Erzählungen schon auf der Höhe seiner Kraft.

„Die Chroniken des Magnus Bane“ erweist sich als interessante Ergänzung zu den Roman-Zyklen von Cassandra Clare, die nicht nur eine schillernde Figur näher beleuchten, sondern auch ein paar Elemente enger miteinander verknüpfen. Letztendlich werden aber vor allem die Leser ihren Spaß haben, die vor allem auf die gefühlsmäßige Entwicklung der Helden setzen und weniger auf deren Abenteuer.