Die Legende von Malemort 1: Unter dem Mondlicht (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 19. Juli 2009 01:00
Die Legende von Malemort 1
Unter dem Mondlicht
(Le roman de Malemort: Sous les cendres de la lune)
Text & Zeichnungen: Eric Stalner
Farben: Jean-Jacques Chagnaud
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2009, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-021-7
Von Frank Drehmel
Wir schreiben Mitte des 13. Jahrhunderts, also 30 Jahre nach dem Albigenserkreuzzug, der mit der fast vollständigen Ausrottung der Katharer, einer hauptsächlich in Südfrankreich verbreiteten christlichen Glaubensbewegung, endete.
Die junge Anthea arbeitet Im Freudenhaus von Frau Agnes in der Nähe des Dorfes Cazenac. Das lebenslustige Mädchen ist nicht nur selbstbewusst und nicht auf den Mund gefallen, sondern auch eine erfahrene Stock-Kämpferin, welche sich den Nachstellungen aufdringlicher Dorf-Casanovas handfest zu erwehren weiß.
Eines Tages findet sie im Wald einen verletzten Ritter – Malperthius –, den sie zu Frau Agnes und ihren Dirnen schafft, damit er dort von seinen schweren Verletzungen genese. Zu spät stellt sich heraus, dass dieser Ritter von den brutalen Schergen der Inquisition verfolgt wird. Als Anthea von einem Ausritt mit des Ritters Ross zurückkehrt, muss sie mit ansehen, wie der edle Herr und Agnes den Verfolgern in die Hände fallen, und kann selbst im allerletzten Augenblick auf dem ausgeliehenen Pferd in die Wälder fliehen.
In einer düsteren, tief im Wald verborgenen Burgruine legt sich zur Nachtruhe. Geweckt wird sie nicht durch Vogelgezwitscher, sondern von einem kleinwüchsigen Mann, der augenscheinlich »ihr« Pferd zu stehlen versucht. Selbstbewusst – fasst schon arrogant – fordert sie den Fremden zum Stockkampf heraus, nur um festzustellen, dass sie in ihm ihren Meister gefunden hat.
Auch wenn das erste Aufeinandertreffen der beiden gewalttätig verläuft raufen sich Anthea und Arnulf – so der Name des kleinen Mannes – schon bald zusammen und machen sich auf Geheiß von Arnulfs geheimnisvollen Herren daran, Malperthius und Agnes aus den Fängen der Inquisition zu befreien. Bald jedoch erkennt die junge Frau, dass sowohl Arnulf als auch sein Meister ein dunkles, gefährliches Geheimnis verbergen …
Storys, die sich um das Motiv »Die Schöne und das Biest« – oder heutzutage eher »Das Mädchen und der Vampir« (von Stephenie Meyers »Twilight«-Serie über Tanya Huffs »Vicky Nelson«-Romane bis hin zu Charlaine Harris’ »Cookie Stackhouse«-Reihe) – ranken, sind zwar seit einigen Jahren en vogue, aber seien wir mal ehrlich: für uns heterosexuelle Kerle mit Cojones haben Typen wie Edward Cullen, Henry Fitzroy oder Bill etwas romantisch-verklärt Weicheieriges an sich, das uns weder spitz wie Nachbars Lumpi macht, noch uns als echte Projektionsfläche dient.
Da Eric Stalner – ein seit über 20 Jahren umtriebiger, in Deutschland eher wenig beachteter französischer Autor und Zeichner – seine »Malemort«-Reihe allerdings schon im Jahre 1999 begann, kann man ihm natürlich nicht vorwerfen, mit seinem Setting auf einen fahrenden Zug aufgesprungen zu sein. Dennoch dürften auch Antheas Abenteuer eher dem Gusto einer weiblichen Leserschaft entsprechen, und zwar nicht nur inhaltlich – immerhin stehen eine (noch) selbstbewusste, nicht karikaturhaft überzeichnete Heldin sowie ein blond bemähnter Gigolo-Typ im Mittelpunkt – , sondern gerade auch grafisch.
Der grundsätzlich finstere Hintergrund der europäischen Inquisition wird durch eine leichte Erzählweise, den weitgehenden Verzicht auf explizite Grausamkeiten, die sympathischen, modern – und damit leicht anachronistisch – wirkenden Protagonisten, einen Hauch von Romantik und Humor relativiert beziehungsweise weichgezeichnet.
Stalners verspielter, leichter und dynamischer Strich, die geschwungenen Linienführungen insbesondere bei Haaren und Kleidung tragen dazu bei, dass »Unter dem Mondlicht« selbst in den düsteren Passagen visuell freundlich hell bleibt und eine charmante, vage mediterrane Atmosphäre ausstrahlt, welche das Album für »Grim’n’Gritty«-Fans und »echte« Männer weniger interessant macht.
Fazit: Sympathische Charaktere, das »La belle et la bête«-Thema sowie das leicht verspielt wirkende, helle Artwork machen diese »Historical Fantasy« zu einem kurzweiligen Lesevergnügen insbesondere für weiblich fühlende Leser.