Kai Meyer – Das Wolkenvolk: Mondkind – Seide und Schwert 2 (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 19. Juli 2009 01:00
Kai Meyer – Das Wolkenvolk
Seide und Schwert 2
Mondkind
Textadaption: Yann Krehl
Zeichnungen: Ralf Schlüter
Tusche: Horst Gotta
Farben: Dirk Schulz
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2009, Hardcover, 72 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-939823-95-7
Von Frank Drehmel
Der junge Niccolo, die Drachentochter Nuaga und der verfluchte Akrobat Feiqing werden Zeugen des Kampfes einer weißgewandeten Frau mit einem Krieger. Als die Kämpferin kurz vor ihrer Niederlage steht, bittet sie Niccolo, ihr etwas von seinem Chi, seiner Lebenskraft zu überlassen. Der Junge aus der Wolkenstadt willigt ein, nicht ahnend, dass diese Entscheidung noch weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen wird.
Zunächst jedoch gelingt es der jungen Frau, die sich den drei Reisenden anschließend als Mondkind vorstellt, den Krieger – einen unsterblichen Xian – in die Flucht zu schlagen. Zudem gibt sie ihnen, bevor sie sich verabschiedet, um Wisperwind zu jagen (siehe Band 1, »Wisperwind«), die Schwertmeisterin des Clans der Stillen Wipfel, die ihr zwei Götterschwerter gestohlen haben soll, einen wertvollen Hinweis, der der Suche der Gefährten nach den verschwundenen Drachen eine neue Richtung gibt: in den Lavatürmen, einer auf einen breiten, China durchfließenden Lavastrom erbauten Stadt leben Menschen, die als Freunde der Drachen gelten und die etwas über den Aufenthaltsort dieser Wesen wissen sollten.
Um dorthin zu gelangen bedürfen Niccolo, Nuaga und Feiqing jedoch fremder Hilfe. Der Akrobat schlägt vor, irgendeinen Mönch zu Rate zu ziehen, da diese Männer im Ruf stehen, weit herum gekommen zu sein und über großes Wissen zu verfügen.
In einem nahe gelegenen Wirtshaus machen sie die Bekanntschaft mit Li, der zwar kein Mönch ist, der aber als Fangshi, als Wunderheiler, über umfangreiche Kenntnisse verfügt und sich bereit erklärt, die drei Reisenden zu unterstützen.
Als sie endlich vor dem Strom aus geschmolzenen Gestein stehen, werden sie gezwungen sich zu trennen, denn nur einem Sterblichen ist die Überquerung der Lava gestattet. Die Wahl fällt auf Niccolo, der sich kurz darauf in einer verlassen Stadt wiederfindet, in welcher die Menschen augenscheinlich ermordet wurden. Und er trifft Wisperwind, die Diebin, die ihn schon einmal gerettet hat.
Während sich innerhalb der Türme der Junge und die Schwertmeisterin über das klar werden, was hier geschehen sein könnte, enthüllt auf der anderen Seite des Lavastroms der Wunderheiler Li Nuaga und Feiqing seine wahre Identität sowie die vermeintlich finsteren Pläne eines ätherischen Gegners.
Fehlte dem ersten Band noch der »Sense of Wonder«, so wirkt »Mondkind« überraschend frisch und lebendig. Der Hauptgrund ist sicherlich, dass, nachdem im ersten Teil die Figuren eingeführt wurden und semi-historische Details die Handlung dominierten, nun das Mystische und Mythische, das Märchenhafte des Hintergrundes – und damit die Phantasie – in den Mittelpunkt der Geschichte rücken. Da die Story durch das Götterwirken epischeren Charakter erhält und sich komplexe Verwicklungen nicht nur emotionaler Natur abzeichnen, fällt kaum noch ins Gewicht, dass die Figuren – nach wie vor – relativ flach beziehungsweise hölzern wirken.
Nicht wirklich störend, sich aber auch nicht harmonisch in den Fluss der Geschichte eingliedernd sind zwei längere Passagen, welche auf der Wolkeninsel spielen und in denen die Tochter des Herzogs, Allessia, einer Verschwörung auf die Schliche gekommen zu sein glaubt. Nicht nur, dass hier die Handlung an sich unplausibel ist, sondern auch der erklärende, staubtrockene Grundtenor will nicht recht zum Rest des Albums passen.
Über das Artwork – Zeichnungen, Tusche und Kolorierung – muss man nicht viele Worte verlieren: atmosphärisch stimmig, dynamisch und eigenständig erfüllt es Meyers und Krehls Welt mit Leben. Selbst die kleinen ab und an auftretenden Unstimmigkeiten in der Proportionierung insbesondere der Gesichter der Figuren wirken nicht länger irritierend, sondern machen nun einen Teil des Charmes der Bilder aus.
Fazit: Das leichte, lebendige Artwork sowie die deutliche erzählerische Steigerung gegenüber dem ersten Album machen »Mondkind« zu einer Empfehlung für Freunde fernöstlich angehauchter Fantasy.