X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 14. Juni 2014 10:59
Chris Claremont
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit
(The Uncanny X-Men 138-143)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration und Zeichnungen von John Byrne
Panini, 2014, Paperback, 132 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-86201-925-0 (auch als Hardcover erhältlich, 29,00 EUR)
Von Frank Drehmel
Rechtzeitig zum Start des 2014er-X-Men-Films „Zukunft ist Vergangenheit“ veröffentlicht Panini einen Comic-Sammelband, der neben weiteren Geschichten auch jene zweiteilige Story aus dem Jahre 1981 enthält, die für die Kino-Adaption die Vorlage geliefert hat: „Days of Future past“ und „Mind out of Time“.
Doch bevor wir dazu kommen, werfen wir einen kurzen Blick auf den weiteren Inhalt: Jean Grey -und damit der Dark Phoenix, als der sie wiedergeboren wurde – ist tot. Während Freunde und Mitreiter sich an ihrem Grab versammelt haben, um ihr die letzte Ehre zu erweisen, lässt ihr Geliebter, Scott Summers alias Cyclops, in Gedanken die Vergangenheit Revue passieren, die zahlreichen Feinde und Kämpfe, aber auch die schönen Momente und fällt schlussendlich die Entscheidung, die X-Men zu verlassen.
Doch für die anderen X-Men geht das Leben, das Training und die Pflicht weiter, zumal schon eine neue Rekrutin vor der Tür steht: die blutjunge Katherine Anne „Kitty“ Pryde alias Sprite (ein Kampfname, den sie später in Shadowcat ändern wird). Da die neue Umgebung für das schüchterne Mädchen fast schon beängstigend wirkt, nimmt Ororo alias Storm sie unter ihre Fittiche und geleitet sie zu der Überraschung, die Professor Xavier für Kitty vorgesehen hat.
Derweil begeben sich Logan – Wolverine – und Kurt Wagner a.k.a. Nightcrawler nach Kanada, da der ehemalige Söldner bestehende Differenzen mit seinem alten Team Alpha Flight – insbesondere dem neuen Anführer Vindicator – aus der Welt schaffen und Frieden schließen will. Kaum dass sie vor Ort angekommen sind, müssen sich die Helden vereint einer Gefahr stellen, die Logan von früher her kennt: dem nahezu unverwundbaren und monströsen Wendigo, der sich in der Vergangenheit sogar dem Hulk als ebenbürtig erwiesen hat.
Als schließlich die X-Men wieder daheim vereint sind, erhalten sie eine beängstigende Botschaft. Kitty Prydes zukünftiges Ich hat vom Körper des Mädchens Besitz ergriffen, um über die Zeiten hinweg den Helden eine Warnung zukommen zu lassen: sie müssen unter allen Umständen den Mord an Senator Kelly durch die Bruderschaft der Bösen Mutanten verhindern. Sollten sie scheitern, setzte das Ereignisse in Gang, die dazu führen, dass bis auf eine kleine Schar Überlebender sämtliche Superhelden den Tod durch Sentinels finden werden, riesige, Tausende zählende Roboter, die die Regierung infolge des Attentats entwickeln lassen wird.
Dass die Geschichten dieses Sammelbandes nunmehr über 30 Jahre auf dem Buckel haben, sieht man ihnen dank des antiquiert wirkenden Artworks und trotz der digitalen Überarbeitung, die für klare, kräftige Farben sorgt, zwar auf den ersten Blick an, aber erstens gehört Zeichner John Byrne nicht ohne Grund zur Crème de la crème der Comic-Schaffenden, und zweitens sind die im Vergleich zu heute visuell deutlich ruhiger gestalteten Bilder und klassisch layouteten Seiten vom narrativen Inhalt sogar eher gehaltvoller als das aktuelle „Poser“-Artwork.
Die Geschichten selbst stellen zwar keinen Ausbund an Originalität dar, verleihen durch ihre Fokussierung einzelnen Charakteren aber immerhin Tiefe, wobei die Rückblenden der ersten Story – „Totenklage“ („Elegy“) – gerade Neueinsteigern unterhaltsame Informationen liefern.
Erzählerisch herausragend ist lediglich die titelgebende Geschichte, „Days of Future Past“, die dem Leser nicht nur mit einem beeindruckenden Cover, dem Bild eines Gräberfeldes, sowie der Handlung an sich die Sterblichkeit selbst der größten Helden vor Augen führt, sondern in der auch jener Konflikt thematisiert wird, der sich bis heute wie ein roter Faden durch die „X-Men“-Comics und das gesamte Franchise zieht: die nicht unbegründete Angst des Homo sapiens vor dem Homo superior auf der einen, und die des neuen Menschen vor der unverhältnismäßigen, faschistoiden Reaktion des alten Menschengeschlechts auf der anderen Seite. Obgleich dieser Zweiteiler zweifellos die Vorlage für den aktuellen Kinofilm bildet, so sind allerdings die Unterschiede nicht nur im Detail, sondern auch in zentralen Aussagen deutlich größer als die Gemeinsamkeiten, was aber dem Unterhaltungswert des Comics keinerlei Abbruch tut.
Fazit: Ein „X-Men“-Klassiker, der in keiner Sammlung fehlen sollte, sowie drei weitere gefällige Storys, die zwar nicht die Intensität wie „Days of Future Past“ und „Mind Out of Time“ aufweisen, die aber dennoch unterhaltsam sind, machen diesen Sammelband zu einer Empfehlung.