C. S. West: Der Kampf der Halblinge (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 14. Juni 2014 10:55
C. S. West
Der Kampf der Halblinge
Bastei Lübbe, 2013, Paperback, 496 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-404-20735-0 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Momentan bürgert sich die Unsitte ein, dass bekannte deutsche Autoren weitere Fantasy-Werke unter einem neuen Pseudonym veröffentlichen. Welche Gründe dahinterstecken, wird wohl unterschiedlich sein, aber man fragt sich schon, welchen Sinn es macht, das Geheimnis gleich schon wieder unter dem Buchdeckel zu lüften. Hinter C. S. West stecken nämlich Claudia Lössl alias Aileen P. Roberts und ihr Mann Stephan. „Der Kampf der Halblinge“ erschien passend zum Start des zweiten „Hobbit“-Films.
Westendtal ist die idyllische Heimat der Halblinge, eingeschlossen in die schroffen Berge und abgeschieden von der Welt, weil sich nur selten Fremde oder Angehörige anderer Völker an diesen Ort verirren. Das Geschwisterpaar Jorim und Enna führt gemeinsam einen der kleinen Höfe und schlägt sich durchs Leben, auch wenn es der junge Mann oft ruhiger angehen lässt als seine tatkräftige Schwester.
Man lebt aber auch nicht hinter dem Mond. Die Kunde, dass der Süden von den Erynnen und Ghulen erobert wurde, erreicht auch Westendtal und zwingt die Halblinge dazu, etwas zu unternehmen, denn es ist nicht zu übersehen, dass die Erynnen auch sie überrennen und ihre Heimat zu einem Stützpunkt machen wollen. Schließlich zieht eine kleine tapfere Schar los, um auf den Spuren des größten Helden ihres Volkes zu wandeln. Vielleicht werden sie ihn auch finden, den wagemutigen Bronn Sternenfaust, der vor vielen Jahren ausgezogen ist, um Drachen zu finden und mit ihnen ein Bündnis zum Wohl der Halblinge zu schließen. Unter ihnen sind neben dem Enkelsohn des Helden, der die anderen mit flammenden Reden aufstachelt und gerne selbst zum Held würde, auch Enna und Jorim.
Je mehr sie aber in unbekanntes Gebiet vordringen und sich selbst durch Unwissenheit in Gefahr bringen oder bedenklicher werdenden Nachrichten hören, desto stärker verblassen die Legenden und machen einer ernüchternden Realität Platz. Vor allem als sie in ein Bergwerk geraten, in dem sie nicht die einzigen Gefangenen aus ihrem Volk sind.
Man merkt sehr deutlich, dass „Der Kampf der Halblinge“ auf der Welle zu schwimmen versucht, die die „Hobbit“-Filme losgetreten haben. Die Geschichte nutzt all die Klischees und Archetypen, die man aus den Werken Tolkiens kennt, auch wenn die Autoren sich bemühen, auch viele eigene Aspekte einzubauen. Aber man merkt, dass sie sich freimütig aus der Mottenkiste des Genres bedienen, damit sie nicht allzuviel erklären müssen. Denn auch Erynnen und Ghule sind nicht so neu und innovativ wie es scheint. Gerade das Volk der kämpferischen Frauen reiht sich ein in die vielen Mischungen aus Amazonen und Dunkelelfen.
Die Figuren sind ebenfalls nicht besonders ausgearbeitet. Die tatkräftige Enna mag zwar ein positiv besetzter aktiver Frauencharakter sein, macht aber auch eine Menge unnötiger Fehler, durch die sie dann wieder gerettet werden muss, ihr Bruder ist der leichtlebige und fröhliche Sidekick des eigentlichen Helden, der erst noch ein wenig Bescheidenheit lernen muss.
Die Handlung ist routiniert aufgebaut, es gibt ruhigere Momente, in denen ein wenig Ambiente durch Beschreibungen entsteht, die Figuren wirken halbwegs lebendig durch die vielen Dialoge, Geheimnisse sind gut verteilt, so dass die Spannung immer auf einem guten Niveau bleibt. Kämpfe und Gefahren würzen die Handlung, so dass man durchweg gut unterhalten wird. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt das Buch aber leider nicht, da es mehr oder weniger an der Oberfläche bleibt und weder durch die Figuren noch das Setting wirklich Eindruck macht.
Alles in allem ist „Der Kampf der Halblinge“ ein solide verfasster Fantasy-Roman für alle Fans abenteuerlicher High Fantasy, die leichte Unterhaltung für die Reise oder den Strand suchen. Wirklich Eindruck hinterlässt die sehr nach Schema F ablaufende Geschichte allerdings nicht, vor allem wenn man schon viel Vergleichbares gelesen hat.