Andrea Tillmanns: Mörderische Saitensprünge (Buch)

Andrea Tillmanns
Mörderische Saitensprünge
Luisa Weinstrauß 2
Wurdack, 2014, Paperback, 200 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-95556-001-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Die selbständige Musikerin und Musiklehrerin Luisa Weinstrauß wird von einem mysteriösen Anruf aus dem Schlaf gerissen. Obwohl der andere Gesprächsteilnehmer nur stöhnt, erkennt sie sogleich ihre Bekannte Marianne Schneider-Winterthur. Der alarmierte Notarzt und die Polizei können nur noch den Tod der Frau feststellen und vermuten Selbstmord. Aber das kann nicht sein – davon ist Luisa felsenfest überzeugt.

Von daher kommt es ihr ganz gelegen, dass Kommissar Müllerjan, der gerade erst seinen pensionierten Chef als Leiter der Mordkommission abgelöst hat, um den fachlichen Rat der Künstlerin und begeisterten Gärtnerin bittet. Luisa tut aber noch Einiges mehr, denn sie beginnt herumzuschnüffeln: Wer könnte ein Motiv haben, Marianne zu ermorden, die damit beschäftigt war, ein Konzert anlässlich der Landesgartenschau zu organisieren und noch andere großartige Pläne schmiedete?

Eine auffällige Gitarre, die aus Mariannes Besitz verschwunden ist, führt Luisa zunächst in die Irre, doch je mehr Puzzlestücke sie zusammenträgt, umso näher kommt sie dem wahren Täter.

„Mörderische Saitensprünge“ – ein Titel mit sehr schöner Doppeldeutigkeit – ist nach „Der Tote vom Zülpicher See“ der zweite in sich abgeschlossene Eifel-Krimi mit Luisa Weinstrauß in der Hauptrolle und zugleich einer von mehreren Regional-Krimis mit verschiedenen Akteuren von Andrea Tillmanns.

Kennt man bereits den ersten Fall der mutigen und ausdauernden Musiklehrerin Luisa, ahnt man, was auf einen zukommt: Hier ermittelt keine weibliche James-Bond-Ausgabe, deren Weg Leichen pflastern, im grausigen Angesicht des Todes; nein, die Protagonistin stellt im Rahmen ihrer Kenntnisse und bescheidenen Möglichkeiten Recherchen in der spießbürgerlichen Nachbarschaft an und deckt dabei so manches dunkle Geheimnis auf. Hilfe erhält sie dabei von aufmerksamen Beobachtern und dem schon etwas zu mitteilsamen Kommissar Müllerjan.

Natürlich bringt sich Luisa durch ihren Eifer in nachvollziehbare Schwierigkeiten. Ihre Neugierde fällt auf und wird gegen sie gewandt, sodass die Polizisten sich prompt wundern, dass bei den jüngsten Mordfällen in ihrer ruhigen Ortschaft stets ein und dieselbe Person involviert war/ist, woraufhin Luisa in den Kreis der Verdächtigen rutscht. Auch sie könnte durchaus ein Motiv haben: Neid, weil ihr eine vergleichbare Karriere verwehrt blieb.

Allerdings macht die Autorin daraus genausowenig ein aufgesetztes Drama wie aus dem Verbrechen an sich. Die Geschehnisse verlaufen in ruhigen Bahnen, der Schwerpunkt liegt auf dem Nachforschen, dem Austausch von neuen Hinweisen und logischen Überlegungen. Diese geraten stellenweise sehr theoretisch, und wenn man selber wenig Interesse an Musik hat, drängt sich das Gefühl auf, dass hier weniger mehr gewesen wäre, denn das Aufzählen von (weniger bekannten) Komponisten und ihren Stücken trägt nichts weiter zur Lösung des Falles bei.

Findet man Gefallen an solch getragenen Erzählungen und der feinen Prise Lokalkolorit, nimmt man gern Anteil an den Ermittlungen der sympathischen Protagonisten und wird glaubwürdig unterhalten.