Danger Girl: Revolver (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 06. Juni 2014 10:57
Andy Hartnell
Danger Girl: Revolver
Titelillustration von J. Scott Campbell
Zeichnungen von Chris Madden, Jeromy Cox
Aus dem Amerikanischen von Arne Voigtmann
dani books, 2013, Paperback, 104 Seiten, 13,00 EUR, ISBN 978-3-944077-07-9
Von Irene Salzmann
J. Scott Campbell (früher auch unter dem Namen Jeffrey Scott als Autor und Zeichner tätig) arbeitete an Serien wie „The Amazing Spider-Man“ und „Gen13“, ist aber vor allem durch seine eigene Schöpfung „Danger Girl“ (1998) bekannt geworden. Mittlerweile liegen von dem Titel, der an Filme/Romane/Games wie „Indiana Jones“, „Tomb Raider“, „Drei Engel für Charlie“ und „James Bond“ angelehnt ist, mehrere Oneshots und Mini-Serien sowie eine fortlaufende Reihe vor.
Der Stil, bei wechselnden Zeichnern, war und ist sehr dynamisch und geprägt von den Mangas, was – auch bei „Danger Girl: Revolver“ – vor allem die Gesichter sehr beweglich macht. Eine ausgeprägte Gestik und Mimik, ja, Grimassen ersetzen infolgedessen viele Worte.
Man erinnert sich: Schatzjägerin Abbey Chase wurde von dem ehemaligen britischen Secret-Service-Agenten Deuce angeheuert, um für seine kleine, weltweit operierende Organisation Danger Girl tätig zu werden. Zusammen mit ihren Kolleginnen Sidney Savage, Natalia Kassle und Silicon Valerie gehört sie seither zu dem erlesenen Team. Im Laufe ihrer Missionen treffen die jungen Frauen immer wieder auf den CIA-Agenten Johnny Barracuda, der ihnen zur Seite steht. Nachdem sich Natalia als Doppelagentin entpuppt hatte, setzte die Organisation die Arbeit ohne die Russin fort – und nun soll in „Revolver“ ein neues Danger Girl eingeführt werden.
Nicht nur die Namen, sondern auch die haarsträubenden Einsätze, die Gegner und die Motive spielen bewusst mit den Genre-Klischees. Die Geschichten sind spannend, witzig und vor allem sexy, denn die hübschen Protagonistinnen in ihren hautengen Kostümen, die des Öfteren zerfetzt werden, wissen ihre Reize bestens zu präsentieren, sodass vor allem das männliche Publikum auf seine Kosten kommt.
In einer kurzen Einleitung stellt Björn Steckmeier die Danger Girls und die Geschichte ihrer Veröffentlichung vor. Zwingend notwendig wäre das nicht, denn man kann sich gänzlich ohne Vorkenntnisse auf den in sich abgeschlossenen Band einlassen, da die Handlung selbsterklärend ist – dennoch: ein nettes und interessantes Extra.
Die Danger Girls reisen nach Peru, wo sie auf einen Stamm Indios treffen, dem der Hungertod droht, denn durch den Diebstahl eines goldenen Medaillons verloren die Menschen das Wohlwollen der Sonnengöttin. Um das Artefakt zurückzuholen, legen sich Abbey und Sidney mit skrupellosen Schatzjägern an. Zum Glück erhalten sie Unterstützung von Abbeys Ex-Verlobten, über den sie immer noch nicht hinweg ist, und einem neuen Danger Girl, das für Sidney keine Unbekannte ist.
Natürlich darf man nicht zu viel von der Story erwarten, da sie in erster Linie in einem rasanten Tempo unterhalten und dabei alle Wünsche der Genre-Fans bedienen will, und dieses Anliegen erfüllt Autor Andy Hartnell bravourös. Er sorgt zudem dafür, dass sich der Kreis schließt, denn der Reißer zu Beginn scheint zunächst nur ein solcher zu sein, der auf das Kommende einstimmt, doch zum Ende hin erschließt sich die wahre Bedeutung des Auftakts. Man hat tatsächlich das Gefühl, einem Kinofilm beizuwohnen, so flüssig und ohne unnötige Schnörkel werden die Geschehnisse abgespult.
Die Figuren erfüllen exakt ihre Rollen. Obwohl man Neues über sie erfährt, bleibt ihr Innenleben eher oberflächlich und schlicht, begrenzt auf die gängigen Animositäten wie familiäre Zwistigkeiten, Enttäuschung, Eifersucht und Rache, was der Handlung ein wenig Würze verleiht, nicht jedoch von dieser ablenkt oder sie gar verwässert. Die knappe Bekleidung – Leder und Stretch – betonen die Kurven der Heroinnen, die in allen Szenen stets gut aussehen. Ihre männlichen Helfer bleiben im Hintergrund, ebenso Teenager Silikon Valerie, denn für Comic-Künstler sind brain & body in der Regel leider nicht miteinander vereinbar.
Ob man „Danger Girl“ von früher kennt oder nicht: solange man Spaß an actionreichen Abenteuern hat, in denen hübsche junge Frauen unschuldigen Opfern helfen und den Bösen ein Schnippchen schlagen, wird man sich an diesem Band erfreuen. Titelbild, Backcover und die kleine Galerie am Ende zeigen allerdings, dass die Protagonistinnen von ihrem Schöpfer immer noch am besten in Szene gesetzt werden.