Grimms Monster – Perfect Edition 1 (Comic)

Ayumi Kanou
Grimms Monster – Perfect Edition 1
(Dokusai Grimoire 1, 2011)
Aus dem Japanischen von Yohana Araki
Tokyopop, 2012, Hardcover, 192 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-8420-0594-5

Von Irene Salzmann

Über Ayumi Kanou ist wenig bekannt, obwohl sie seit 2009 fünf Short-Stories, Oneshots und Serien publizierte, unter anderem in der Anthologie „Arcana“, in der auch Beiträge von Kazuya Minekura („Saiyuki“, „Wild Adapter“) und Yun Kouga („Loveless“, „Earthian“) erscheinen. Leider ist ihre Homepage vom Netz gegangen. Sie ist nicht zu verwechseln mit ihrer gleichnamigen Kollegin Ayumi Kano, die weitgehend Boys Love zeichnet.

„Grimms Monster“ ist der einzige ihrer Titel, der im Zuge des „Grimm“-Hypes, der Mangas, Comics und das Fernsehen gleichermaßen erfasst hat, bei Tokyopop erschienen ist. Die Serie ist in drei Bänden abgeschlossen.

Der 14jährige Schüler Grimm Otogi wird von seinem Vater allein in einem großen Haus untergebracht, das allgemein als Spukhaus gilt. Die neuen Mitschüler sind neugierig und schicken Hiyori Hatsushiba vor, um ihn auszufragen. Da Hiyori gern dazugehören und nicht dauernd gemobbt werden möchte, spricht sie Grimm an, woraufhin sich zögerlich eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, an der auch Klassensprecher Yuma Sorimachi teilhaben möchte, der gleichfalls neu ist und um den sich seltsame Gerüchte ranken.

Während in der Schule alles scheinbar den üblichen Gang nimmt, ereignen sich in Grimms neuem Zuhause merkwürdige Dinge. Eine Stimme lockt ihn in den Keller, wo er ein versiegeltes Buch findet. Als er es öffnet, entweicht ihm ein Märchendämon, der ihn töten will – denn Grimms Vorfahren, die Märchensammler, haben dem Wesen und anderen seiner Art versprochen, ihnen das Leben eines Nachkommens zu schenken als Lohn für die Märchen, die ihnen erzählt wurden.

Grimm ist verängstigt und hilflos. Plötzlich taucht aus dem Kamin ein junger Mann auf, der sich als Cinderella und sein Diener vorstellt, doch von dem Jungen erwartet, dass er kämpft und nicht davon läuft. Außerdem soll er die Märchendämonen erkennen, sie sich durch das Nennen ihres Namens unterwerfen und in das Zauberbuch, ein sogenanntes Grimoire (jap. Titel: „Dokusai Grimoire“), bannen. Daraufhin beschließt Grimm, der Held in seiner Geschichte zu sein und die Herausforderung seiner Gegenspieler anzunehmen.

Der Auftaktband des Dreiteilers stellt die Hauptfiguren und ihre Gegner vor. Allerdings begeht Grimm, obwohl er Cinderella misstraut, den Fehler, ihn nicht ausreichend zu befragen, was seine Ahnen vor Generationen mit den Märchendämonen ausgehandelt haben, welche Rolle er spielen soll und weshalb Cinderella ihm gehorchen muss. Infolgedessen bleibt vieles nebulös – aber das ist wohl notwendig, um die Handlung spannend zu gestalten.

Natürlich tauchen weitere Märchendämonen auf, die Grimm umbringen wollen oder andere Pläne verfolgen, die sie so früh nicht enthüllen. Hiyori, die Grimm zu schützen versucht, wird in den Konflikt hineingezogen und versucht ihrerseits, dem neuen Freund zu helfen, nachdem dieser sich bewusst in Schneewittchens Falle begeben hat, um sie zu retten. Noch überraschender ist Yumas Position und Cinderellas Reaktion darauf. Mit diesem Cliffhanger endet das Tankobon.

Der undurchschaubare Cinderella verkörpert den attraktiven Bishonen, doch um ihn nicht zu sympathisch erscheinen zu lassen, schließlich ist Grimm die zentrale Figur, und überdies ein wenig Humor und Yaoi-Support in die Handlung zu bringen, wurde er von der Künstlerin als masochistischer Perverser mit Putzfimmel gezeichnet. Nun, der japanische Humor ist bekanntlich ein anderer als der westliche.

Die Zeichnungen sind ansprechend und erfüllen die Erwartungen, die man an einen Shojo-Manga richtet. Mehrere Farbseiten und die Gestaltung als Herdcover machen die „Perfect Edition“ zu einem richtigen eyecatcher.

Hatte man bereits Spaß an der Lektüre von Kei Ishiyamas „Grimms Märchen“, wird man sicher auch gern zu „Grimms Monster“ greifen.