D9E – Die neunte Expansion 3: Kristall in fernem Himmel, Matthias Falke (Buch)
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- Veröffentlicht: Dienstag, 03. Juni 2014 08:39
D9E – Die neunte Expansion 3
Kristall in fernem Himmel
Matthias Falke
Wurdack, 2014, Paperback, 304 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-95556-012-6 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Einmal das große Los ziehen, nur ein einziges Mal im Leben Glück haben, genug Reichtum zu finden und sich zu sichern, um in Saus und Braus seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können – wer kennt diesen Traum nicht. Die einen versuchen in Glücksspielen und Lotterien ihr Glück, die anderen suchen das Glück zu zwingen, jagen fragwürdigen Informationen hinterher und gehen unwägbare Risiken ein.
Die „Scardanelli“ und ihre heruntergekommene Crew gehört zu letzterer Sorte. Der alte, störungsanfällige Prospektorenraumer hat wahrlich schon bessere Tage gesehen. Jetzt steckt man, einem obskuren und teuren Hinweis folgend, im Menger-Schwamm irgendwo im Nirgendwo fest. Eigentlich, so der Tipp der sie überhaupt erst hierher geführt hat, sollte hier eine unermessliche Quelle Exonium auf sie warten. Doch stattdessen beginnt es innerhalb der Crew zu brodeln. Persönliche Antipathien treten zutage, alte Rechnungen, vermeintliche Verletzungen und verborgene Perversitäten kommen zum Vorschein, ein blutiger Kampf entbrennt, während dem so manchem Crew-Mitglied gar ungewöhnliche Talente und psychopathische Tendenzen offenbart.
Dabei wären sie eigentlich am Ziel ihrer Wünsche angekommen – vor ihnen schwebt ein riesiges kristallines Objekt aus Exonium, an Bord die Überreste von etwas, das ein Hondh sein könnte…
Zum dritten Mal hebt sich der Vorhang zu der Shared-World-Reihe „Die neunte Expansion“. Die Grundthematik ist mittlerweile bekannt: Das menschliche Imperium wurde nach einem verlustreichen Kampf gegen die Hondh überrannt und befriedet, lediglich eine mysteriöse Vereinigung, die Den Haag Stiftung, bemüht sich mehr über die unbekannten Herrscher herauszufinden und vielleicht, eines fernen Tages, die Menschheit zu befreien.
In diese Welt hat uns Matthias Falke entführt. Allerdings nimmt die Grundthematik keinen sonderlich breiten Raum ein, wird uns zu Beginn in gut 2/3 des Buchs von der Meuterei eines Seelenverkäufers berichtet. Und es dauert wenig, bis sich der Leser in der eigentlich überschaubaren Welt der „Scardanelli“ zurechtfindet.
Die Gestalten wechseln sehr schnell, man weiß als Rezipient diese auch noch nicht richtig einzuordnen, erst langsam und spät werden die Figuren platziert. Gerade im ersten Kapitel – immerhin fast 1/3 des Textes – irrte ich ein wenig hilf- und orientierungslos durch die Handlung. Dabei hat Falke mit seiner „Enthymesis“-Saga (Begedia) eigentlich bewiesen, dass er packend zu fabulieren weiß. Hier tat er sich zunächst ein wenig schwer, sich in der Shared-World-Umgebung wirklich einzufinden.
Dann, nach circa der Hälfte des Buches, gibt es plötzlich einen Ruck, das Tempo der Handlung nimmt deutlich zu, die Zeichnung der Figuren wird deutlicher und der Plot gewinnt an Faszination. Ab da legt der Autor einen wirklich guten SF-Roman vor, der insbesondere bei der Beschreibung der Erkundung des kristallomorphen Riesenobjekts an beste Vorbilder aus der Feder McDevitts erinnert. Hier hätte der Autor noch weit mehr Platz verwenden können, hier kam der so oft beschworene, selten erreichte Sense of Wonder auf und nahm mich die Handlung und die Darstellung des so fremden Objekts gefangen.