Superagent Frankenstein 2: Monster-Bomben (Comic)

Superagent Frankenstein 2
Monster-Bomben
(Frankenstein Agent of S.H.A.D.E. 0, 10-16)
Autor: Matt Kindt u.a.
Zeichnungen: Alberto Ponticelli
Übersetzung: Josef Rother
Panini, 2013, Paperback, 180 Seiten, 16,99 EUR

Von Frank Drehmel

Das zweite Tradepaperback enthält neben der Ausgabe 0 die abschließenden sieben Hefte (10 bis 16) einer Reihe, die viel zu jung und ohne ihr Potenzial gänzlich auszuschöpfen beerdigt wurde, wobei die Nummern #1 bis 15 Bestandteil beziehungsweise Tie-ins des großen Crossovers „Tote Welt“ sind.

Agent Frankenstein ist gerade dabei, in der S.H.A.D.E.-Bibliothek geistreiche und inspirierende Lektüre zu suchen, als er von Mordschrecken – insektoiden, zähen Söldnern – überfallen wird. Die Umstände des Überfalls führen zu einer verschwundenen Agentin namens Crowly, deren Spur sich in einer außerdimensionalen S.H.A.D.E-Dependance namens Untropolis verloren hat. Daher machen sich Frank, der Werwolf Warren Griffith, der Vampir Vincent Velcoro sowie die Amphibie-Mensch-Hybride Dr. Nina Marzursky auf die Reise in die andere Dimension, wo sie nach einigen Ermittlungen erfahren, dass nicht Crowly die Auftraggeberin der Attentäter gewesen ist, sondern ein unbekannter Hintermann. Doch das ist nicht das eigentliche Problem des Teams! Viel gewichtiger ist, dass sie die Stadt, die sich als Alterssitz Tausender, aus vielerlei Gründen pensionierter S.H.A.D.E.-Agenten herausstellt, die in der normalen Welt keinen Platz mehr haben oder deren Aufenthalt dort zu gefährlich ist, nicht mehr verlassen können; jedenfalls nicht, solange der gigantische Leviathan noch am Leben ist.

Als sei das noch nicht übel genug, wird Frankenstein von Flashbacks gepeinigt, die ihn die Untaten oder das Leiden der ehemaligen Besitzer jener Körperteile miterleben lassen, aus denen ihn sein Schöpfer zusammengesetzt hat…

Kaum ist das Abenteuer, das die zunehmende Entfremdung zwischen dem obskuren Leiter S.H.A.D.E.S., Vater Zeit, und seinem Top-Agenten andeutet, überstanden, müssen Frankenstein und seine Kameraden dem Schöpfer des Monster, Dr. Victor Frankenstein, gegenübertreten, der von den Toten auferstanden ist und der nun als Diener der Fäule zwar nicht sein Kind unmittelbar angreifen kann, da das Monster gegen die Einflüsse des Verfalls gefeit ist, der jedoch die Vernichtung der Welt vorantreiben kann (vgl. „Animal Man“ 3 sowie „Swamp Thing“ 3; dt. beide unlängst bei Panini erschienen). Und während die Mumie Khalis und Nina zurückbleiben, ziehen die Kreatur und der Vampir Velcoro durch eine sterbende Welt auf der Suche nach Alliierten im Kampf gegen die Fäule.

An der Grenze von Superhelden-Geschichte, Horror, Fantasy und Science Fiction, bietet auch dieser zweite – und bedauerlicherweise abschließende – Sammelband, trashige Action voller unterhaltsamer Ideen und Figuren, wobei lediglich das letzte Heft der Serie erzählerisch und dramaturgisch spürbar abfällt, wirkt es doch überstürzt zusammengeschustert.

Obgleich Superagent Frankenstein auf den ersten Blick ob der Figurenkonstellation und der Weird-Science- und Pulp-Konnotation wie eine Antwort Marvels auf Dark Horses B.U.A.P und Hellboy erscheinen mag, so sind die Unterschiede zwischen den Hauptprotagonisten doch gravierend. Während Hellboy eher schweigsam, lakonisch und grobschlächtig daher kommt, erweist sich Frankenstein ein ums andere Mal als eloquenter, gebildeter Schöngeist, der dennoch den Schurken nach Dampfhammerart ordentlich aufs Maul haut, wobei die Brutalität, mit der er zu Werke geht, aufgrund seines Intellekts immer den Eindruck eines bewussten Aktes, ja fast schon einer Erziehungsmaßnahme erweckt.

Wechselnde Erzählperspektiven und -ebenen – so wird das Geschehen an mehr als einer Stelle aus der Perspektive unterschiedlicher Beobachter geschildert – tragen nicht nur zur inhaltlichem Lebendigkeit bei, sondern bringen den Unterton erzählerischer Intelligenz in die Geschichte ein.

In visueller Hinsicht gibt bis auf eine leichte, unruhige Überladenheit der Bilder und eher zurückhaltende Hell-Dunkel-Kontraste nichts auszusetzen, sind sie doch mit ihren kräftigen Farben und dem feinen Strich gefälliger, detail- beziehungsweise abwechslungsreicher und hochdynamischer Mainstream.

Fazit: Eine der gelungenen Serien des 52er-Relaunches findet ein fast schon überstürztes Ende, ohne dass sämtliche Figuren Zeit hatten, sich zu entwickeln, und ohne dass alle Fragen bezüglich des Hintergrundes befriedigend beantwortet worden sind. Vernachlässigt man diese Unzulänglichkeiten, so bietet auch das zweite Tradepaperback eine Menge Horror- und Action-Spaß nach Pulp-Manier und braucht zumindest inhaltlich den Vergleich mit „Hellboy“ nicht zu scheuen.