Fähnlein Fieselschweif 2 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 29. Mai 2014 08:33
Carl Barks
Fähnlein Fieselschweif 2
Aus dem Amerikanischen von Dr. Erika Fuchs, Johnny A. Grote, Peter Daibenzeiher
Ehapa, 2013, Hardcover, 168 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3717-7
Von Frank Drehmel
Auch wenn das Fähnlein Fieselschweif einen ähnlich ikonischen Status wie Donald oder Dagobert Duck hat, hält sich die Anzahl der Pfadfinder-Geschichten, die aus Carl Barks’ Feder stammen, in überschaubarem Rahmen, sodass dieser zweite Sammelband zugleich auch der diese kurze Reihe abschließende ist.
Die zehn Storys datieren aus den Jahren 1971 bis 1973, wobei die zweite Geschichte, „Das Wehklagen der Walwächter“ („Wailing Whalers“), nur in Form einer ungetuschten, unkolorierten und unübersetzten Skizzen-Version vorhanden ist.
Thematisch und atmosphärisch unterscheiden sich die einzelnen Storys erheblich, haben sich aber quasi als erzählerische Prämisse das Eintreten für die Natur auf den dreieckigen Wimpel geschrieben. Diese Eintreten kann – wie in „Kulturkampf in Entenhausen“ („Duckmade Disaster“) – ganz handfest mittels Demonstration geschehen, kann sich in Form aktiven Umweltschutzes wie in „Der Brandstifter“ („Where There's Smoke“) manifestieren oder über die Akquisition von Fördermitteln und Spenden – „Ausflug in die Bongolei“ („Teahouse of the Waggin' Dragon“) – laufen.
Insbesondere die Art und Weise, wie die Kinder des Fähnleins in der Welt der Erwachsenen und gegenüber den komplexen Problemen einer an Ökonomie ausgerichteten Gesellschaft ihre naiv-gerechte Sicht der Dinge vertreten und oft genug auch durchsetzen, bietet ein ums andere Mal und trotz der letztlich ernsten Botschaft Anlass für Heiterkeit und Schmunzeln. Nach wir vor tragen die die Serie prägenden und von Dr. Erika Fuchs kongenial übersetzen Akronyme so bedeutet W.I.L.DH.Ü.T.E.R naheliegenderweise „Wortmächtiger Insignienträger und Liebhaber der herrenlosen, übelbeleumundeten Tiere in Enthausens Region“ – ihr Scherflein zum humoristischen Content der Serie bei.
Werfen wir nun kurz einen Blick auf zwei Geschichten, die sich deutlich von den restlichen unterscheiden: Zunächst ist da oben angeführte Story, die nur als Skizzenversion vorhanden ist. Zwar unterscheidet sie sich in der Dramaturgie, dem abenteuerlicher Inhalt und der Situationskomik nicht signifikant von landläufigen Fieselschweif-Storys, allerdings vermitteln die Bleistift-Skizzen in ihrer Leichtigkeit, Ausdrucksstärke und Dynamik einen geradezu überwältigenden Eindruck von Barks’ künstlerischen Schaffen.
Geschichte Nummer Zwei – „Das Ungeheuer vom Schwefelsee“ („Be Leery of Lake Eerie“) –, die das Problem der Umwelt- und Wasserverschmutzung thematisiert, gehört zu den düstersten und pessimistischten Storys aus Barks’ Feder, und zwar inhaltlich wie künstlerisch. In visueller Hinsicht vermittelt ein durchgängig bleigrauer Himmel, an dem sich permanent Gewitterwolken zusammenballen, ständiger Regen sowie das in kaltem Grün gehalten Wasser eine fast schon apokalyptische Atmosphäre, während erzählerisch das Ganze nicht mit einer Läuterung des Wassers und einer Befriedung und Befreiung der geschundenen Natur endet, sondern sich die Kinder – wie zu Beginn – nur mit Gasmaske und einer dicken Schutzschicht in die giftige, brodelnde Brühe trauen können.
Fazit: Aufgrund des Umweltbezuges, der sachten, oft satirisch überhöhten Kapitalismus-Kritik sowie als Plädoyer für soziales Engagement – und das Ganze ohne moralinsaueres Getue – auch heute noch modern wie eh und je… und humorvoll sind Barks’ Storys ohnehin.