Tanja Kummer: Der Weltenwandler (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 24. Mai 2014 09:40
Tanja Kummer
Der Weltenwandler
Tybay-Saga 3
Leseratten Verlag, 2014, Taschenbuch, 332 Seiten, 13,90 EUR, ISBN 978-3-945230-00-8 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
In „Die Weltenwandlerin“ kam das Menschenkind Grace erstmals in Berührung mit dem Weltenwanderer Eveligo und verbrachte viele glückliche Tage in der magischen Welt Tybay, bis sie erwachsen wurde und hier ihre große Liebe fand. Als erwachsene Frau holt sie ihre Vergangenheit jedoch wieder ein, denn sie wird gegen ihren Willen in den Kampf um die Freiheit von Tybay gezogen, um den Wunsch der Göttin zu erfüllen.
Durch diese Ereignisse fand sie auch ihr Glück an der Seite von Shawn War und wurde die Königin von Tybay. Einige friedliche Jahre waren dem Paar vergönnt, in denen sie eine Familie gründeten und zwei Kinder bekamen. Als Grace wieder schwanger ist, fällt aber in dem schattenhaften „Etwas“ eine neue Gefahr über das Land her und fordert einen hohen Preis. Für einige Zeit wird die Königin mit ihren Kindern sogar in die Menschenwelt zurück versetzt, es gelingt ihr aber, nach Tybay zurückzukehren.
Acht Jahre sind seit den Ereignissen um „Die Weltenbezwinger“ vergangen. Grace regiert Tybay mit gerechter und weiser, aber auch strenger Hand und hat fähige Leute um sich geschart, die ihr helfen, das Land zu beschützen, damit sie ihre Kinder in Ruhe aufziehen kann. Doch sie hofft noch immer, Shawn wiederzusehen, der durch das „Etwas“ entführt wurde. Als ein ebenfalls tot geglaubter Verbündeter auftaucht, überstürzen sich die Ereignisse. Nicht nur, dass sie in eine andere Welt gerissen wird, in der die Menschen gegen ein Insektenvolk um ihr Überleben kämpfen und dabei eine Überraschung erlebt, auch ihre Liebe wird auf die Probe gestellt.
Währenddessen muss sich ihr ältester Sohn Necom als Regent des Reiches bewähren. Die Velenzen, die auch schon das Volk der Uiani vernichtete, bedrohen Tybay. Ein Freund und Verbündeter, der sein Volk sterben sah, sinnt auf Rache und bringt nicht nur Prinzessin Anastasia, sondern auch das Glück des Reiches in Gefahr.
„Der Weltenwandler“ spinnt die Erlebnisse von Grace und ihrer Familie gleich in mehreren Handlungsebenen weiter und stellt die Helden vor mehrere größere Entscheidungen. Zum einen ist da Grace, die sich nicht nur wieder auf einer neuen Welt zurechtfinden muss, sondern auch noch zwischen ihren Gefühlen und der Vernunft zu entscheiden hat, weil ihr verschollener Mann wieder auftaucht und nicht klar ist, wie sehr ihn das „Etwas“ in den Klauen hält. Necom und Anastasia sind auf der Schwelle zum Erwachsenwerden und müssen miterleben, dass alles Konsequenzen hat – manchmal sogar solche, die sich auf mehr als nur sie auswirken. Gefühle spielen eine Rolle; Liebe und Vertrauen, aber auch Missverständnisse und Hass sind die Triebfedern der Handlung.
Die Autorin bietet eine gute Mischung aus Abenteuer und ruhigen Szenen, in der sich die Figuren und ihre Beziehungen weiterentwickeln dürfen. Romantisch-erotische Szenen aber auch Alltäglichkeiten lockern die Geschichte auf, ziehen sie dabei aber auch ein wenig in die Länge, so dass der ein oder andere Konflikt etwas auf der Strecke bleibt. Gerade die Finsterlinge – die insektoiden Peel und die Velenzen – bleiben etwas auf der Strecke, schattenhafte Feinde ohne Profil und Charakter, was sie interessanter und gefährlicher machen würde. Letztendlich wird der Kampf gegen das Böse auch nur am Rande abgehandelt und dient dazu, die Prüfungen für die Helden und damit ihre Charakterentwicklung voran zu treiben.
Alles in allem dürfte „Der Weltenwandler“, wie auch schon die beiden ersten Geschichten der „Tybay“-Saga, vor allem die Leser ansprechen, die mehr Wert auf die Figuren und ihre romantischen und familiären Verstrickungen legen als auf dramatische und magische Fantasy-Abenteuer voller Action. Obwohl die Helden manche Prüfungen zu bestehen haben, steht nämlich das Miteinander der Charaktere im Vordergrund und nicht die epische Queste im Kampf gegen das Böse.