Diablo III: Die Tyrael-Chronik, Matt Burns & Doug Alexander (Buch)

Matt Burns & Doug Alexander
Diablo III: Die Tyrael-Chronik
(Diablo III – Book of Tyrael)
Illustrationen: The Black Frog
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Panini, 2014, Hardcover, 166 Seiten, 39,90 EUR, ISBN 978-3-8332-2829-2

Von Frank Drehmel

Als vor rund zwei Jahren rechtzeitig zum Release von „Diablo III“ „Die Cain-Chronik“ bei Panini erschien, setzte die bibliophile Ausstattung des Hardcover-Bandes sowohl für das Verlagsprogramm als auch das Marktsegment an sich Maßstäbe und stellt nach wie vor eine Referenz für ästhetisch und verarbeitungstechnisch hochwertige Merchandise-Massendruck-Erzeugnisse dar.

Pünktlich zum Add-on „Reaper of Souls“ erscheint nun der zweite bibliophile Band; wie schon bei der Cain-Chronik handelt es sich nicht um einen Roman, obgleich auch erzählerische Passagen vorhanden sind, sondern eher um eine lexikalische Zusammenfassung beziehungsweise Aufzählung bedeutender Ereignisse, Personen und Orte der Welt Sanktuario, wobei der den Menschen wohlgesonnene Erzengel Tyrael, welcher im Spiel eine tragende Rollen innehat, einerseits als fiktiver Herausgeber fungiert, der Manuskripte und Text-Fragmente weiterer Spiel-Protagonisten zitiert, der andererseits aber auch Eigenes zur Sammlung beiträgt.

Im ersten, im biografischen Teil dieses „Lexikons“ steht sowohl das Leben der Hexe Adria als auch das ihrer Tochter Leah, die Zeit ihres Lebens gegen das Böses kämpfte, dessen Gefäß sie gewesen ist, und die diesen Kampf schließlich verlor, im Mittelpunkt der erzählerischen, von Leah selbst verfassten Texte. Der zweite Teil beschäftigt sich . essayistisch – sowohl mit dem Schwarzen Seelenstein, den Geschehnissen im Angiris-Rat und der daraus resultierenden Erschaffung der neuen Horadim sowie der Entwicklung der Westmark. Teil 3 stellt den lexikalischten Part dar: hier findet der Leser nicht nur eine Chronik Sanktuarios, angefangen beim Schöpfungsmythus über den Anbeginn der Zivilisation 2300 Anno Kehjistani bis hin zu den Großen Übeln 1265 Anno Kehjistani. Daran knüpft eine Darstellung der unterschiedliche Fraktionen der Welt von Assassinen über Barbaren, dem Zirkel oder den Edyrem bis hin zum Handelskonsortium und den Zakarum-Anhängern an, wobei neben einem kleinen, erläuternden Text für jede dieser Fraktionen Oberhaupt, Hauptquartier, Status sowie Mitgliederzahl genannt werden. Den Abschluss bildet eine umfangreiche Dramatis personae in der zahlreiche, tragende Protagonisten des Spiels sowie der bisherigen Romane kurz vorgestellt werden.

Was den reinen Informationswert betrifft, so gilt für dieses Hardcover das, was für viele Lexika gilt: ein Teil der Fakten wird dem Leser bekannt sein, ein anderer nicht; inwieweit also die Chronik nützlich und/oder unterhaltsam ist, hängt sowohl von den Vorkenntnissen des Rezipienten ab, als auch seiner Bereitschaft, sich in einen letztlich vollkommen fiktiven Hintergrund zu vertiefen.

Zwei Dinge sind dennoch zu bemängeln: erstens bleiben viele Ausführungen recht vage und kurz beziehungsweise orakelhaft, zweitens sind einigen Informationen bezogen auf die Cain-Chronik redundant und stellen letztlich eine Wiederholung mit anderen Worten dar.

Durch und durch erfreulich ist allerdings wieder die Ausstattung dieses Buchs, das sogar mit einem goldenen Farbschnitt aufwartet, um seinen ästhetische Anspruch zu bekräftigen. Schweres, in der Erscheinung Pergament imitierendes Papier und der geprägte Hardcover-Einband sind ein haptischer Genuss; in visueller Hinsicht unterstreichen zahlreiche, stimmige Illustrationen den bibliophilen Ansatz. Diese in Größe und Form sehr unterschiedlichen Grafiken bedienen sich dem Anschein nach alter, zum Teil überkommener Illustrationstechniken – Rötel-, Kohle-, Bleistift- oder Kreidezeichnungen, Tusche, Feder oder Radierung – und sind im Wesentlichen monochrom (schwarzweiß oder sepia) gehalten. Als sei das noch nicht genug, erwartet den Leser eine weitere kleine Überraschung, die hier nicht verraten werden soll.

Fazit: Ein hochwertig erscheinendes, aufwändig gestaltetes Buch, dessen Informationsgehalt zwar durchwachsen ist, das man aber gut parallel zu den beiden „Diablo“-Romanen, „Der Orden“ und „Sturm des Lichts“ (beide dt. bei Panini) lesen kann und das ästhetisch-konzeptionell voll überzeugt.