Onkel Dagobert 5 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 21. April 2014 09:06

Carl Barks
Onkel Dagobert 5
Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Ehapa, 2010, Hardcover, 160 Seiten, 24,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3356-9
Von Frank Drehmel
Band 5 der „Onkel Dagobert“-Reihe enthält 21 Storys aus den Jahren 1956 bis 1958, darunter die fünf umfangreicheren Geschichten, „Im Land der Zwergindianer“ („Land of the Pygmy Indians“), „Die Schatzkammern König Salomons („The Mines of King Solomon“), „Die Stadt der goldenen Dächer“ („City of Golden Roofs“), „Die Geldquelle“ („The Money Well“) und „Der Fortismiumbehälter“ („The Forbidium Money Bin“) sowie fünf Daniel Düsentrieb-Storys, in denen Dagobert zwar nicht als Protagonist in Erscheinung tritt, die aber allesamt im Original im „Uncle Scrooge“-Magazin erschienen sind.
„Im Land der Zwergindianer“
Da Onkel Dagobert das Stadtleben im wahrsten Sinne des Wortes stinkt, kauft er von einem Makler ein angeblich menschenleeres, idyllisches Landgebiet, in dem er, Donald und die drei Neffen Kraft schöpfen und Luft holen können. Kaum dort per Wasserflugzeug eingetroffen, beginnen sie eine Kanufahrt ins Blaue, wobei es Dagobert anfangs schwerfällt, die Schönheit und Fülle der Natur nicht aus der Perspektive pekuniären Nutzens zu sehen. Das eigentliche Problem der Ducks ist jedoch: das Land ist alles andere als menschenleer, sondern wird von winzigen Indianern bewohnt, die zwar insgesamt eher friedfertig sind, deren Begeisterung darüber, dass ein Fremder Land gekauft hat, das ihnen gehört, sich aber in Grenzen hält.
„Die Schatzkammern König Salomons“
Es ist mal wieder für Onkel Dagobert Zeit, seinen überseeischen Unternehmungen einen persönlichen Besuch abzustatten, wobei ihn seine neffige Verwandtschaft auf dieser Weltrundreise begleitet. Abgesehen davon, dass Tick, Trick und Track das Anlocken von Tieren mittels Lockpfeife als Hobby für sich entdeckt haben und dadurch einige skurrile Begegnungen mit der jeweils heimischen Fauna verursachen, läuft alles glatt; jedenfalls bis man Roten Meer einen sagenhaften Schatz findet und die Gier der Beduinen vor Ort weckt.
„Die Stadt der goldenen Dächer“
Donald packt Onkel Dagobert bei seiner kaufmännischen Ehre, indem er sinngemäß erklärt, der Onkel gehöre zum alten Eisen und könne im heutigen Wettbewerb nicht mehr so leicht Millionen scheffeln, wie er es Anno Dazumal getan hat. Kaum ausgesprochen, läuft schon eine Wette zwischen den Beiden: wer von ihnen am schnellsten das meiste Geld verdient – und das ohne einen Kreuzer Startkapital –, ist der Sieger. Während Donald recht schnell aufgrund seines technischen Knowhows einen Job ergattert, hat der Onkel schon Schwierigkeiten überhaupt eine Anstellung zu finden. Schlussendlich jedoch verschlägt es sie in den Fernen Osten nach Koriam, ins Land der Tiger, Tempel und Tänzerinnen. In der im Dschungel verschollenen Stadt Tangkor trifft das Verkaufstalent der beiden Streithähne direkt aufeinander. Dumm nur, das Donald das augenscheinlich nachgefragtere Produkt in seinem Vertreterkoffer hat.
„Die Geldquelle“
Das Schicksal meint es nicht gut mit Dagobert: nicht nur, dass seine Sehkraft nachlässt, was eigentlich eine Investition in eine neue Brille erforderte, die der Fantastilliadär jedoch selbstredend scheut, sondern die Panzerknacker bauen mit offenkundiger Intention direkt neben seinem Geldspeicher einen riesigen Bohrturm. Es heißt also, das Geld in Sicherheit zu bringen. Zwar mach die schwächelnde Sehkraft das Unterfangen teilweise zu einem Glücksspiel, aber mit tatkräftiger Unterstützung der Familie kann Dagobert das Geld durch einen Tunnel fortschaffen. Doch dann geht alles gehörig schief.
„Der Fortismiumbehälter“
Daniel Düsentrieb, seines Zeichens genialer Erfinder, baut für Dagobert einen absolut einbruchssicheren Geldspeicher aus Fortismium, dem härtesten und widerstandsfähigsten Material der Welt; Zugang zu dieser Trutzburg des Kapitals gewährt eine Tür, die sich nur mit siebzehnstelliger Zahlenkombination öffnen lässt. Als Dagobert durch einen unglücklichen Zufall diese Kombination abhanden kommt, ist die Not groß, denn um den Geldspeicher zu öffnen, bedarf es etwas Härteres als Fortismium – und dieses Etwas gibt es nur im Weltraum.
Verglichen mit den vorherigen Sammelbänden wirken die fünf längeren Storys diesmal – und trotz einiger skurriler Details – regelrecht lahm und uninspiriert. Schwunglos und – mit Ausnahme der letzten Geschichte – deutlich zu breit ausgewalzt plätschert die vorhersehbare Handlung, die zwar an exotischen Plätzen spielt, der es aber merkwürdigerweise an visueller und erzählerischer Exotik fehlt, vor sich hin. Pointen und Sketche kommen eher albern, naiv und beiläufig daher und nicht als quasi Kulminationspunkte einer intelligenten Dramaturgie.
Schlussendlich – und das ist sicherlich der am stärksten subjektive Punkt – fehlt es gerade den Antagonisten der drei ersten Storys an visuellem Zauber und Zauberhaftigkeit, wirken sie doch gleichermaßen auf eine unfreundliche, beiläufige – ja unaufmerksame – Art karikaturhaft überzeichnet und einförmig, sieht man ihnen eher das Handwerk denn die Kunst an.
Fazit: Zumindest den fünf längeren Geschichten fehlt es sowohl in künstlerischer als auch erzählerischer Hinsicht an Inspiration, Komik und Frische. Damit gehören sie zu den eher schwächeren Storys aus Carl Barks’ Feder.