Mark Frost: Renn um dein Leben – Paladin Project 1 (Buch)

Mark Frost
Renn um dein Leben
Paladin Project 1
Übersetzung: Franka Fritz und Heinrich Koop
Titelbild von Frauke Schneider
Arena, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 574 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-401-06925-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Mark Frost ist schon ein alter Hase, was das Schreiben von actionreichen und geheimnisvollen Geschichten angeht. Zusammen mit David Lynch schuf er die Drehbücher der Kult-Serie „Twin Peaks“ und verfasste alleine die für die beiden „Fantastic Four“-Filme. Nun lässt er seine Erfahrungen und sein Wissen in eine neue Jugendbuchreihe einfließen. Gerade ist „Renn um dein Leben“, der erste Band von „Paladin Project“ in Deutschland erschienen.

Will ist mit seiner Familie schon oft umgezogen und hat eigentlich daher auch kaum Freunde und Kontakte, weil ihm sein Vater eingeschärft hat, nicht aufzufallen. In einem Buch mit gut hundert goldenen Regeln hat er ihm etwas mitgegeben, was sich nun vielleicht auch als die beste Hilfe erweist, die er bekommen kann. Denn als er ohne groß nachzudenken an einem Test für Hochbegabtenförderung teilnimmt, ragen seine Ergebnisse so weit aus der Masse heraus, dass nicht nur eine Frau erscheint, die ihn zum Unterricht an einer ganz speziellen Schule für Hochbegabte einlädt, sein Leben ist von da an auch nicht mehr wie zuvor.

Seine Eltern verhalten sich plötzlich nicht mehr so, wie er es von ihnen kennt, eine letzte Botschaft weist ihn an, so schnell er kann wegzurennen. Doch auch wenn er Hilfe durch einen Fremden namens Dave bekommt, der ihm wohlgesonnen zu sein und mehr über alles, was hinter den Kulissen vorgeht, zu wissen scheint, es bleibt ihm an Ende nichts anderes, als sich doch in das Institut zu begeben. Immerhin wird er noch von ganz anderen Gestalten verfolgt, die wirklich dunkle Absichten mit ihm haben.

Aufgeschreckt durch die Ereignisse versucht Will von nun an, herauszufinden, was er eigentlich ist, warum sich nicht nur die Leiter des Internats für ihn interessieren, sondern auch noch vermummte Fremde in Rüstungen und Masken, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Zusammen mit seinen neu gefundenen Freunden Nick und Aja, die wie er außergewöhnliche Kräfte besitzen...

Drehbuch-Autoren wie Mark Frost wissen besser als normale Schriftsteller, wie sie eine actionreiche Handlung aufbauen können, verzichten dabei oft auf die Innensicht der Charaktere und ihre geistige Entwicklung. Sie setzen auf knappe, filmische Beschreibungen in denen der Held vor allem handeln und weniger denken muss. Das tut „Renn um dein Leben“ jedoch keinen Abbruch. Die Geschichte bezieht ihre Spannung aus der schnellen Abfolge der Ereignisse, lässt weder dem Helden noch den Lesern Zeit zum Durchatmen und Verdauen. Will West muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen und erfährt dabei überraschende Dinge, die sein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf stellen.

Aber auch der Leser wird mit genügend Häppchen angefüttert, um sich auf die Geschichte einzulassen, die zunächst wie ein Agenten-Thriller wirkt, dann aber immer mehr in die Science Fiction abgleitet. Gerade weil nicht alles verraten wird, bleibt man neugierig auf die Geheimnisse, die Will und seine Freunde umgeben und möchte mehr über die Organisation wissen, die ganz offensichtlich auch Interesse an dem Jungen hat und ihren Ursprung in den legendären Paladinen Karls des Großen zu haben scheint.

Geschickt werden die magischen und mystischen Inhalte mit eindeutigen Science-Fiction-Elementen vermischt und in einen verrückt scheinenden Thriller eingebunden, der vermutlich vor allem Jungs ansprechen soll. Mädchen werden eher als nette Kumpel gesehen, für die der Held vielleicht ein bisschen schwärmt, Romantik hingegen ist nicht vorhanden. Ältere Leser können sich allerdings auch von der abwechslungsreichen Geschichte mitreißen lassen, wenn sie offen genug für so manche Verrücktheit sind und auf der anderen Seite auch darauf verzichten können, dass die Figuren mehr als nur ein paar Eigenschaften bekommen, die sie charakterisieren. Interessant sind zudem auch die Lebensregeln – manche davon kann man sogar in sein eigenes Leben einfließen lassen, weil sie die entsprechende Situation auf den Punkt treffen.

„Paladin Project“ startet mit „Renn um dein Leben“ actionreich und spannend durch, fesselt durch einen rasanten Mix aus Agentengeschichte, Science-Fiction-Elementen und einem noch sparsam eingesetzten Schuss an Mystik und Magie, der vor allem Jungen und Mädchen ab zwölf Jahren ansprechen dürfte, die hungrig nach dem puren und unverfälschten Abenteuer sind.