Die neuen X-Men 8 (Comic)

Brian Michael Bendis
Die neuen X-Men 8: Battle of the Atom 1
(All New X-Men 13 + 14, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Arthur Adams
Zeichnungen von David Lafuente, Frank Cho u.a.
Panini, 2014, Heft, 52 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Damit die jungen X-Men aus ihrer Zukunft lernen und die jüngsten Tragödien verhindern, holt Beast das originale Team in die Gegenwart. Noch immer halten sie sich an der Jean-Grey-Schule und in Angels Fall bei Cyclops Gruppe auf. Seither haben sie viel gelernt und wollen vorerst gar nicht mehr zurück, weil sie ihren Alter Egos und Freunden helfen möchten. Allerdings besteht permanent die Gefahr, dass ihre Taten zu einem Zeitparadoxon führen und die Gegenwart verändern können.

Wie ernst das ist, erfahren die X-Men, als der junge Cyclops getötet wird, sein erwachsenes Ich verschwindet und die Realität instabil wird. In letzter Sekunde kann Christopher, ein Heiler, der zu Cyclops’ Team gestoßen ist, den Toten wiederbeleben und die Gegenwart retten. Noch während der Schreck allen in den Knochen steckt, tauchen Fremde auf: die X-Men der Zukunft – und sie fordern, dass die Zeitreisenden sofort zurückkehren, bevor das Ende der Mutanten nicht mehr aufzuhalten ist.

Lange wurde das Thema Zeitparadoxon ausgeklammert, da es extrem viele Komplikationen geben kann, die gravierende Konsequenzen nach sich ziehen. Statt das Problem behutsam zu lösen, setzt Brian Michael Bendis aber noch eins drauf und holt auch noch die Zukunftsversionen der X-Men in die Gegenwart. Man darf raten, wer zu den Neuankömmlingen gehört beziehungsweise wer die neuen Gesichter sind, aus welchen Beziehungen sie hervorgingen. Diese Aspekte scheinen dem Autor wichtiger zu sein als die Problematik der Zeitreise.

Dies spiegelt sich auch auf der persönlichen Ebene der originalen und der gegenwärtigen X-Men wider, denn das Liebeskarussell dreht sich. Bislang kannte man Cyclops und Marvel Girl als das Paar, dessen Liebe selbst Tode und fremde Körper überdauerte. Nun liest das junge Mädchen, das um sein trauriges Schicksal weiß, die Gedanken eines Kameraden und erfährt von Gefühlen, die dieser immer unterdrückte. Nun, wenn das nicht zu einem Paradoxon führen kann?! Alternativ hat Professor Xavier eine Menge Erinnerungen zu löschen und Entwicklungen zu korrigieren, sollte die Gruppe jemals in ihre Zeit zurückkehren – sofern Beasts Handeln nicht bereits eine alternative Zeitlinie erschaffen hat.

Auch Shadowcat und Iceman kommen einander näher, obwohl es bereits Szenen gab, in denen sie bloß gute Freunde bleiben wollten. Der jüngere Iceman beobachtet die beiden voller Skepsis, einerseits froh, dass er eine Freundin haben wird – aber ausgerechnet Shadowcat? Man darf nicht vergessen, dass beide bislang wenig Glück in der Liebe hatten, da sich die jeweiligen love interests für jemand anderen interessierten (Polaris, Colossus) oder die Beziehung bloß von kurzer Dauer war (Opal, Peter Wisdom).

Egal auf welcher Ebene, die „X-Men“ sind spannend, und man darf zweifellos noch viele Überraschungen erwarten. Einziger Wermutstropfen ist die Qualität der Zeichnungen, insbesondere jene aus der Feder von David Lafuente, die zu comichaft/mangahaft und gar nicht hübsch sind. Zum Glück kann Frank Cho diesen Absturz dämpfen, da seine Episode wieder gefälliger ist.

Als kleines Extra ist dem Heft ein beidseitig bedrucktes Poster beigefügt.

Man darf gespannt sein, wie es weitergeht – gerade das anstehende Crossover sollte man sich nicht entgehen lassen, da hier gewiss die Weichen für völlig neue Entwicklungen gestellt werden.