Wolverine/Deadpool 7 (Comic)

Paul Cornell, Brian Posehn, Gerry Duggan
Wolverine/Deadpool 7
(Wolverine 7: Mortal + Deadpool 7: Drinking Game, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz, Michael Strittmatter
Titelillustration von Alan Davis
Illustrationen von Mirco Pierfederici, Karl Kesel, Andres Mossa, Scott Koblish, Val Staples
Panini, 2014, Heft, 52 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Wolverine wurde von Viren infiziert, die ihm seinen Heilungsfaktor geraubt haben. Nun ist er verwundbar und altert wie jeder andere auch – und man kann ihn töten. Dieses Wissen wirft ihn aus der Bahn, und die Sorge seiner Freunde macht die Situation nicht besser. Für seine Gegner ist der Zeitpunkt ideal, um endlich mit ihm abzurechnen.

Was keiner weiß: Die Viren haben bereits von anderen Personen Besitz ergriffen, die sie benutzen, um alle Mutanten zu töten, die Krankheiten erschaffen/bekämpfen und ihnen damit gefährlich werden können.

Deadpool unterschreibt den Vertrag des teuflischen Mr. Vetis: Für Geld soll er Tony Stark alias Iron Man, der dem Alkohol verfallen ist, umbringen. Versagt er, gehört seine Seele Vetis. Das Elend des reichen Industriellen und Avengers rührt jedoch an Deadpools Gewissen, und so schlüpft er in die Rüstung, um Iron Mans Job zu erledigen. Verärgert stellt Vetis ihn zur Rede, aber Deadpool legt den Vertrag in seinem Sinn aus – mit Konsequenzen für später.

Das siebte „Wolverine“-Abenteuer leitet zu einer neuen Storyline über, die den Titelhelden, der in den vergangenen Jahrzehnten eine Menge durchmachen musste (mehrere Gehirnwäschen und implantierte Erinnerungen, Entzug des Adamantiums, eine vorübergehende animalische Mutation und, und, und), einmal mehr in eine prekäre Lage versetzt. Sie entwickelt sich zwar aus den vorausgegangenen Ereignissen, doch ist es nicht zwingend notwendig, diese Episoden zu kennen, um der Handlung folgen zu können.

Die Erkenntnis, dass es für seine Feinde nun ein Leichtes ist, ihn aufzuspüren und umzubringen – und er dann tot bleibt –, nimmt Wolverine erwartungsgemäß sehr mit. Alles andere, mit einem Achselzucken darüber hinwegzugehen und weiterzumachen, wie gehabt, wäre wenig glaubwürdig gewesen. Es sind kleine Szenen wie ein Niesen oder ein Schnitt bei der Rasur, die veranschaulichen, dass er umdenken und sich auf seine Verletzbarkeit beziehungsweise Sterblichkeit einstellen muss, was ihm nicht leichtfällt. Seine Freunde versuchen zu helfen, aber das macht es für den Einzelgänger nur noch schlimmer.

Interessant ist, dass sich seine Beziehung zu Storm, deren Ehe mit Black Panther in die Brüche ging, intensiviert. Es steckte also doch sehr viel mehr hinter dem Kuss, der auf das Haareschneiden folgte (Storms neue, ‚alte‘ Irokesenfrisur) und der nicht einmal der erste zwischen ihnen ist. Da es nach Wakanda gehen soll, um dort ein Mittel gegen die sich anbahnende Krise zu finden, darf man gespannt sein, wie Storms Ex damit umgehen wird.

In der Zweit-Serie „Deadpool“ wird die laufende Handlung nicht weitergeführt, sondern eine Geschichte aus Deadpools Vergangenheit erzählt, die zweifellos für das Kommende von Bedeutung ist. Hier zeigt sich der merc with a mouth von seiner besten Seite, denn statt den Vertrag des kleinen Teufels zu erfüllen, macht er praktisch das genau Gegenteil und tut Gutes. So mag man diesen Charakter auch am liebsten, wenn er trotz aller Splatterei mit flott-makaberen Sprüchen dem wahren Bösen ein Schnippchen schlägt.

Der von Rob Liefeld als Superschurke geschaffene Charakter nahm unter anderen Autoren und Zeichnern immer groteskere Züge an und wandelte sich zum irgendwie sympathischen Anti-Helden. Optisch und auch mit seinen Sprüchen wirkt er wie eine übersteigerte Version von Spider-Man, der auch einen kleinen Auftritt auf diesen Seiten hat, ebenso Cable, Deadpools Gegenspieler zu Zeiten von „New Mutants“ und „X-Force“, mit dem es sogar eine gemeinsame Serie, „Cable & Deadpool“, gab. Die Storys um Deadpool sind inzwischen so abgedreht, dass sie den ernsthaften Comic-Rahmen sprengen. Das muss man jedoch mögen; bei „She-Hulk“ war das nur bedingt lustig, doch hier passt es sehr viel besser, zumal die Serie bei zu viel Splatter Gefahr laufen würde, indiziert zu werden.

„Wolverine“ und „Deadpool“ gehören zu den Titeln, die härter angelegt sind und sich an ein reiferes Publikum wenden, die mit den entsprechenden Szene umgehen können. Die Storys sind spannend beziehungsweise makaber und haben ihr ganz eigenes Publikum.