Susanne Picard: Goldmond (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 25. Februar 2014 08:13
Susanne Picard
Goldmond
Die Seelenherrin 2
Titelillustration von Victor Titov
Karte von Dipl.-Ing. Nils Kreutzer
Bastei Lübbe, 2013, Paperback, 494 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-404-20731-2 (auch als eBook erhältlich)
Von Petra Weddehage
Sanara und ihr Bruder Sinan sind die einzigen Überlebenden des Hauses Amadian. Der Elbenprinz Tarind hält alle Abkömmlinge seines Feindes für tot und ahnt nicht, dass die beiden Geschwister einst sein von ihm angeführtes Massaker überlebten. Die Elben überziehen seit der Ermordung ihres Königs, dem Vater von Tarind, die Welt mit Krieg, und die Menschen sind nur Sklaven, die ihren Herren in allen Belangen zu dienen haben.
Als Sanara gewaltige magische Kräfte entwickelt, wird der Bruder von Tarind, Telarion, dazu ausersehen, die Macht der jungen Frau zu bändigen, um sie den Elben gefügig zu machen. Dank des Musikers Ronan und ihres Bruder Sinan gelingt ihr die Flucht aus den Händen des einstigen Priesters. Dieser jagt nun Sanara und ihren Bruder. Allerdings ist es vor allem die junge Frau, die es ihm angetan hat, seit er in der Geisterwelt ein Erlebnis hatte, das ihn und die mächtige Seelenherrin als Gleichgestellte zeigte.
Die junge Frau findet in einem Tempel Unterschlupf. Hier soll sie lernen, ihre Kräfte zu vervollkommnen. Nur so kann sie zum Symbol der Befreiung für die Menschheit werden. Die Elben setzen alles daran zu verhindern, dass ihre Sklaven die Freiheit erlangen und wenden furchtbare Methoden an, um der jungen Frau habhaft zu werden.
Die Autorin erschuf eine Welt, in der die Menschen in Sklaverei leben. Ihre Herren sind mächtige Elben mit magischen Kräften. Diese nehmen sich die Kraft der Menschen, um sich zu stärken, ohne Rücksicht auf ihre Gefühle. Telarion wird im Gegensatz zu seinem Bruder Tarind als gemäßigt beschrieben, schreckt jedoch nicht vor furchtbaren Strafen zurück, wenn es seiner Sache dient. Tarind ist machtbesessen und benutzt seinen Bruder ebenso wie alle in seiner Umgebung.
Allerdings gibt es da noch eine Gegenspielerin, mit der keiner der beiden Brüder gerechnet hat. Tarinds Frau Ireti ist ebenfalls daran interessiert die Macht in ihren Händen zu halten und wendet weit perfidere und feinere Methoden an, um vor allem Sanara zu quälen. Ronan, der Musiker, liebt Sanara, weiß aber, dass sie auch Gefühle für Telarion hegt. Diese ist keineswegs froh darüber, dass sie sich von dem Todfeind ihres Volkes angezogen fühlt. Da aber höhere Mächte ihre Finger im Spiel haben, sind sowohl der Elbenprinz als auch das Mädchen voneinander fasziniert.
Ronan und Sinan wird der Leser gewiss einige Sympathien entgegenbringen. Sanara weiß ebenfalls zu überzeugen. Tarind ist der Gegenspieler, den alle fürchten doch dessen Frau, die Halbelbin Ireti, ist ein echtes Miststück. Tarind hat somit die perfekte Gefährtin, auch wenn er sich dessen erst sehr spät bewusst wird. Leser entdecken erst nach und nach das Gute in dem Elben Telarion. Dieser sitzt quasi zwischen den Stühlen und sein Wesen erfährt im Laufe der weiteren Geschehnisse einen tiefgreifenden Wandel. Dies wurde im ersten Teil der Geschichte, die unter dem Titel „Dunkelmond“ erschien, schon gut angedeutet.
Die komplexe Story besticht durch einen strukturierten roten Faden, der die verschiedenen Erzählstränge gut zusammenführt. Bücherwürmer, die von Sagengestalten wie den Elben fasziniert sind, bekommen die Gelegenheit, diese von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Im Gegensatz zu reichlich anderen Autoren hat die Susanne Picard den Mut, diese ach so gottgleichen Wesen einmal als richtig fiese Gegenspieler zu zeigen, selbst wenn sie vielleicht nur als fehlgeleitete Subjekte anzusehen sind. Die Autorin schafft es jedenfalls bravourös, dem Genre eine neue Facette hinzuzufügen, und braucht sich vor den angloamerikanischen Kollegen keinesfalls zu verstecken. Ihr gelingt es, Fantasy-Fans eine interessante Geschichte zu präsentieren, die bestimmt zahlreiche Leser und Leserinnen finden wird.