Kresley Cole: Tanz des Verlangens (Buch)

Kresley Cole
Tanz des Verlangens
Die Untersterblichen 4
(Dark Needs at Night’s Edge, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Bettina Oder
Lyx, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 412 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8318-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Birgit Scherpe

New Orleans in den 20er Jahren: Die junge Ballett-Tänzerin Néomi Laress ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch ihr eifersüchtiger Ex-Verlobter Louis macht alles zunichte, was sie sich durch harte Arbeit und Fleiß aufgebaut hat. Weil er ihre Zurückweisung nicht ertragen kann, sticht er sie mit brutaler Gewalt auf einer Gala in ihrem Herrenhaus Elancout nieder und bringt sich danach selbst um. Néomi stirbt noch auf der Feier – und irrt fortan als ruheloser Geist umher, gebunden an ihr ehemaliges Zuhause, das sie einst so sehr liebte und das nun ihr Gefängnis ist.

Die Jahre vergehen, verschiedene Mieter kommen und gehen, doch nie ist jemand dabei, der Néomi sehen oder auch nur hören kann. Bis eines Tages plötzlich Männer in ihr Haus kommen und dort einen schmutzigen, um sich schlagenden Irren einsperren. Néomi ist entsetzt über ihr Gebaren. Doch nach und nach findet sie heraus, dass es sich bei den Männern um die Vampir-Brüder Murdoch, Nikolai und Sebastian Wroth handelt, die ihren durch Blutgier verrückt gewordenen Bruder Conrad nur eingefangen und eingesperrt haben, um eine Heilung für seinen Wahnsinn zu finden. Néomi beginnt, Conrad heimlich zu beobachten, und stellt bald fest, dass auch sie beobachtet wird. Denn wie durch ein Wunder ist Conrad der Erste, der sie sehen und auch hören kann.

Entzückt darüber endlich wieder wahrgenommen zu werden, beginnt Néomi, Conrad regelmäßig Gesellschaft zu leisten und lange Gespräche mit ihm zu führen. So schwindet nach und nach sein Wahnsinn und macht einem anderen Gefühl in Conrad Platz, das er nie zu fühlen geglaubt hat: das Verlangen nach seiner wahren Braut. Doch wie soll Néomi die seine werden, wenn sie doch nur ein körperloser Geist ist?

„Tanz des Verlangens“ ist der vierte Band der inzwischen 12 Bände umfassenden „Die Unsterblichen“-Reihe der amerikanischen Autorin Kresley Cole, die nach einer Karriere als Athletin und Trainerin 2003 ihr erstes Buch veröffentlichte.

Wer bereits die ersten drei Bücher der „Immortals After Dark“-Reihe gelesen hat, wird hier auf alte Bekannte treffen: die Walküre Nix, Sebastian Wroth, der in „Kuss der Finsternis“ auf seine Braut Kaderin traf, aber auch die Hexe Mariketa und ihren Gefährten Bowen MacRieve; sie alle spielen eine Rolle in der Geschichte um den Vampir Conrad Wroth und seine geisterhafte Braut Néomi.

Genau wie in den Vorgängerbänden ist auch in „Tanz des Verlangens“ das zentrale Motiv die Suche nach der einen, vom Schicksal erwählten Braut für die Ewigkeit, sodass dieser Band für Fans der Serie im Grunde genommen wenig Überraschung bietet. Das Paar lernt sich kennen, das Paar entdeckt seine Leidenschaft füreinander und am Ende lässt die Liebe die Beiden alle Hindernisse überwinden, egal wie groß, gefährlich oder unbesiegbar. Lediglich der Umstand, dass Néomi Laress ein Geist ist und Conrad sie daher körperlich nicht einfach zu der seinen machen kann, ist eine kleine Abwechslung zu den bisherigen Konstellationen. Ansonsten ist alles wie immer, und gerade sämtliche Handlungsstränge, die sich irgendwie mit der Außenwelt, Conrads Feinden oder der nahenden Akzession beschäftigen, werden lieblos im Eiltempo abgehandelt.

Eine weitere große Schwäche des Bandes ist der Umstand, dass der überwiegende Teil der Handlung im Herrenhaus Elancourt stattfindet und dadurch extrem statisch ist. Zwar bemüht sich die Autorin, stattdessen die Entwicklung der Charaktere Néomi und Conrad in den Vordergrund zu setzen und ihnen Tiefe zu verleihen, scheitert hierbei aber letztendlich an ihren bevorzugten Stereotypen. Genau wie alle bisherigen männlichen Charaktere ist auch der Vampir Conrad Wroth sehr groß, gutaussehend, reich und extrem beschützend, während Néomi sehr klein, sehr sexy und sehr beschützenswert ist und ‚ihren‘ Vampir trotz seiner Auftragskiller-Vergangenheit und seiner Neigung zu gewalttätigen Wutausbrüchen grenzenlos liebt. Hier bringen auch die tragischen Hintergrundgeschichten keinen Tiefgang.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Tanz des Verlangens“ der bisher schwächste Teil der Reihe ist. Wenig Handlung, wenig Erotik und stereotype Charaktere sorgen dafür, dass der Funke beim Lesen nicht so recht überspringen mag. Wer nicht grade Fan der Reihe ist und das Buch der Vollständigkeit halber lesen will, sollte lieber zu einem anderen Titel greifen.