Mike Shepherd: Unter Quarantäne – Kris Longknife 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 25. Februar 2014 08:09
Mike Shepherd
Unter Quarantäne
Kris Longknife 2
(Deserter)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Thomas Schichtel
Titelillustration von Arndt Drechsler
Bastei Lübbe, 2014, Taschenbuch, 512 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-404-20737-4 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Was macht man, wenn einem der Alltag zu langweilig wird, wenn das Elternhaus gar zu dominierend erscheint und die Zukunft vorhergeplant daherkommt? Komm zur Navy, hier erlebst du Abenteuer, lernst fremde Gegenden kennen und findest eine neue Heimat. Das hat sich in den Jahrtausenden seit dem antiken Reichen nicht geändert.
Kris Longknife gehört zu den Longknifes, der adeligen Familie, deren Mitglieder seit Generationen durch tapfere Taten, weises Regieren und innovatives Forschen berühmt wurde. Mittlerweile ist Kris’ Vater König, sie selbst Prinzessin des heimatlichen Planetensystems – und als Lieutenant Junior Grade auf der Korvette „Firebolt“ stationiert. Seit sie in ihrem ersten Abenteuer eine Meuterei angeführt und einen Krieg gegen die Erde verhindert hat, verhalten ihre Vorgesetzten sich ihr gegenüber noch reservierter, versuchen gar, sie ins Zivilistenleben abzuschieben. Doch nicht mit Kris!
Als ein Freund von ihr auf Turanic entführt wird, hat sie nichts Besseres zu tun, als Urlaub einzureichen, ihren Leibwächter und ihre Anstandsdame einzupacken und auf Rettungsmission zu gehen. Dass sie angesichts einer von ihren Gegnern bewusst gestreuten Ebola-Seuche dort strandet, dass sie einer Verschwörung, die zu einem galaxisweiten Krieg führen könnte auf die Spur kommt, sind noch lange nicht das Schlimmste – denn ihr Widersacher hegt eine persönliche Abneigung gegen sie und plant, sie auf sehr schmerzhafte Art und Weise zu Tode zu foltern. Doch da hat er seine Rechnung ohne Kris und ihre Freunde gemacht…
Eine junge Frau, eine toughe Kämpferin, die in der Weltraummarine ihrer Welt Karriere macht – hatten wir das nicht schon einmal? Unwillkürlich kommen Erinnerungen an David Weber „Honor Harrington“-Serie (ebenfalls bei Bastei Lübbe) und Elisabeth Moons „Esmay Suiza“-Reihe (dito) auf, doch die Parallelen sind lediglich oberflächlich vorhanden.
Zum einen entstammt Kris einer ganz anderen Schicht als ihre literarischen Kolleginnen, gehört zu einer altehrwürdigen Familie, deren Vorbestimmung sie entgehen will. So muss sie sich anders als Honor nicht nur gegen Kameraden und Gegner durchsetzen, sondern auch gegen den Widerstand ihrer eigenen Familie angehen. Auch rast Kris nicht ganz so schnell durch die Ränge nach oben, spielen Weltraumschlachten nicht gar die dominierende Rolle, wie bei der Bestsellerserie aus der Feder Webers.
Shepherd zäumt sein Pferd anders auf, besticht eher durch die wundervoll gezeichnete Persönlichkeit, durch Wortwitz und Situationskomödie als durch martialischen Schlachtendonner. Dabei begleiten wir eine mutige und intelligente junge Frau in Abenteuer, verfolgen mit, wie sie sich für Minderheiten ebenso einsetzt wie für Arme, sie sich gegen Ungerechtigkeiten stemmt und sich ihr moralischer Kompass immer deutlicher entwickelt. Man identifiziert sich als Leser gerne mit dieser Person, gerade weil sie sympathisch aber auch impulsiv ist, weil sie Fehler macht und diese büßen muss, sie aber eben auch mit einem unbändigen Willen ausgestattet ist, das Richtig zu tun. Dabei wirken die Kämpfe nicht aufgesetzt sondern passend in Szene gesetzt, auch wenn hier ohne große Schuld oder Moral alttestamentarisch gekämpft und gemordet wird. Das wirkt ein wenig oberflächlich, ohne dass dies die Handlung aber im Geringsten stören würde.