Suicide Girls (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 28. Januar 2014 18:48

Steve Niles, Missy Suicide & Bea Grant
Suicide Girls
(Suicide Girls 1-4, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Sandra Kentopf
Titelbild von Cameron Stewart
Zeichnungen von David Hahn, Cameron Stewart, Andy Belanger
Panini, 2014, Paperback, 128 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-86201-785-0
Von Christel Scheja
Die „Suicide Girls“ gibt es tatsächlich. Die Community ist auf der gleichnamigen Internetseite zu finden und versammelt hübsche, aber auch selbstbewusste und unangepasste junge Frauen aus aller Welt, die sich auf ganz eigene Weise frech, stolz und sexy auf ihren Pin-ups präsentieren, weil sie genau wissen, wie viel sie sich wert sind. Grund genug, diese Stimmung auch in einem Comic zu vermitteln.
In einer nicht all zu fernen Zukunft hat die fanatische Organisation „Die Art zu leben“ großen Einfluss auf die Gesellschaft. Sie wollen Einheitlichkeit und Uniformität durchsetzen, dass jeder seinen Platz hat und sich auch mit dem, was er bekommt, zufriedengibt, auch und vor allem der weibliche Teil der Bevölkerung. Mit Umerziehungsprogrammen und Gehirnwäsche versuchen sie dieses Ziel nach und nach in die Tat umzusetzen. Ein besonderer Dorn im Auge sind den Verantwortlichen der Sekte, die irgendwo zwischen Religion und politischer Bewegung schwankt, vor allem junge Frauen, die durch ihre freche und unangepasste Art das ideale Feindbild darstellen. Denn immerhin, so ihre Meinung, hat ausgerechnet dieser Typus oft genug Männern den Kopf so verdreht, dass diese selbst in mächtigen Positionen zu Fall kamen.
Doch die Mädchen lassen sich nicht unterkriegen. Viele von ihnen gehörten einer geheimnisvollen Organisation an, die Individualität, Freiheit des Geistes und Körpers voll auskosten will. Neue Mitglieder sind immer willkommen und werden auch aus dem Gefängnis gerettet, wenn es sich anbietet. Und noch etwas ist ihnen wichtig: die Gemeinschaft! Die „Suicide Girls“ starten deshalb sogar einen gewagten Gegenangriff um wichtige Gefährtinnen zu retten – auch wenn sie selbst dabei ihr Leben verlieren könnten…
Man merkt, die Geschichte von „Suicide Girls“ ist nicht unbedingt innovativ, neu und weltbewegend, aber darauf kommt es den Machern auch gar nicht an. Die Handlung dient nur dazu, um ein wenig Spannung zu erzeugen und den einzelnen Mädchen ein wenig Raum zu geben um verschiedene Facetten ihres Wesens zu präsentieren.
Natürlich sind die meisten der „Suicide Girls“ gut gebaut, haben niedliche Gesichter und tragen ihre Vorzüge auch in den entsprechend knappen Kostümen zur Schau, auf der anderen Seite können sie sich aber auch ganz schnell in männermordende Amazonen verwandeln, die fachkundig mit Schwertern und Pistolen umzugehen wissen. Vom Verhalten her können sie so unbeschwert, verspielt und fröhlich wie High-School-Cheerleaderinnen wirken, dann aber auch wieder recht vulgär werden, denn auf den Mund gefallen sind sie nicht. So entsprechen sie damit dem modernen Archetyp der unangepassten, frechen Rockerbraut, die sich aus Spaß als Pin-up präsentiert und sehr genau weiß, wie sie Männer um den Finger wickeln kann. Allerdings sollte man keine Charakterentwicklung erwarten und schon gar keine hintergründige Geschichte – in der Graphic Novel geht es ganz allein um den Spaß an der Freud, coole Sprüche, hübsche Körper und auch einen guten Schuss Action.
„Suicide Girls“ dürfte daher vor allem durch den umfangreichen Galerieteil junge männliche Leser ansprechen, die hübsche Zeichnungen und Fotos von selbstbewussten Mädchen mögen, die sich gerne hüllenlos präsentieren und die auch gegen eine Geschichte nichts einzuwenden haben, in der vor allem freche Sprüche, Action und Pin-ups im Mittelpunkt stehen, und weniger eine interessante und überraschende Handlung.