World of Warcraft: Blutschwur (Comic)

World of Warcraft
Blutschwur
(World of Warcraft: Bloodsworn)
Autor: Doug Wagner
Zeichnungen: Jheremy Raapack
Übersetzung: Claudia Kern
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-641-9

Von Frank Drehmel

Obgleich sich der Orc-Jäger Malgar von seinem Volk losgesagt hat, greifen er und sein treuer Begleiter, der Wolf Remnes, ein, als Zentauren im nördlichen Brachland eine kleine Schar wehrloser Orcs überfallen und grausam niedermachen. Dank seiner todesmutigen Aktion zieht der Jäger naturgemäß die Aufmerksamkeit der Angreifer auf sich, ohne der Übermacht der Zentauren irgendetwas außer seinem Mut entgegensetzen zu können.

Daher bereitet sich Malgar auf seinen letzten Kampf vor und hat schon mit seinem Leben abgeschlossen, als er Hilfe von unerwarteter Seite erhält: Der mächtige Taurenkrieger Eisenhuf, der sich, dem Ruf des Kriegshäuptlings Garrosh Höllschrei folgend, auf dem Weg in die Hauptstadt der Horde befindet, greift im letzten Moment ein, rettet den Jäger und schleppt den Verwundeten nach Ogrimmar. Hier sind zwischenzeitlich schon weitere Helden eingetroffen, die sich – wie Eisenhuf – auf Höllschreis Geheiß der neuen militärische Eliteeinheit der Horde, den Garad’kra, anschließen sollen: die Orc-Schamanin Shagara, der Troll-Druide Rada'Jin, der Blutelfen-Paladin Ashra sowie der untote Hexenmeister Felgrim, der sich allerdings verspätet.

Während Malgar, kaum dass er genesen ist, sofort aus Ogrimmar flieht, werden die nunmehr fünf Helden trotz der vielfältigen Spannungen die zwischen ihnen herrschen in die Truppe aufgenommen und mit dem Auftrag betraut, dem Aufstand der ehemals vollkommen zerstrittenen Zentaurenstämme auf den Grund zu gehen. Im nördlichen Brachland treffen sie erneut auf Malgar, der sich einmal mehr mit den Zentauren angelegt hat und tief in der Bredouille steckt, sowie auf Dorthar, einen eher schwächlichen, einäugigen Zentauren, der von den Seinen verstoßen wurde und sich nun von seinem Volk endgültig lossagt, das unter Führung des charismatischen Oberkhans, Aratas alles Unvollkommene und Schwache auf Azeroth ausmerzen will.

Gemeinsam reisen sie zu den Höhlen von Maraudon, von wo aus Aratas und sein göttlicher Vater den Angriff der Zentauren auf das Herz der Horde, Ogrimmar, planen, wohl wissend, dass sie das Heer kaum aufhalten aber den Orcs zumindest genug Zeit für das Errichten einer Verteidigungslinie verschaffen können, selbst wenn das ihren eigenen Tod bedeutet. Damit sie Erfolg haben, müssen sie jedoch alle tiefen Differenzen, die ihr Handeln und Auftreten überschatten, vergessen.

Schon nach wenigen Seiten ist klar, dass Doug Wagners Interesse weniger einer ausgeklügelten, tiefen Story gilt, als vielmehr der Inszenierung furioser Action und dem mit Pathos gewürzten Posing cooler Helden. Und in der Tat reißt der Comic den Leser regelrecht mit, lässt ihm angesichts zahlreicher hochdynamischer Kämpfe und Interaktionen kaum Zeit zum Luft holen; alleine schon das transportierte „WoW“-Feeling macht es verschmerzbar, dass sowohl die Beweggründe der Protagonisten für ihr Handeln und die tiefen Konflikte zwischen den einzelnen Fraktionen und Spezies allenfalls angedeutet werden, als auch der Grundplot um die nach Weltherrschaft strebenden Zentauren extrem stereoptyp konstruiert ist. Andererseits befördern bestimmte Stereotypen in den Charakterzügen der Helden – die Arroganz des Blutelfen, die fast schon devote Haltung des Trolls, die Todesverachtung des Hexenmeisters, etc. – sogar das heimelige Gefühl des „WoW“-Spielers.

Ein echtes Highlight ist das Artwork Raapacks: die Perspektive ist überwiegend sehr nahe bei den Figuren, sodass man die mit Auge fürs Detail entworfenen Rüstungen in all ihrer düsteren Pracht genauso genießen kann, wie die heroischen Posen, die brillant inszenierten magischen Effekte und die dynamischen Zweikämpfe.

Fazit: Wer nicht sonderlich viel wert auf eine tiefgründige Story legt sondern sich auch an furioser Action, coolen Charakteren und einen echten „WoW“-Feeling erfreuen kann, der sollte bedenkenlos zugreifen. Gerade im Artwork für mich der bisher beste „WoW“-Band.