Luis und Romulo Royo: Zeit des Bösen: Apokalypse (Buch)

Luis und Romulo Royo
Zeit des Bösen: Apokalypse
Übersetzung von Katharina Uhlig und Elisabeth Schmalen
Cross Cult, 2013, Hardcover, 128 Seiten, 35,00 EUR, ISBN 978-3-86425-202-0

Von Christel Scheja

Der spanische Illustrator Luis Royo gehört seit den 90er Jahren zu den angesagten Künstlern der Fantasy-Szene. Seine Werke zieren mittlerweile nicht nur Kalender, Poster und Buchcover oder sind in Bildbänden erhältlich, sondern sind auch in anderer Form präsent. Sein Sohn Romulo ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten, aber weitaus weniger bekannt. Gemeinsam haben die Beiden nun eine ganz persönliche Reihe geschaffen, in der sie erstmals ein eigenes Universum präsentieren: „Zeit des Bösen“. Das Auftaktwerk ist „Apokalypse“, ein Bildband, hinter dem auch eine Geschichte steht.

Katastrophen haben das Gesicht der Erde verändert. Einstmals pulsierende Mega-Citys wie New York sind zu heruntergekommen Einöden geworden, die den Unbilden der Natur und dem unausweichlichen Zerfall preisgegeben sind. Die wenigen Menschen, die überlebt haben und nicht mehr wissen, wohin sie gehen sollen, schleichen in ständiger Furcht durch die Straßen, denn sie sind nicht mehr die einzigen Bewohner dieses Ortes. Wesen, die sie nur aus Mythen und Legenden kannten, sind wieder ans Tageslicht getreten und scheinen nun einen eigenen Krieg zu führen.

Die hübsche Soum ist als Vertreterin ihres Mondordens nach New York gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Zusammen mit einem jungen Mann versucht sie herauszufinden, was hinter den beunruhigenden Bildern steckt, die eine der Seherinnen des Ordens so entsetzte. Dabei fällt ihr vor allem eine weißhaarige Frau ins Auge, die nur in einem knappen Lederanzug durch die Straßen streift und Engelswesen wie auch Dämonen magisch anzuziehen scheint. Was aber ist das Geheimnis von Luz, die Tag um Tag seltsame Zeichen an Wände und Boden ihrer Behausung malt, aber nicht wirklich zu wissen scheint, was sie da tut? Und wer genau sind die Leute, die sich für sie interessieren? Haben vielleicht auch sie mehr zu verstecken, als ihnen lieb ist?

„Zeit des Bösen: Apokalypse“ ist zutiefst melancholischer und düsterer Gothic Horror, eine Mär, in der es zwar auch viel nackte Haut und erotische Posen zu sehen gibt, aber nicht wirklich Leidenschaft aufkommen will. Man merkt sehr deutlich, dass Luis Royo die Geschichte schon länger mit sich herumgetragen hat, denn nicht alle Bilder sind unbekannt. Durch den Kontext, der in kurzen szenischen Erzählungen präsentiert wird, ergeben sie nun aber einen tieferen Sinn.

Im Grunde geht es wieder um den ewigen Widerstreit von Gut und Böse, Yin und Yang, Götter und Dämonen, Sonne und Mond. Dieses Thema zieht sich durch den ganzen Bildband, ohne jedoch deutlich hervorgehoben zu werden. Den tieferen Sinn muss sich der Leser selbst erschließen und die Zeit nehmen, die Texte mit den Bildern auf sich wirken zu lassen.

Die Figuren bleiben Schemen ihrer Selbst, vor allem Soum, die zunächst als Heldin erscheint. Nur wer den von anderen Künstlern nach Vorgaben der Royos gezeichneten Manga kennt, weiß eigentlich wirklich, was sie ist und wem sie dient. Der Fokus schwenkt dann aber recht schnell zu Luz, die als einsame Heldin ohne Ziel und Erinnerung durch die Stadt streift, aber dennoch ein Gespür dafür hat, wem sie trauen kann und wem nicht.

Letztendlich ist es aber das Artwork, was die Atmosphäre der Geschichte macht – in der von Luis Royo gewohnten detailreichen Qualität, darf man sich in eine Welt fallen lassen, in der nichts mehr so ist, wie man es kennt, aber auch nicht alles unvertraut. Allerdings sollte man sich schon auf den eigenwilligen Erzählstil einlassen können, denn er deutet eher an, als dass er expliziert wird – und auch die Action-Momente sind eher verhalten, weil ebenfalls nur Ausdruck der Stimmung eines Moments.

„Zeit des Bösen: Apokalypse“ dürfte daher vor allem die Leser und Fans ansprechen, die einerseits ein Faible für die Kunst von Luis Royo haben, andererseits aber auch zu einem geheimnisvollen Gothic-Horror-Märchen nicht Nein sagen können, das eher durch seine Stimmung lebt als durch die zugrundeliegende Geschichte.