Gena Showalter: Alice im Zombieland(Buch)

Gena Showalter
Alice im Zombieland
(Alice in Zombieland)
Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Constanze Suhr,
Mira, 2014, Hardcover, 402 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-86278-986-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Alice Bell hat es nicht leicht im Leben. Nicht genug, dass sie mit fast 16 Jahren immer noch kein Date hatte, nie zu Pyjama-Partys gehen durfte und einen Kuss nur aus dem Fernsehen kennt, nein ausgerechnet ihr Vater muss auch noch total irre und durchgedreht sein! Der glaubt doch tatsächlich, dass nach Sonnenuntergang unheimliche Wesen ihr Unheil treiben, sein eigener Vater soll auf dem Friedhof von diesen ermordet worden sein. Natürlich nehmen ihm weder Alice noch ihre achtjährige Schwester Emma dieses Märchen ab.

Zur Feier ihres 16. Geburtstags wünscht Alice sich nur eines, dass die gesamte Familie zur Aufführung ihrer Schwester die Schule besucht. Allen Bedenken zum Trotz stimmt ihr Vater zu. Auf dem Rückweg in der Dämmerung wird der Wagen der Familie am Friedhof angegriffen, alle bis auf Alice von untoten Wesen getötet. Das kann doch nicht sein, hat sie den Wahnsinn ihres Vaters geerbt, oder was?

Alice, Ali, wie sie sich nur noch nennt, kommt zu ihren Großeltern und damit auch in eine neue Schule. Bereits am ersten Tag lernt sie zwei wirklich faszinierende Jungs kennen: Cole, ein Tunichtgut, Schläger und Anführer eine Jugendbande, und den unnahbaren Streber Justin, mit dem sie sich auf ein erstes – ihr erstes – Date verabredet. Vorher aber geht etwas wirklich Merkwürdiges ab – immer wenn sie Cole am Tag das erste Mal begegnet, hat sie Visionen. Träume, wie sie sich küssen, Hirngespinste, wie sie zusammen Jagd auf etwas machen. Als Cole ihr widerstrebend davon berichtet, dass er zusammen mit seinen Freunden Jagd auf unstoffliche Zombies macht, die außer einigen wenigen Begabten kaum einer sehen kann, ahnt sie, dass ihr Leben noch ein wenig aufregender als bislang werden wird…

Gena Showalter ist uns aus ihrer bei Mira erscheinenden Urban-Fantasy-Reihe um die „Herren der Unterwelt“ ein Begriff. Mit dieser Bestsellerserie hat Mira Lyx aber auch Heynes Hype um J. R. Wards „Black Dagger“ Reihe erfolgreich Konkurrenz gemacht und sich im Bereich der Romance Fantasy positioniert.

In vorliegendem Roman – der erste einer kleinen Reihe die sich sowohl an jugendliche, wie an erwachsene Leser richtet und deren zweiter Band, „Rückkehr ins Zombieland,“ für Juli in Vorbereitung ist – nimmt sie sich eines Themas an, das mir persönlich nicht so sehr liegt: den wandelnden Toten.

In den letzten beiden Jahren setzten alle großen Verlage auf Bücher mit und um Zombies, erfolgreiche TV-Serien taten ein Übriges, um den Hype anzufachen. Allerdings nähert Showalter sich des Topics doch erfrischend anders, als sonst so üblich an. Bei ihr sind Zombies nicht etwa wandelnde, halb verweste hungrige Leichen, sondern Seelen, die keine Ruhe finden, die unstofflich aus ihrem Grab steigen und ihre Opfer heimsuchen. Dabei erinnert mich die Art und Weise, wie Showalter ihre Geschichte aufgebaut hat, ihre Ich-Erzählerin berichten lässt, an Alyson Noëls „Evermore“. Mühelos schlupft der Leser in die junge Protagonistin, die sich, wie kann es anders sein, in einer neuen Umgebung zurechtfinden muss. Es gilt Freunde zu finden, sich im Schulalltag zu positionieren, erste vorsichtige Schritte hin zu einer romantischen Beziehung zu wagen und den emotionalen Schlag, indirekt für den Tod der eigenen Familie verantwortlich zu sein, wegzustecken.

Das ist von seiner Grundanlage her altbekannt, doch Showalter schreibt so intensiv, so fesselnd, dass mich der Plot packte und nicht mehr losließ. So blättern sich die Seiten wie von selbst um, folgt man der Erzählerin gerne und mit Anteilnahme in ihre Kämpfe, zumal sich auch fiese Verräter und ein überirdischer Zeuge einmischen. Sieht man einmal von den vielen Rechtschreibfehlern ab, die ein sorgfältiges Lektorat vermissen lassen, bietet das Buch bestes, bekanntes Abenteuer-Kino, gut geschrieben und Sucht erzeugend.