D9E – Die neunte Expansion 2: Das Haus der blauen Aschen, Niklas Peinecke (Buch)

D9E – Die neunte Expansion 2
Das Haus der blauen Aschen
Niklas Peinecke
Titelillustration von Alexander Preuss
Wurdack, 2013, Paperback, 250 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-95556-011-9

Von Carsten Kuhr

Nachdem ihr Mann bei einer interstellaren Expedition starb, arbeitet die Astrophysikerin Farne im Dienst der Universität auf dem Planeten Athena. Die Zeit der interstellaren Expeditionen scheint, zumindest für sie, endgültig vorbei zu sein. Als sie eines Tages die Entdeckung macht, dass ein rätselhaftes wow-Signal nicht von einem Zwergstern sondern von etwas Unbekanntem ausgesandt wird, wirft sie ihre Bedenken über Bord und beantragt beim Dekan eine Expedition.Zwar sorgen Unbekannte dafür, dass die bereits genehmigte Nutzung des Universitäts-Raumschiffs zurückgezogen wird, eine private Stiftung springt aber ein, so dass dem Start eigentlich nichts mehr im Weg stehen sollte.

Dann verunglückt der Bordarzt, ein fremder, genetisch aufgerüsteter Pilot meldet sich auf die Anzeige hin und eine Ärztin, die als Hondh-Agentin eingeschleust wird, ist auch mit von der Partie. Zum Glück hat Farne mit der KI Karman einen verlässlichen Verbündeten auf ihrer Seite. Im Ercam-System angekommen stößt die Crew der „Curson“ auf etwas, das keiner von ihnen je erwartet hätte. Eine beschädigte Raumstation von der Größe eines Mondes, die ganz offensichtlich bewohnt ist...

Im zweiten Band der Shared-Universe-Serie „D9E“ stellt uns der Autor einen Randwelten-Planeten vor, der außerhalb des von den Hondh beherrschten Sternenreiches liegt, deren Bewohner den neuen Machthabern des früheren menschlichen Reiches aber nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen. So manch einer ist von der Macht und dem scheinbaren Frieden, der von den Hondh und ihrer Hegemonie ausgeht, angezogen, so dass es immer wieder Unterstützer einer Angliederung an das Hondh-Imperium gibt.

Neben der faszinierenden Bühne, die die Raumstation der unbekannten Aliens bietet – Erinnerungen an die Ringwelt sind hier wohl beabsichtigt stellt uns der Autor weitere, sehr interessante Personen (?) vor. Karmen, die KI, vor Jahrhunderten durch das inzwischen technisch vergessene vollständige Hochladen eines menschlichen Geistes in einen künstlichen Körper entstanden und seitdem immer wieder verändert, ausgebaut und erneuert, ist neben den Hacker-KIs einer der eigentlichen Helden des Romans. Obwohl, vielleicht gerade weil sie zunächst unauffällig agieren, eher im Hintergrund, ja in der zweiten Reihe stehen, dabei aber immer wieder entscheidend eingreifen, wirken sie in ihrer Zwitterrolle zwischen Mensch und Maschine unheimlich interessant. Alterslos doch müde, wollen sie ihrer Knechtschaft nur noch entgehen und dem endgültigen Vergessen anheimfallen. Geschickt integriert der Autor diese durchaus nachvollziehbare Entwicklung in seinen Plot, baut so Cyberpunk-Motive in seinen Space-Opera-Roman.

Viele Rätsel und Fragen bleiben dabei offen; schließlich müssen für die Folgebände – Band 2 ist dem Vernehmen nach bereits fertig, der abschließende dritte Roman in der Vorbereitung – noch Anknüpfungspunkte und Fragen vorhanden sein, an die Peinecke anschließen kann.

Auch wenn mir zumindest die Installation und Zeichnung der Hondh-Verräterin ein wenig zu offensichtlich ausfiel, überzeugten insbesondere die KIs sowie der phantastische Handlungsort und weckten Appetit auf die weiteren Bände. Dass der Autor dabe, ein wenig zu früh das Geheimnis der Hondh-Indoktrination lüftet (vgl. hierzu das Interview mit dem Autor auf Fantasyguide.de). sei erwähnt, die anderen Autoren der Reihe werden dies entsprechend berücksichtigen müssen.