Gruselkabinett 83: Heimgesucht, Allen Upward (Hörspiel)

Allen Upward & Mark Gruppe (Script)
Heimgesucht
Gruselkabinett 83
Sprecher: Horst Naumann, Benedikt Weber, Stephanie Kellner, Christina Hoeltel u.a.
Titania Medien, 1 CD, ca. 61 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4908-1

Von Christel Scheja

Allen Upward (1863-1926) war ein Rechtsanwalt, Lehrer, Politiker und Dichter, der in England, Irland und Kenia lebte. Er beging schließlich Selbstmord. Eine seiner Erzählungen, „The Haunted Woman“, wurde nun in das Hörspiel „Heimsuchung“ umgesetzt und markiert das erste Abenteuer seiner Geisterforscher Colin Hargreaves und Alwyne Sargent.

Lady Maria Throgmorton, die Witwe eines hochrangigen Offiziers, leidet nach dem recht unerwarteten Tod ihrer jungen Schwiegertochter unter Geistererscheinungen in ihrem Schlafzimmer, die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn treiben. Weil sie sich keinen Rat weiß, da nicht einmal ihre Zofe etwas mitbekommt, wendet sie sich an den jungen Colin Hargreaves und dessen Verlobte Alwyne, die in einem Journal gerade erst durch ihre Ermittlungen in einem schauderlichen Fall die Aufmerksamkeit der Medien errungen haben.

Die beiden lassen sich schließlich dazu überreden, in die alte Abtei Abbotsbury zu kommen, in der die Throgmortons inzwischen leben und schauen dort nach dem Rechten. Zunächst weist überhaupt nichts darauf hin, dass irgendetwas Übernatürliches vor sich geht, eher im Gegenteil. Alles ist ruhig und friedlich, das einzig Seltsame ist, dass die Leiche der Verstorbenen nicht zu verwesen scheint. Doch dann – gerade als sie aufgeben wollen – geschieht etwas, was der Lady Recht zu geben scheint.

„Heimgesucht“ ist eine klassische Schauermär, wie man sie aus dem 19. Jahrhundert kennt – ein altes Gemäuer, eine Adelsfamilie mit Geheimnissen und verborgener Schuld – bilden den Hintergrund für eine überraschend wenig übersinnliche Geschichte, die erst einmal eine Weile braucht, um in Fahrt zu kommen und die Ermittler an den Ort des Geschehens anzulocken. Dort angekommen braucht es auch noch einmal eine Weile, bis sie davon überzeugt werden können, es mit einem Geist zu tun zu haben. Bis dahin reihen sich nur Merkwürdigkeiten aneinander, die nicht wirklich einen übernatürlichen Hintergrund zu haben scheinen.

Unbefriedigend ist vor allem das Ende, da die beiden Ermittler selbst nicht zum Zuge kommen und den Fall lösen können, sondern die Erklärungen auf einem ganz anderen Weg erfolgen. Das mag damals legitim gewesen sein, als die Erzählung entstand, heute wirkt es eher befremdlich, dass die Helden so wenig agieren.

Gelungen sind die Wortgefechte zwischen Colin und Alwyne. Gerade die junge Frau zeigt sich dabei erstaunlich selbstbewusst und eigenständig, ist nicht nur das Anhängsel ihres zukünftigen Mannes. Die beiden Sprecher scheinen gerade an diesen Dialogen sehr viel Spaß zu haben. Aber auch die anderen Figuren werden stimmungsvoll ins Leben gerufen.

Alles in allem bleibt „Heimgesucht“ doch ein durchschnittliches Hörspiel, was weniger an der Leistung der Sprecher, als an der Geschichte selbst liegt. Denn diese ist zwar eine sehr stimmungsvoll inszenierte Schauermär, ist jedoch eher langatmig inszeniert und kann gerade am Ende sehr enttäuschend wirken, wenn man mehr von den Helden erwartet hat.