John Constantine – Hellblazer: Garth Ennis Collection 4: Feuer der Verdammnis (Comic)

John Constantine – Hellblazer: Garth Ennis Collection 4
Feuer der Verdammnis
(Hellblazer 56, 71-77, 62-70; Hellblazer Special 1, Vertigo: Winter's Edge 2)
Autor: Garth Ennis
Zeichnungen: Steve Dillon u.a.
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Panini, 2013, Hardcover, 292 Seiten, 29,90 EUR, ISBN 978-3-86201-667-9

Von Frank Drehmel

Der vorliegenden vierte Sammelband enthält neben dem Handlungsbogen „Feuer der Verdammnis“ („Damnation's Flame“) der Hefte 72 bis 75 einige in sich abgeschlossene Episoden, die eine Einzelbesprechung rechtfertigen würde, bei der folgenden Inhaltsangabe jedoch außen vor bleiben, weil der Text zu umfangreich werden würde.

Als sich John Constantine nach der Trennung von seiner Freundin Kit, heruntergekommen, dem Alkohol verfallen und ausgestoßen buchstäblich in der Gosse wiederfindet, ist es die Vision des tragischen Ablebens eines jungen Royal-Airforce-Piloten während des 2. Weltkriegs, die ihm den Weg zurück in die Gesellschaft weist.

Äußerlich ganz der Alte beschließt er, England und London den Rücken zu kehren und in den Vereinigten Staaten von Amerika, in der Stadt, die er liebt – New York –, Ablenkung zu suchen. Seine Ankunft erregt jedoch die Aufmerksamkeit eines alten Bekannten, des Voodoo-Priesters Papa Midnite, der mit dem Hellblazer noch eine Rechnung offen hat. Daher schickt Midnite um der Rache willen Johns Seele unbemerkt auf den sogenannten Geisterpfad, einen Weg in die Hölle. Urplötzlich findet sich Constantines Bewusstsein in einem Amerika wieder, in dem Gräueltaten und menschliche Makel das Sein bestimmen, nur um kurz darauf einem Begleiter zu begegnen, der ihm fortan folgen wird: John F. Kennedy, dem der halbe Kopf weggeschossen wurde und der darauf bedacht ist, zu verhindern, dass sein Gehirn aus dem Schädel fällt. Ihr gemeinsamer Weg führt sie im wörtlichen Sinne in das Herz einer jungen Frau namens Cedella, die einst selbst ein Opfer Midnites wurde und die der Voodoo-Priester als Verbindung zum Reich der Lebenden in die Hölle schickte. Cedella bietet John ihre Hilfe beim Verlassen des Geisterpfades an, wenn er die Zeichen entfernt, die ihren Geist an diesen Ort binden

Während Johns „Seele“ den Ausweg aus jener Hölle sucht, die Papa Midnite für ihn geschaffen hat, leidet sein in der lebendigen Welt zurückgelassener schwachsinnig sabbernder Körper ebenfalls Qualen anderer Art, denen er sich nur nicht bewusst ist.

Das Tradepaperback hinterlässt einen leicht ambivalenten Eindruck, denn während „Feuer der Verdammnis“ als Abrechnung mit dem American Way of Life zwar bissig und pointiert, aber auch vergleichsweise plakativ, brachial sowie vordergründig daherkommt und eher die Umstände als Figuren im Vordergrund stehen, zeigen einige der kleinere Episoden wie „Beichte“ („Confessional“), in der sich Constantine die Lebensbilanz eines von Glauben abgefallen Geistlichen, mit dem er schon in den 60ern des letzten Jahrhunderts eine unerfreuliche Begegnung hatte, anhört, oder „Bekenntnisses eines irischen Rebellen“ („Confessions of an Irish Rebel“), in der er mit seinem toten Freund Brendan noch einmal um die Häuser zieht und in gemeinsamen Erinnerungen schwelgt, deutlich mehr vom dem coolen, zynischen und selbstgefälligen John Constantine, der dem Leser ans Herz gewachsen ist. Doch selbst in den schwächeren Teilen sind Ennis’ Texte, wenn vielleicht auch nicht das Maß aller Dinge, so dennoch unterhaltsam subversiv, intelligent und menschlich.

Das Artwork ist, zumindest was Steve Dillons Part betrifft – und das ist glücklicherweise der überwiegende Teil –, nach wie vor ein echtes Highlight, während Zeichner wie Peter Snejbjerg oder David Lloyd nicht überzeugen können.

Ein kleine Anmerkung am Rande: es zeugt von einem honorigen editorischen Anspruch, wenn man in einem vorangestellten Inhaltsverzeichnis sämtliche Hefte mit Seitenummer, Titel, Originaltitel, Ausgabe, Datum der Erstveröffentlichung aufgelistet werden. Allerdings ist das Ganze nur halb so hilfreich wie angedacht, wenn der Sammelband keinerlei Seitenzahlen aufweist…

Fazit: Trotz kleinerer Schwächen in der A-Note der titelgebenden Story ein weiterer unterhaltsamer Trip in das Seelenleben des DC-Antihelden schlechthin.