BTOOOM! 1 (Comic)

Junya Inoue
BTOOOM! 1
(Btooom! Vol. 1, Japan, 2009)
Aus dem Japanischen von Gandalf Bartholomäus
Tokyopop, 2013, Paperback, 388 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-38420-0862-5

Von Christel Scheja

Ganz normale Menschen werden urplötzlich aus ihrem Umfeld gerissen und müssen sich von nun an ihrer Haut erwehren, jede Menschlichkeit vergessen, um am Leben zu bleiben – dieses Thema erfreut sich nicht zuletzt seit „Battle Royale“ in Japan einer großen Beliebtheit und wird immer wieder neu in Mangas und Animes umgesetzt, wie nun auch bei „BTOOOM“, dessen Manga- und Anime-Versionen so gut wie zeitgleich in Deutschland erscheinen.

„BTOOOM!“ zählt schon seit einer ganzen Weile zu den beliebtsten und gefragtesten Online-Games, in denen die Spieler die Sau rauslassen und ihre Gegner mit Bomben ausschalten können. Auch der arbeitslose Ryota ist dem Rausch verfallen und hängt Tag für Tag vor dem Rechner, anstatt etwas an seiner Situation zu ändern. Stattdessen hofft er, als Tester bei einer Computer-Firma, am besten dem Entwickler von „BTOOOM!“, angestellt zu werden, gehört er doch zu den weltweit besten Spielern.

Eines Tages ist jedoch alles anders. Plötzlich findet er sich inmitten von Geröll auf einer einsamen Insel wieder. Nach und nach findet er heraus, dass aus dem Spiel Wahrheit geworden ist. Eine unbekannte Anzahl von Menschen ist hier ausgesetzt worden, um miteinander zu kämpfen. Nur wem es gelingt, sieben andere Personen zu töten, kann darauf hoffen, zu entkommen.

So ist dem Schlachten und Wüten ein Anfang gesetzt. Erst von einem kurzatmigen Geschäftsmann erfährt Ryota mehr und weiß nun, dass er keine Wahl hat – auch wenn das auf Kosten seiner Menschlichkeit geht. Aber kann er das wirklich zulassen?

Vielleicht sind die Voraussetzungen andere – statt einer Schulklasse werden sehr unterschiedliche Leute auf der Insel ausgesetzt. Jung und alt, Mann und Frau, Schüler, Arbeitslose und lange im Beruf stehende Erwachsene oder Hausfrauen. Aber auch ein junger Psychopath, der von seinem brutalen Vater in den Wahnsinn getrieben wurde. Auch die Waffen gestalten sich unterschiedlich – dem Online-Spiel angemessen, ebenso wie die Motivation des Initiators, die immerhin jetzt schon zu erahnen ist. Aber alles andere kennt man irgendwie schon, wenn man „Battle Royale“ oder einen seiner anderen Nachahmer gelesen und gesehen hat.

Die Geschichte ist durchaus spannend und actionreich aufgebaut, da immer neue Figuren auftauchen und sich dabei sehr unterschiedlich verhalten – aber es gibt nur wenige Überraschungen. Wenn man sie erst einmal besser kenne gelernt hat, entsprechen diese letztendlich doch auch nur den gängigen Archetypen und verhalten sich auch so. Darüber können auch nicht die schonungslosen Gewaltdarstellungen hinwegtäuschen.

Man wird letztendlich sehen können, inwieweit die Künstler auch gesellschaftskritische Elemente mit einfließen lassen; bislang erweist sich der Manga eher als typischer Action-Horror ohne Hintergedanken, in dem es vor allem darauf ankommt, wie sich die Betroffenen langsam aber sicher in Wilde verwandeln, die nur noch an sich selbst denken und damit jede Menschlichkeit verlieren, und nicht, welche Wirkung das auf sie haben wird. In dieser Hinsicht bleibt die Geschichte an der Oberfläche, auch wenn ein paar Andeutungen in diese Richtung gemacht werden – aber die sind letztendlich nur schöner Schein und schnell vergessen, wenn es wieder rund geht und ein neuer Gegner seine Zähne zeigt. Diesmal zählt immerhin nicht die Körperkraft, sondern der besonders skrupellose Einsatz von Verstand und List.

Alles in allem dürfte „BTOOOM!“ vor allem Fans von Horror-Action ansprechen, die auch an den entsprechenden Egoshooter Online Games ihren Spaß haben. Letztendlich geht es hier nicht um Gesellschaftskritik und Charakter-Studien, sondern nur um möglichst brutalen und blutigen Spaß, der zartbesaitetere Leser entsetzten könnte.