Secret Service (Comic)

Mark Millar & Matthew Vaughn
Secret Service
(Secret Service 1-6, 2012/2013)
Titelbild und Zeichnungen von Dave Gibbons, Assistenz durch Andy Lanning
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 172 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86201-738-4

Von Christel Scheja

Mark Millar, Autor von „Kick-Ass“, Dave Gibbons, maßgeblicher Künstler bei „Watchmen“ und Matthew Vaughn („X-Men – Erste Entscheidung“) sind bekannt für ihre schonungslos realistischen, dabei aber auch actionreichen Werke. „Secret Service“ entstand durch die Frage, wie es wohl sein würde auch einmal die Herkunftsgeschichte eines Superspions à la James Bond zu erzählen, der nicht aus besserem Hause kommt.

Jack London ist der beste Mann des MI5. Als Spion mit Lizenz zum Töten reist er durch die Staaten und greift immer dann ein, wenn der Frieden in der Welt und viele Menschen bedroht sind. Seine Taten bleiben der Öffentlichkeit allerdings verborgen.

Während ein Unbekannter immer wieder Stars berühmter Science-Fiction-Serien und Filme wie Mark Hamill entführen lässt, muss er auch noch ein privates Problem klären. Gary, der Sohn seiner Schwester, ist wieder einmal straffällig geworden. Weil er weiß, dass er ihn nicht auf Dauer immer nur herausholen kann, macht er ihm einen Vorschlag und setzt alle Hebel in Bewegung, um dem jungen Mann, in dem er sehr viel Potential sieht, die gleiche Chance zu ermöglichen, die er bekam. Es braucht nicht viel Überredung, um Gary zum Mitkommen zu bewegen. Mit Staunen erfährt der junge Mann so, was sein Onkel ist und beschließt, dessen Pfad zu folgen. Tatsächlich wird er den Hoffnungen und Erwartungen von Jack gerecht – vielleicht sogar noch mehr, als dieser je zu träumen wagte. Denn der Meisterspion erkennt, dass Gary eine Gabe hat, die ihm in all den Jahren abhanden gekommen ist: Menschlichkeit. Genau das ist es aber auch, was den Jungen schon bald seine schwerste Prüfung bestehen lässt.

„Secret Service“ ist eine Geschichte in der alles zusammenpasst. Zum einen ist da der geheimnisvolle Entführer, dessen Pläne und Identität erst nach und nach herauskommen. Im Laufe der Hefte erfährt man immer kleine Häppchen, die sich erst zum Ende hin genial zusammenfügen und den Showdown begünstigen.

Viel mehr konzentrieren sich die Autoren und Künstler aber auf Jack London und seinen Neffen, zeigen, wie der Ältere den Jüngeren unter seine Fittiche nimmt und dabei nicht nur zum Lehrer, sondern auch zum Lernenden wird.

Die Geschichte ist klassisch: Der Außenseiter, der mit einem Bein im Gefängnis steht, ist ein Ausnahmetalent, das vielleicht zunächst kaum Bildung und Schliff mit sich bringt, später aber alle anderen übertrumpft, weil er durch das Leben auf der Straße nicht vergessen hat, worauf es eigentlich ankommt. Die Geschichte entwickelt sich spannend, spielt mit Rückschlägen und Erfolgen der Helden, vergisst dabei aber auch die eigentliche Hintergrundstory nicht. So gibt es nicht nur interessante Charakter-Momente, sondern auch eine Menge Action.

Die Graphic Novel hat keine Längen, ist auch künstlerisch so gestaltet, dass das Kopfkino genug Input bekommt, um genau dieses anzuwerfen. Am Ende ist man sehr zufrieden und auch ein wenig traurig, dass das Abenteuer schon zuende ist – aber die Weichen für weitere Einsätze Gary Londons sind gestellt.

Jeder, der actionreiche Agentenabenteuer mit zum Beispiel James Bond oder Jason Bourne schätzt, sollte ruhig einen Blick in „Secret Service“ werfen, denn die Graphic Novel kommt an Spannung und Tempo den Filmen gleich, besitzt aber auch sehr einfühlsame menschliche Momente, welche die Figuren außergewöhnlich lebendig machen und so die Bindung zur Geschichte vertiefen.