D9E – Die neunte Expansion 1: Eine Reise alter Helden, Dirk van den Boom (Buch)

D9E – Die neunte Expansion 1
Eine Reise alter Helden
Dirk van den Boom
Titelillustration von Alexander Preuss
Wurdack, 2013, Paperback, 250 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-9555-6010-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Vor 500 Jahren befanden sie sich im Krieg – und verloren. Seit Jahrzehnten schon tobte die Auseinandersetzung mit den die menschliche Hegemonie angreifenden Hondh, als die „Interceptor“ damals mit beschädigtem Überlichtantrieb fliehen musste. Der Mannschaft blieb nur ein Ausweg: entweder die Luftschleuse öffnen, oder in die Kältekammern steigen.

Als sie das heimatliche Sonnensystem erreichen, fällt ihnen auf, dass der Raumverkehr massiv abgenommen hat. Sie deponieren die schweren Waffen der „Interceptor“ in einem Raumfriedhof und reisen zur Erde. Man empfängt sie als Helden, ehrt sie – und doch fühlen sie sich nicht willkommen. Die Menschen waren nie für ihren Fatalismus bekannt, und doch gibt es nirgends einen Hinweis darauf, dass die Herrschaft der Hondh auch nur angezweifelt, geschweige denn bekämpft würde. Auch wenn sich die neuen Herren der Menschen weitgehend im Hintergrund halten, bis heute niemand je einen Hondh zu Gesicht bekommen hat und die Tributzahlungen zu stemmen sind, ein Kampf und Freiheit und Selbstbestimmung sollte es eigentlich doch geben – oder? Sollte, denn etwas verhindert das Aufbegehren der Menschheit gegen die Fremdherrschaft…

Eine neue SF-Reihe schickt sich an, den Leser in eine ferne Zukunft zu entführen. In einem Shared Universe, in dem die Menschheit vor Jahrhunderten den Krieg verloren hat, angesiedelt, berichten uns die Autoren vom Leben ihrer jeweiligen Protagonisten.

Dirk van den Boom, der mit der „Rettungskreuzer Ikarus“-Serie sowie seinen ebenfalls im Atlantis Verlag erscheinenden Military-SF-Trilogien um die Tentakel-Invasion reichlich Erfahrung sammeln konnte, darf den Leser auf die Begebenheiten einstimmen.

Geschickt führt er dabei nicht nur eine angepasste Selbstverwaltung der jeweiligen Planeten ein, sondern auch eine Religion, die die Hondh als gottähnlich verehrt. Daneben gibt es außerhalb des Hondh-Reiches gelegene menschliche Flüchtlingskolonien, andere eroberte Völker und eine ebenso mysteriöse wie neu kriegsbereite Besatzermacht. Das sind zunächst einmal viele Anknüpfungspunkte und Rätsel, die auf den Rezipienten warten, und die dieser verinnerlichen muss.

Verpackt hat van den Boom dies in eine durchaus spannende Handlung, der man aber anmerkt, dass sie nur der Auftakt zu weiteren, weit packenderen Abenteuern der Crew der „Interceptor“ sein kann. Die auftretenden Personen entsprechen dabei dem Gewohnten, agieren bislang – man darf hier die immense Arbeit, ein neues Universum einzuführen, nicht vergessen – stereotyp und noch zumindest ohne großen Tiefgang.

Besonders Interessant wurde es immer, wenn es um die Hondh ging, die ihr Reich seit Jahrtausenden immer wieder in Aggressionswellen ausdehnen. Gerade weil man über diese nichts wirklich Handfestes erfährt, sie nur als duldsame Herren beschrieben werden, die persönlich nicht in Erscheinung treten, bleibt ihnen der Nimbus des Unbekannten und Rätselhaften.

Ein Grundstein ist gelegt, auf den die anderen Autor aufbauen können, ein Universum eingeführt, das als Bühne für weitere Abenteuer dienen kann.