phantastisch! Ausgabe 52 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 52
Titelbild: Günter Puschmann
Atlantis, 2013, Magazin, 72 Seiten, 5,30 EUR (auch digital erhältlich)

Von Christel Scheja

Science Fiction, Fantasy und Horror, diesmal kommen tatsächlich alle drei Genres zu ihrem Recht. Die letzte „phantastisch!“ des Jahres wagt einen bunten Streifzug durch die Welten der Phantasie in all ihren literarischen Ausprägungen.

Nach den üblichen Nachrichten und Neuerscheinungen, gibt es bereits ein ausführliches Interview mit Michael Marcus Thurner, der nicht nur auf die Vergangenheit zurückblickt, sondern auch seine literarische Zukunft im Auge behält. Kurz vor Weihnachten wird es natürlich auch interessant, ganz junge Leser für die Welten der Phantasie zu begeistern.

Und warum soll dies nicht mit eher außergewöhnlichen Titeln wie zum Beispiel der „METO“-Trilogie gelingen, die die große Reise eines kleinen Streifenhörnchens schildert? Ein Interview mit Derek Landy entführt in die skurrilen Welten des Skulduggery Pleasant, während danach die phantastischen Bilderwelten des Robert Ingpen betrachtete werden, der vor allem Klassiker wie „Peter Pan“ und „Oz“ illustrierte. Brian Keene erzählt vom „Self-Publishing-Horror“, was man durchaus auch zweideutig verstehen kann, und „Rote Zipfelmützen“ ist eine phantastische Story von Heidrum Jänchen, die perfekt zur Jahreszeit zu passen scheint.

Achim Schnurrer setzt zudem „Schlaraffenland – eine Wegbeschreibung“ mit dem zweiten Artikel fort, der diesmal das Mittelalter und die frühe Neuzeit aufs Korn nimmt und die dortigen Phantasien betrachtet – von den philosophischen Gedankengebilden bis in zu den Märchen der Gebrüder Grimm oder eines Ludwig Bechstein.

Horror und Comic kommen in weiteren Artikeln zum Zuge, wenn ein näherer Blick auf die „Wormworld“-Saga oder „Malcolm Max“ geworfen wird, es gibt einen Werkstatt-Bericht zur „Horror Factory“ oder die Unterschiede von westlichen zu fernöstlichen Horrorfilmen, selbst wenn Streifen aus Japan und Südkorea fast originalgetreu von Amerikanern noch einmal verfilmt wurden.

Auch diese Ausgabe der „phantastisch!“ steht wieder im Zeichen der eher unbekannten Werke abseits des Mainstream, was vielleicht auch daran liegen mag, dass die Mitarbeiter sich bewusst den Themen widmen, die sie interessieren und die nicht einfach nur von der Masse der Leser konsumiert werden. Auch phantastische Filme werden ganz außen vor gelassen. So findet man auch diesmal nicht unbedingt die Werke hier, die auf den Bestsellerlisten ganz oben stehen, sondern eher die eigenwilligen Randerscheinungen, die eher unbeachtet in den Regalen der Buchhandlungen stehen bleiben, viele davon auch Arbeiten deutscher Autoren und Künstler.

Herzstück ist wohl wieder einmal der Artikel um das Schlaraffenland. Achim Schnurrer ist mit sehr viel Herzblut dabei, spricht mit seinem Essay aber auch bewusst eine gebildetere Leserschaft an, die bereit dazu ist, zwischen den Zeilen der mittelalterlichen Abhandlungen und Werke zu lesen. Wieder einmal geht es sehr trocken zu, auch wenn man sich einer gewissen Faszination nicht entziehen kann.

„Rote Zipfelmützen“ ist ein weiteres Highlight – die Kurzgeschichte weiß mit den Gefühlen und Gedanken der Leser sehr gut zu spielen.

Die meisten Artikel und Interviews überzeugen durch die Liebe zum Detail, die Begeisterung, die die Autoren beim Verfassen der Texte oder dem Stellen der Fragen an Autoren und Künstler an den Tag legen.

Alles in allem lohnt es sich sicherlich für alle Leser, die Phantastik mit etwas mehr Anspruch mögen, einen Blick in die neue „phantastisch“ zu werfen, erhalten sie hier doch einen netten Überblick über ungewöhnliche Werke die trotz ihres Unterhaltungswertes Niveau haben.