Batwing Megaband 1: Gebrochene Helden (Comic)

Batwing Megaband 1
Gebrochene Helden
(Batwing 0-12)
Autor: Judd Winick
Zeichnungen: Ben Oliver u.a.
Übersetzung:: Jörg Fassbender & Steve Kups (Heft 9)
Panini, 2013, Paperback, 280 Seiten, 26,00 EUR, ISBN 978-3-86201-700-3

Von Frank Drehmel

Batwing gehört zu den neueren Figuren des „Batman“-Pantheons; seinen ersten Auftritt hatte er in der „Batman“-Spin-off-Serie „Batman Incorporated“ im Jahre 2011, einer Reihe, in der das „Batman“-Thema gleichsam dadurch internationalisiert und globalisiert wird, dass sich Helden aus aller Herren Länder unter dem Batman-Symbol zu einer Art Team zusammenschließen.

Batwing alias David Zavimbe ist dabei der Vertreter der afrikanischen Dependance und hat seinen Stützpunkt in der Stadt Tinasha in der Demokratischen Republik Kongo. Mittlerweile arbeitet er hier zwar als durch und durch integerer Polizei-Offizier, blickt aber auf einen alles andere als geraden Lebensweg zurück, wurden er und sein jüngerer Bruder, Isaac, doch als Kindersoldaten versklavt und mussten Gräueltaten nicht nur mi tansehen, sondern selbst begehen.

Das jedoch ist Vergangenheit; heute muss Batwing einen gnadenlosen Killer dingfest machen, der sich Massacre nennt und der es auf die ehemaligen Mitglieder des aufgelösten afrikanischen Superhelden-Teams „The Kingdom“ abgesehen hat, weil er sie für die mittelbare Ermordung von 50.000 Menschen schuldig hält. Schon die erste Begegnung mit Massacre, die er als Polizei-Offizier mit dem Mörder hat, verläuft für David beinahe tödlich. Und auch in seinen späteren Begegnungen mit dem Psychopathen im Batwing-Suit wird der Held nicht nur ein ums andere Mal an seine physischen und psychischen Grenzen geführt, sondern er scheitert auch regelmäßig daran, die Opfer zu schützen. Immerhin glaubt er, den Schlächter erkannt zu haben, der sich hinter der Maske Massacres verbirgt: General Ayo Keita, ein gnadenloser Warlord, der ihn und Isaac einst das Töten lehrte. Als Batwing mit Batmans, Nightwings und Robins Hilfe den Schurken schließlich zur Strecke bringen kann, erweist sich jedoch diese Annahme als schrecklicher Irrtum.

Nach einem kurzen Intermezzo mit den Schergen des Rats der Eulen in Gotham verschlägt es David zurück auf den Schwarzen Kontinent, wo ein skrupelloser Despot namens Lord Battle, der sein kleines (fiktionales) Land – Tundi – in ein totalitäres Überwachungsregime verwandelt hat, seinen Diener und Mentor Matu Ba gefangennimmt, als dieser zur Beerdigung seines Vaters einreist. Da Lord Battle und seine Mannen eine deutlich zu große Nummer für David sind, bringt dieser gleich eine ganze Reihe von Helden mit. Doch der Gegner erweist sich als mächtiger als befürchtet, denn er zieht seine Kraft aus dem Land selbst.

Zweifelsohne gehört Batwing mit seiner Vergangenheit als Kindersoldat zu den Superhelden mit dem gewalttätigsten und tragischsten Background; dass die Figur dennoch nicht den Leser erreicht, liegt zun einen daran, dass Autor Winick, der sich auch in der Vergangenheit nicht scheute, im US-Comic-Mainstream brisante Themen anzureißen, das Kindersoldaten-Motiv bis ins Unkenntliche verwässert und das Grauen der Rekrutierung, Ausbildung und Kriegsführung nicht einmal ansatzweise abbildet. Damit bleibt das Trauma, das David jede Nacht aufschrecken lässt, kaum nachvollziehbar und vage. Zum anderen stört die fast schon folkloristische Perspektive auf die politischen und sozialen Ereignisse in Afrika, die sowohl von den Ursachen der unzähligen Konflikte auf dem Kontinent nach dem Motto „und dann fielen irgendwelche Warlords vom Himmel“ abstrahiert, als auch insbesondere den Widersachern Batwings einem klischeehaften „Huga Huga tamm tamm“- Habitus verleiht – nicht zu verwechseln mit dem „Huba Huba“ eines Marsupilamis, sodass sich die Frage stellt, ob die Figur nicht einfach nur einen Quotenschwarzen für ein afroamerikanisches Publikum auf ethnischer Identitätssuche darstellt.

Beide Haupthandlungsbögen sind zwar vergleichsweise schwungvoll inszeniert, wenn auch sehr düster und brutal – wobei der erste mit zahlreichen Rückblenden aufwartet –, kommen aber insgesamt zu klischeehaft und – vor allem – vorhersehbar daher; so steht von Beginn an nicht wirklich in Frage, wer sich hinter Massacre verbirgt. Problematisch sind auch die zahlreichen Auftritte Batmans, die erstens sehr konstruiert wirken und zweitens die Entwicklung Davids als eigenständiger Charakter (zer)stören..

Das Artwork ist so durchwachsen wie die Geschichte: dadurch, dass die Zeichner in der Perspektive regelmäßig sehr nahe bei den Figuren sind, mangelt es den Bildern nicht nur an Ambiente und Lokalkolorit, sondern viele Panels wirken antiseptisch, agieren die Figuren doch insbesondere im Massacre-Storyarc vor leeren oder fast leeren Hintergründen. Das Ganze mag zwar ein Resultat des (zeit)aufwändigen malerischen Ansatzes Ben Olivers sein, nichtsdestotrotz ist diese Art der Visualisierung langweilig, zumal die Koloration selbst ein ums andere Mal zu weich und breiig wirkt. Die klareren Formen und Farben der späteren Geschichten sind deutlich ansprechender, obwohl auch sie nicht über Mainstream-Niveau hinausgehen.

Fazit: Geschichten und ein Held, dem es an Seele fehlt. Insgesamt zu konstruiert und ethnolastig konzeptgesteuert, um zu fesseln. Immerhin ist das Artwork alles in allem gefällig.