Spiritual Police 1 (Comic)

Youka Nitta
Spiritual Police 1
Aus dem Japanischen von Alexandra Klepper
Panini, 2013, Taschenbuch, 160 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-86201-769-0

Von Irene Salzmann

Youka Nitta wurde am 8. März 1971 in der Präfektur Fukui, Japan, geboren. Sie debütierte 1994 mit einer Illustration, 1995 erfolgte ihre erste professionelle Manga-Veröffentlichung, „Groupie“, in der Anthologie „Be-Boy“. Nach Plagiats-Vorwürfen zog sie sich vorübergehend zurück, ist seit 2010 jedoch wieder aktiv: Kiss Ariki“ und „Spiritual Police“. Sie schuf rund 15 Boys Love-Titel, darunter „When a Man Loves a Man“, und mehrere Doujinshi mit dem Titel „Haru wo Daiteita“ zu ihrer eigenen 14teiligen Serie „Haru o Daite Ita“, zu denen befreundete Mangaka wie Gou Shiira („Tsuki no Himitsu“), Kaori Monchi („Highschool Love“) und Show (Shoutarou) Kaneda („Office Romance“) einige Beiträge lieferten. Von „Spiritual Police“ liegt erst ein Band vor; die Reihe ist noch nicht abgeschlossen.

Der Polizist Nagatsuma lässt sich wegen seiner Magenbeschwerden von Aoi Hiyoshi behandeln, einem attraktiven Mann, der seit einem Unfall blind ist. Als Nagatsuma zu einem Einsatz gerufen wird, warnt ihn Aoi vor Vögeln. Dem hat es Nagatsuma zu verdanken, dass er nicht von einem Blumentopf erschlagen wird und die Verdächtigen verhaftet werden können. Daraufhin stellt Nagatsuma Aoi zur Rede und erfährt, dass dieser Visionen hat. Sie verbringen eine leidenschaftliche Nacht miteinander.

Eine andere Ermittlergruppe, die die Praxis seit geraumer Weile überwacht, glaubt jedoch, dass Aoi mit dem undurchsichtigen Kagamishi-Clan unter einer Decke steckt, der großen Einfluss auf wichtige Persönlichkeiten ausübt und dadurch an Macht und Reichtum gewinnt. Nagatsuma wird von seinem Kollegen Oribe überredet, eine Wanze in der Praxis zu verstecken.

Kurz darauf überwältigt das schlechte Gewissen Nagatsuma, sodass er sich von Aoi trennt und sich selber bestraft, indem er sich Oribe hingibt. Dadurch hat er den Kollegen in der Hand und verlangt von ihm, in Ruhe gelassen zu werden, anderenfalls wolle er ihn wegen Vergewaltigung anzeigen. Davon ahnt Aoi nichts, der außer sich vor Sorge ist, weiß er sich sicher ist, dass etwas vorgefallen sein muss. Bevor er Nagatsuma sprechen kann, wird er entführt…

Obwohl „Spiritual Police“ durch und durch ein romantisch-erotischer Boys-Love-Manga ist, wird die Handlung darüber nicht vergessen. Die entsprechenden, recht expliziten Szenen sind in einen dramatischen, spannenden Kriminalfall eingebettet, in den die beiden Hauptfiguren Nagatsuma und Aoi wider Willen als Opfer hineingezogen werden.

Nagatsuma will nicht glauben, dass Aoi etwas mit den Fällen zu tun hat, die er und seine Kollegen untersuchen. Der junge Therapeut wirkt viel zu ehrlich, als dass Nagatsuma ihm die Untaten zutrauen könnte, die ihm angelastet werden: dass er durch seine Visionen wichtige Persönlichkeiten manipuliert und sie zu Marionetten des machthungrigen Kagashima-Clans macht. Außerdem hat sich Nagatsuma in Aoi verliebt und meint, dieser Liebe nach dem Vertrauensbruch nicht mehr würdig zu sein.

Aoi hat keine Ahnung, welchen Verdacht die Polizei hegt und weshalb Nagatsuma sich plötzlich von ihm distanziert hat. Durch die Entführung wird seine Verbindung zu den Kagashimas aufgedeckt, die durchaus vorhanden ist, aber nicht so weit reicht, wie die Ermittler vermuten. Aoi wird gezwungen, sich zu fügen, um Nagatsuma zu beschützen, obwohl er, wie der Clan befürchtet, nicht mehr von Nutzen ist, weil…

Mit einem Cliffhanger endet der Band, und Leserinnen ab 16 Jahre, die den gelungenen Genre-Mix schätzen, der sowohl Spannung als auch Erotik und Charakterentwicklung bietet, müssen sich in Geduld üben, bis die Fortsetzung des Krimi-Dramas mit Mystery-Elementen erscheint.

Wie man es von Youka Nitta gewohnt ist, sind ihre Zeichnungen sehr klar, realistisch-idealistisch und auch in den erotischen Momenten schön anzusehen. Gefallen einem apart illustrierte Serien wie „Crimson Spell“ (Yamane Ayano) oder „Seimaden“ (You Higuri), wird man auch an „Spiritual Police“ nicht vorbei kommen.

Andere Boys-Love-Krimis sollten ebenfalls erwähnt werden, um zu verdeutlichen, dass das Genre mehr bietet als öde Schüler-Romanzen: „Finder“ von Yamane Ayano, „Acid Town“ von Kyugo, „Sexy Effect 96“ von Jun Mayama, „Yellow“ von Makoto Tateno, „Love Hustler“ von Reiichi Hiiro, „Kizuna“ von Kazuma Kodaka, „Prime Minister“ von Eiki-Eiki, „Fake“ von Sanami Matoh, „Keep Out“ von Hirotaka Kisaragi, bedingt auch „Vassalord“ von Nane Chrono und „Wild Adapter“ von Kazuya Minekura.