Shannon Delany: Zwischen Mond und Versprechen – Die Nächte des Wolfes 1 (Buch)

Shannon Delany
Zwischen Mond und Versprechen
Die Nächte des Wolfes 1
(13 to life, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Cornelia Stoll
cbt, 2013, Taschenbuch, 398 Seiten, 7,99 EUR, ISBN 978-3-570-38029-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Als hätte die 16jährige Jessica Gillmansen nicht schon genug Probleme: Nun soll sie sich auch noch um den neuen Schüler Pietr Rusakova kümmern, der mit seiner Zwillingsschwester und zwei älteren Brüdern nach Junction gezogen ist. Jess hält ihn für einen arroganten Schnösel und würde ihn am liebsten seinen weiblichen Fans überlassen, die sich sogleich um ihn scharen und um seine Aufmerksamkeit buhlen. Die Abfuhr macht Jess jedoch umso interessanter für Pietr, der sich nicht abschütteln lässt.

Mit der Zeit kommen sich die Beiden näher, denn Pietr ist attraktiv, verständnisvoll und nett. Dennoch treibt Jess ihn in die Arme von Sarah Luxom, denn einer Freundin nimmt man nicht den großen Schwarm weg, und gerade Sarah musste eine Menge durchmachen. Außerdem ist da noch Derek Jamieson, in den Jess schon seit Ewigkeiten verknallt ist, der ihr aber bislang nie Beachtung schenkte.

Als Pietr tatsächlich mit Sarah zusammenkommt, beginnt Jess zu begreifen, dass sie und Pietr einen großen Fehler begangen haben. Sarah ahnt, dass zwischen den beiden etwas vorgeht, und die Eifersucht lässt immer öfters ‚die alte Sarah‘ hervorkommen: das gemeine, intrigante Biest, das sie bis zu dem Unfall gewesen war, der auch für Jess alles veränderte.Und als würde das nicht schon genug Ärger bedeuten, schleichen plötzlich riesige Wölfe umher, die Russen-Mafia taucht auf, und Pietr weiht Jess in das brisante Geheimnis seiner Familie ein…

Welches Geheimnis das ist, ahnt der Leser früh, denn der Titel nimmt es vorweg, und die Autorin baut reichliche Hinweise ein. Man wundert sich eher, dass die Hauptfigur Jessica so lange braucht, um eins und eins zusammenzuzählen. Aber auch in anderer Hinsicht ist sie langsam. Es dauert eine ganze Weile, bis sie erkennt, wem ihr Herz gehört und dass Sarah eine Freundin ist, die gefährlich werden kann.

Das und einige andere Details – das plötzliche Auftauchen von zum Beispiel Annabelle Lee, Jess’ Schwester, und der mysteriösen Wanda, die mehr ist als die Freundin des Vaters – lassen den Schluss zu, dass Shannon Delany zu Beginn nicht recht wusste, in welche Richtung sie den Roman treiben solle. Nach langwierigen Schüler- und Liebes-Plänkeleien, vorhersehbaren Enthüllungen hinsichtlich des tragischen Unfalls, der aus Jess und Sarah unverhofft Freundinnen machte, und dem gelegentlich erscheinenden Monster, wird auch noch die Russen-Mafia bemüht.

Ganz so komplex, wie man nun meinen möchte, ist die Geschichte allerdings nicht, denn alles geht schön der Reihe nach. In Konsequenz werden dadurch immer neue Fragen aufgeworfen, auf die dieser erste Band kaum Antworten gibt. Stattdessen werden die Weichen für das Kommende gestellt, und man sollte auch „Zwischen Mond und Verderben“, den zweiten Teil, und die folgenden beiden Bände („Bargains and Betrayals“, „Destiny and Deception“) lesen, um die Puzzlestücke an die richtigen Stellen legen zu können.

Nachdem Shannon Delany in ihren Auftaktband fast schon zu viel hineinpackte, muss sie sich anstrengen, um das Knäuel an Details in den nächsten Büchern zu entwirren und Entwicklungen einzuleiten, die weniger vorhersehbar sind beziehungsweise nicht wie aus heiterem Himmel kommen.

Leserinnen zwischen 12 und 15 Jahre, die noch nicht allzu viele fantastische Bücher gelesen und eine Schwäche für Werwölfe haben, sich außerdem mit den jungen Protagonisten und ihren Kümmernissen identifizieren können, werden dennoch gut unterhalten.