Jack McDevitt & Mike Resnick: Das Cassandra-Projekt (Buch)

Jack McDevitt & Mike Resnick
Das Cassandra-Projekt
(The Cassandra Project, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Frauke Meier
Bastei Lübbe, 2013, Taschenbuch, 510 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-404-20729-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Gunther Barnewald

Der vorliegende Roman ist die erste Kollaboration der beiden bekannten Autoren und in ihm finden sich auch tatsächlich Anteile beider Schriftsteller, also sowohl die flapsig-humorvollen Dialoge Mike Resnicks als auch die typische Suche nach außerirdischer Intelligenz eines Jack McDevitt.

Die Geschichte spielt im Jahr 2019 und anlässlich des 50. Jahrestages der Mondlandung gibt die inzwischen finanziell klamme und sich auf dem Abstellgleis befindliche NASA einige alte Dokumente und Audioaufzeichnungen heraus vom Zeitpunkt ihres größten Triumphs. Bei einer Pressekonferenz wird der Sprecher der NASA, Jerry Culpepper, dann gefragt, warum bei einer der Vorexpeditionen der Apollo-11-Mission über eine Landung gesprochen wurde und der Kommandant dann für zwei Mondumkreisungen nicht mehr am Mikrofon zu hören gewesen sei.

Culpepper reagiert völlig verwirrt, kann die Frage zunächst nicht beantworten und beginnt zu recherchieren. Ist es etwa möglich, dass bereits im Januar 1969 zwei US-Amerikaner auf dem Mond gelandet sind unter Kommandant Sydney Myshko? Und wenn ja, warum wurde dies verheimlicht?

Je länger Culpepper diesen Fragen nachgeht, desto surrealer werden die Möglichkeiten, denn tatsächlich könnte sogar noch eine weitere Mission vor Neil Armstrong auf dem Mond gelandet sein, beide dabei auf der dunklen Seite des Monds. So entdeckt Culpepper, dass alle Bilder der Rückseite des Monds manipuliert worden sind bis 1969, sogar die der sowjetischen Raumfahrtbehörde. Doch was könnte so bedeutend gewesen sein, dass die USA und die UdSSR mitten im Kalten Krieg zusammengearbeitet hätten? Welches bedrohliche Geheimnis haben Myshko und seine Kollegen entdeckt, dass auch 50 Jahre nach diesem Zeitpunkt kein Erdbewohner davon erfahren darf?

„Das Cassandra-Projekt“ ist Krimi und paranoider Verschwörungsthriller in einem. Den Autoren gelingt es gut, die Spannungsschraube immer mehr anzuziehen und den Leser bei Laune zu halten. Lediglich die hohe Seitenzahl des Buchs (510 Seiten) ist das einzige Manko, denn vor allem zwischen den Seiten 100 und 250 gibt es doch etwas zu viel Leerlauf und Redundanz. Hätte man die Geschichte um etwa 100 Seiten gekürzt, wäre das Werk wohl perfekt gewesen.

Mit Geschick greifen die Autoren allerlei Ideen um die berühmte Mondlandung und auch die Amtszeit des gestürzten Präsidenten Richard Nixon auf, und vermengen sie zu einer packenden Räuberpistole. Dass dabei „Tricky Dick“, so der despektierliche Spitzname des Präsidenten Nixon, eine entscheidende Rolle spielt, gibt den Autoren die Gelegenheit, auch den Watergate-Skandal noch mit zu instrumentalisieren für ihre Zwecke.

Insgesamt muss man den Hut ziehen vor McDevitt und Resnick, die hier einen wunderbaren Verschwörungsroman ersonnen haben, der bis zum Ende hin hervorragend funktioniert. Die schlussendliche Erklärung allerdings lässt doch einige Wünsche offen und erfüllt wohl nicht hundertprozentig die Erwartungen der Leser (ist aber auch kein völliger Schlag ins Wasser!). Die Stärke der Geschichte liegt, wie so oft bei beiden Autoren, in der Gestaltung der lebendigen und überzeugenden Charaktere und in der glaubhaften Atmosphäre. Das Buch ist sicherlich kein Meilenstein des Genres, aber doch gute und zumeist sehr spannende Unterhaltung, dessen Thema man aber natürlich nicht allzu ernstnehmen sollte.