Der Große Tote 4 : Sombre (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 30. Juli 2013 11:47

Der Große Tote 4
Sombre
(Le Grand Mort 4: Sombre)
Szenario: Loisel & JB Djian
Zeichnungen: Mallié
Übersetzung: Uwe Löhmann
Ehapa, 2013, Hardcover, 64 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3703-0
Von Frank Drehmel
Während Erwan und Pauline sich auf den Weg in die Stadt Derouet machen, um die Phiole mit den „Tränen der Bienen“ bei einem Trödler zu suchen, der den Nachlass des verstorbenen Cristo übernommen hat, bleiben Gaelle und Paulines Tochter Blanche zurück in ihrer kleinen Hütte in der ländlichen Idylle der Bretagne. Als die beiden aus Derouet mit dem Elixier zurückkehren, finden sie Gaelle bewusstlos im Gras liegend.
Kaum dass die junge Frau aus ihrer Ohnmacht, für die Pauline Blanche verantwortlich macht, erwacht ist, kommt es zu einem folgenschweren Streit zwischen den beiden Freundinnen, denn Pauline reklamiert Erwan für sich und der junge Mann macht Gaelle zusätzlich klar, dass sein Herz zumindest nicht ihr gehört. Überstürzt verlässt Gaelle daraufhin den Ort der Demütigung im Auto der beiden Freunde und nimmt dabei unwissentlich die Phiole mit zurück nach Paris. Pauline folgt ihrer Freundin am nächsten Tag per Bahn in die Hauptstadt, während sich Erwan um ihre Tochter kümmert und das Kind mit den seltsamen Augen näher an die Mysterien der Elfenwelt und damit ihre Herkunft heranführt.
Pauline gelingt es nicht nur rasch, Gaelle zu finden, sondern sich auch mit ihrer Freundin zu versöhnen. Doch urplötzlich bricht eine Katastrophe über die Metropole herein, ein Erdbeben ungeheuren Ausmaßes; und nicht nur Paris versinkt in Trümmern, überall auf dem Erdball fallen Städte der Vernichtung anheim … und ein kleines dunkelhäutiges Elfenkind namens Sombre steht damit irgendwie in Verbindung.
Waren in den beiden Vorgängerbänden die Ereignisse in der Anderswelt etwas aus dem Fokus gerückt, so melden sich nun die vier Clans der Elfen mit aller Gewalt zurück, obwohl auch im vierten Album die Handlung in der realen Welt etwa 85% der Story ausmacht. Dabei werfen die Autoren einerseits wiederum mehr Fragen auf, als sie zu beantworten bereit sind, andererseits treiben sie die Handlung in Richtung Eskalation und Zerstörung.
Das Faszinierende an Loisels und Djians Szenario ist, dass es ihnen gelingt, vollkommen unterschiedlich Facetten natürlich ineinander greifen zu lassen: ihre Geschichte ist gleichermaßen spannend, phantastisch und rätselhaft wie unheimlich und brutal und dabei dennoch von der beschwingten Frische einer Sommerbrise. In Dialogen und Auftreten legen die drei Hauptprotagonisten eine Natürlichkeit, eine Leichtigkeit an den Tag, die sie nicht einfach nur sympathisch und menschlich zeichnet, sondern die bei aller Spannung und Gewalt geradezu gute Laune wie eine federleichte französische Film-Komödie verbreitet.
Der feine Duktus des klaren, liebevoll-detailreichen und atmosphärisch dichten Artworks Malliés betont zwar dabei besonders die lichten, freundlichen Momente der Story, spiegelt aber immer dann, wenn es dramaturgisch notwendig wird, auch Gewalt und Schrecken wider, ohne jedoch ins Plakative und Voyeuristische abzugleiten.
Fazit: Rätsel über Rätsel, eine grandioser Erzählrhythmus, eine factettenreiche, phantastische Handlung und sympathische Protagonisten lassen diese Serie mit jedem Band besser werden und machen sie zu einem echten Comic-Juwel.