Amanda Hocking: Sternenlied – Watersong 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 06. Juli 2013 10:45
Amanda Hocking
Sternenlied
Watersong 1
(Wake – Watersong 1)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Violeta Topalova und Anja Hansen-Schmidt
cbj, 2013, Hardcover, 320 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-570-16159-3 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Das kleine Küstenstädtchen Capri in Maryland wird im Sommer von Touristen förmlich überrannt. An den langgezogenen Buchten können die Sonnenhungrigen baden, die großen und kleinen Yachten legen im Hafen an und Fischer finden im Meer reichhaltige Beute.
Vor ein paar Jahren verunglückte die Mutter der Geschwister Gemma und Harper schwer und fristet seitdem in einem Sanatorium ihr Dasein. Ihr Vater, der die Situation kaum verkraftet, schuftet im Hafen, während seine beiden Töchter den Haushalt und die Schule beziehungsweise den Beruf schultern. Seit einigen Wochen sind drei betörend schöne Frauen in der Ortschaft eingefallen. Die drei Grazien, gerüchteweise Schauspielerinnen aus Kanada, umgibt ein düsteres Geheimnis. Könnten sie etwas mit dem spurlosen Verschwinden von einigen Jungs in den letzten Wochen zu tun haben?
Gemma, die nichts lieber macht, als zu schwimmen und für Olympia trainiert, wird von den Drei angesprochen. Immer wieder suchen Penn, Lexi und Thea ihre Bekanntschaft, wollen die Schwimmerin, die gerne nachts im Meer schwimmen geht, in ihren Kreis ziehen. Was aber versprechen sie sich davon, Gemma mit der Macht ihrer Stimmen und ihrer Ausstrahlung dazu zu bringen, ein gar merkwürdiges Gebräu zu schlucken? Als sich ihr Körper im Meer verändert, ahnt sie, dass ihr Leben, wie sie es bislang kannte, vorbei ist. Aus der Schwimmerin wurde eine Sirene – und diese ernähren sich bekanntermaßen von Menschenfleisch…
Schon mit ihren anderen beiden Reihen “Unter dem Vampirmond“ und „Tochter der Tryll“ bewies Amanda Hocking, dass sie ihr meist jugendliches Publikum mit altersgerecht ausgestalteten Abenteuern an die Seiten fesseln konnte. Dies ist auch vorliegend wieder der Fall. Statt Fabelwesen setzt sie diesmal, der griechischen Mythologie folgend, auf Sirenen, ansonsten bleibt sie sich selbst treu. Eine junge Frau an der Grenze zum Erwachsenwerden dient ihr als Erzählerin, die erste Liebe darf als Topic ebensowenig fehlen, wie die Emanzipation vom Elternhaus, eine familiäre Tragödie gesellt sich hinzu, fertig ist der Bestseller.
Wenn es denn so einfach wäre, würde der Markt von entsprechenden Million-Sellern überschwemmt.
Hier kommt dann die Gabe Hockings zum Tragen, genau die Stimmung und den Jargon ihrer angestrebten Zielgruppe, junge Frauen ab 13, zu treffen. Geschickt mischt sie immer wieder aus dem eigenen Alltag als pubertierende Jugendliche bekannte Probleme und Konflikte in ihre Handlung, dokumentiert das fast hilflose Gefühl mit sich selbst, seiner Umwelt und seinen Bezugspersonen nicht zufrieden zu sein und schafft auf diese Weise eine Atmosphäre, in der sich ihre Leserinnen mühelos wiederfinden. Das hat vorliegend, auch weil Sirenen nicht ganz so griffig sind wie Vampire, ein wenig Probleme, den Leser zu packen; sobald die Handlung aber Fahrt aufgenommen hat, die emotionalen Verwerfungen aufgebaut sind, liest sich das Buch flüssig und angenehm schnell in einem Rutsch.
Zwar warten nicht unbedingt große Erkenntnisse oder gar glaubwürdige Charakterschilderungen auf den Leser, doch für eine angenehm spannende Lektüre im Freibad oder am Strand ist allemal gesorgt.