Myke Cole: Kontrollpunkt – Shadow Ops 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 30. Juni 2013 10:57
Myke Cole
Kontrollpunkt
Shadow Ops 1
(Control Point)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Christian Jentzsch
Titelillustration von Michael Komarck
Piper, 2013, Taschenbuch, 540 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-492-26923-0 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Lieutenant Oscar Britton hat bei der Army Karriere gemacht. Eigentlich wollte er immer nur einen Apache-Hubschrauber fliegen, doch dann wurde er als Begleitung zu einem SOC-Einsatz abkommandiert und darf sich auf die Pirsch nach renegaten Magiern, sogenannten Selfern, begeben. Jeder Latenter, der eine magische Begabung entwickelt, muss sich bei den Behörden melden um ausgebildet zu werden.
Wer das McGauer-Linden-Gesetz missachtet, gilt als Verbo, als vogelfrei, und wird gnadenlos gejagt und zur Strecke gebracht. Als der SOC-Agent Harlequin die bereits gefangengesetzte und schwerverletzte jugendliche Verbo hinrichtet, ist für Britton eine Grenze überschritten. Dann manifestiert sich auch bei Britton eine übernatürliche Fähigkeit; statt sich zu stellen flieht er, wird aber gefasst. Mit einer kleinen Bombe neben dem Herzen wird er vor die Wahl gestellt: entweder verpflichtet er sich als rechtloser Angestellter einer regierungsnahen Firma und dient auf einer Welt voller Magie, deren Eroberung von dem Shadow Ops vorangetrieben wird, oder er wird hingerichtet. Keine wirkliche Wahl wie man es auch betrachtet, doch geschickte Indoktrination führt zunächst dazu, dass sich der Ex-Soldat als Kämpfer eines gerechten Kampfes sieht. Dann aber mehren sich die Fragen, auf die ihm keine Antworten gegeben werden. Warum werden die Einheimischen, Goblins genannt, missbraucht, wer steht hinter der Invasion der fremden Welt und was will man damit erreichen? Fragen, die ihn direkt in den Untergang führen – oder doch in die Freiheit?
Coles Auftaktroman einer neuen Military-SF-Reihe präsentiert sich ein wenig anders, als erwartet. Statt großer Weltraumschlachten erwartet uns ein Szenario, das an Urban Fantasy erinnert. Überall auf der Welt entdecken Menschen ihre magischen Kräfte, Regierungsstellen versuchen diese mittels Druck und Erpressung für sich zu nutzen. In diese Welt führt uns ein dunkelhäutiger Soldat, der im Verlauf des Romans seine Vorgesetzten, ihre Methoden und Absichten immer kritischer hinterfragt.
Was zunächst als durchaus neu ausgestaltete, rasant erzählte Aneinanderreihung von wilden Kämpfen, Schlachten und der Eroberung einer vorindustriellen, an die amerikanischen Indianer erinnernde Kultur angelehnt ist, das entwickelt im zweiten Teil des Buches immer kritischere Töne. Es geht um übertriebenen, oftmals ausgenutzten Patriotismus, um die Frage wieviel Freiheit dem Individuum in einer starren Gesellschaft, wie sie das Militär darstellt, bleibt, um Schuld und Sühne und alles übergreifend um Moral. Was rechtfertigt die Anwendung von Gewalt, wo bleibt die Menschlichkeit angesichts der Kadavergehorsams, wo die Selbstbestimmung und Freiheit des Menschen? Das sind nachdenkliche Töne, die der Autor durch direkte Bezüge zu der amerikanischen Geschichte, dem Hinmetzeln der Indianer und der Eroberung von Flächen durch technisch überlegene Gesellschaften, weiter vertieft.
So gesellt sich zu der packenden Handlung voller fliegender, Feuer werfender und Wasser beieinflussender Zauberer durchaus nachdenkliches Gedankengut, das den Roman und die Reihe aus der gängigen Military-SF-Masse hervorhebt.