Star Trek Archive – 40 Jahre Sci-Fi-Kult (Buch)

Scott Tipton
Star Trek Archive – 40 Jahre Sci-Fi-Kult
(Star Wars Vault, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Barbara Knesl & Veronika Knesl
Panini, 2013, Hardcover, 128 Seiten, 49,95 EUR, ISBN 978-3-8332-2655-7

Von Christel Scheja

Niemand ahnte, dass die Science-Fiction-Serie, die mehr recht als schlecht drei Seasons über die amerikanischen Bildschirme flimmerte und später auch ins westliche Ausland verkauft wurde, Jahre später zu einem populären Phänomen werden sollte, einem Kult, der bis heute viele Anhänger findet und trotz oder gerade wieder wegen des Reboots durch J. J. Abrams neue Fans findet.„Star Trek“, bei uns besser bekannt als „Raumschiff Enterprise“ fasziniert nun seit drei Generationen jung und alt, schickt sich an, auch im neuen Jahrtausend unvergessen zu bleiben.

Schon in den 1960er Jahren wagte Gene Roddenberry mehr, als ihm die Produzenten zutrauten und erlauben wollten. Der Schöpfer der klassischen Serie vertrat in seinen Geschichten ein humanistisches Weltbild, appellierte an Frieden und Gleichheit unter den Menschen und überschritt gelegentlich Grenzen, die zu Skandalen führten, auch wenn er meistens Zugeständnisse an das Publikum machen musste. Obwohl eine Zeichentrickserie in den 1970er Jahren nicht mehr Erfolg brachte, entwickelte sich doch im Laufe der Zeit eine solide Fanbasis, die dafür sorgte, dass „Star Trek“ unvergessen blieb. Anfang der 1980er Jahre nutzte man so den durch „Star Wars“ entstandenen Sci-Fi-Boom aus und startete eine Filmreihe, die allerdings erst mit dem zweiten Teil, „Der Zorn des Khan“, den kommerziellen Nutzen brachte, den man sich erhofft hatte.

Der Weg war bereitet für eine neue Generation. „Star Trek: The Next Generation“ wurde knapp ein Jahrhundert nach der klassischen Serie angesiedelt und führte eine neue Crew unter den gleichen humanistischen Gesichtspunkten zu den Geheimnissen, die zwischen den Sternen auf sie warteten. Ihnen folgten weitere Serien, die sich mit wirklich unbekannten Regionen der Milchstraße befassten. Während man von „Deep Space Nine“ aus den Gamma-Quadranten untersuchen konnte und eine gefährliche Bedrohung auf sich aufmerksam machte, verschlug es die „Voyager“ in den Delta-Quadranten. Auf dem Weg nach Hause musste sich die Crew auch Feinden stellen, die schon ihre Heimat verheert hatten. Schließlich wagte man mit „Star Trek: Enterprise“ einen Blick in die Frühzeit der Förderation und der menschlichen Erkunder im tiefen Raum – aber auch ihre damaligen Schwierigkeiten, wirklich ernstgenommen zu werden und Frieden zu schaffen.

Scott Tipton beschäftigt sich in „Star Trek Archive – 40 Jahre Sci-Fi Kult“ nur mit dem klassischen Universum, so wie wir es über drei Generationen kennengelernt haben, und klammert den Reboot vollständig aus. Das Buch erklärt zwar, worum es in den Serien geht, welche Figuren sie prägten und hebt besondere Folgen und Momente hervor, die in die Geschichte eingingen, verzichtet aber darauf, alles ausführlich zu bearbeiten. Stattdessen wird mehr auf den Kult eingegangen, der um die Serie entstand, es werden kleine Anekdoten erwähnt und auch von dem Merchandise erzählt, der in den USA auch schon die klassische Saga um Kirk, Spock und McCoy begleitete.

Einige Repliken von Malbüchern, Sammelbildern, – karten und -wimpeln, aber auch Storybords und Blaupausen sind in dem großformatigen Hardcover enthalten. Durch das schwere und klare Kunstdruckpapier kommen natürlich auch die vielen farbigen Bilder gut zur Geltung. Damit es geschützt bleibt, steckt es in einem passend gestalteten Schuber.

Der reich bebilderte Text beschreibt wie die Öffentlichkeit „Star Trek“ wahrnahm, welche Mythen sich um die Serien heute noch ranken und welchen Einfluss sie nicht nur auf technische, sondern auch gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen hatten. So kann man miterleben, dass „Star Trek“ nicht nur auf dem Bildschirm fortlebe sondern auch in Romanen und Comics fort. Zwar konzentrierte man sich erst einmal auf reine Nacherzählungen, wagt aber gerade in den Bildergeschichten neue Abenteuer zu erzählen. Einige Seiten und Cover geben Auskunft darüber, wie wenig man sich bei der Firma Gold Key in den 1960er Jahren zunächst noch um das exakte Aussehen der Figuren scherte. Hauptsache, die Gestalten waren durch Uniform und Haarfarbe als Kirk, Scott, Spock und Co. erkennbar. Ähnlich hielt man es bei den Actionfiguren, die den Schauspielern lange nur bedingt ähnlich sahen und in erster Linie als Spielzeug für kleine Kinder gedacht war. Das änderte sich erst mit den 1980er Jahren, als Detailtreue- und Genauigkeit wichtiger wurden und setzte sich bis heute fort, wie man in den neueren Adaptionen gut erkennen kann.

Dabei geht der Autor zwar nicht sonderlich in die Tiefe, gibt aber interessante Einsichten in die Entwicklung und die Wahrnehmung der Serien, vor allem für die jüngeren Leser, die sich bisher noch nicht so intensiv mit Star Trek beschäftigt und die Zeit nicht selbst miterlebt haben. Sie können so vielleicht besser verstehen, warum die Serie zum Kult wurde und noch heute Faszination ausübt. Aber auch eingefleischte Fans können das ein oder andere Neue über ihre Lieblingsserie(n) erfahren.

Damit erweist sich „Star Trek Archive – 40 Jahre Sci-Fi-Kult“ stimmungsvoller Überblick über ein Serienuniversum und Phänomen, das auch heute noch immer unzählige Fans begeistert und wenn auch nicht mehr auf Bildschirm und Leinwand, so doch in anderen Medien fortlebt.