Dirk van den Boom: Ein Lord zu Tulivar (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 25. Juni 2013 10:11
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Dirk van den Book
Ein Lord zu Tulivar
Titelillustration von Tony Andreas Rudolph
Atlantis, 2012, Paperback, 240 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-8640-065-0 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Sie hatten ihre Haut für ihren König zu Markte getragen. Im lang andauernden Krieg hatten sie gekämpft, hatten Schlachten verloren und Scharmützel gewonnen. Dabei hatte Geradus Kathain den Thronerben, der später an der Syphilis, die er sich bei einer Hure der den Tross begleitenden Marketenterinnen geholt hatte erlag, das Leben gerettet. Als Dank dafür sollte er entgegen dem entschiedenen Widerstand des Erbadels in den Adelsstand erhoben und mit einem Lehen bedacht werden.
Nachdem er mehrere Mordanschläge überstanden hat, wurde er mit einer Baronie bedacht, die weitab der Machtzentren liegt und seit Jahren vernachlässigt wurde. Schon auf dem Weg nach Tulivar kommt unser Protagonist in Kontakt mit dem… nun nennen wir es einmal eigenen Kopf der Bevölkerung. Stolz sind sie, dabei bettelarm und seit Jahren von König und Vaterland verlassen – nicht eben die beste Ausgangslage für einen neu eingesetzten Adeligen.
Dass seine Widersacher aus der Hauptstadt den Emporkömmling weiterhin aktiv nach dem Leben trachten, dass der König seinen Geldeintreiber vorbeischickt und die wilden Stämme aus dem Norden seine Untertanen angreifen ist beileibe noch nicht das Schlimmste, das ihm widerfährt – denn da sind auch noch die zarten Bande der Liebe im Spiel…
In seinem ersten Fantasy-Roman, einmal mehr der Auftakt eines Mehrteilers, erzählt der Spezialist für Military-SF- und Alternativwelt-Romane im Atlantis Verlag, nichts wirklich Neues. So entführt er uns in eine archaische Welt, in der die Bevölkerung des Königreichs von einem langen, entbehrungs- und verlustreichen Krieg gebeutelt wurde. Einer der Kriegshelden, eine integere Persönlichkeit, die mich in ihrer direkten, einfallsreichen Art sehr an Honor Harrington, Miles Vorkosigan oder ähnliche Charaktere einschlägiger Serien erinnerte, steht im Zentrum des Geschehens. Während ihn äußere Bedrohungen – neidische Adelige, wilde Bergvölker und die in ihren Gleisen eingefahrene Bevölkerung seiner Baronie – nicht wirklich Zeit lassen, sich in seiner neuen Heimat einzurichten, ist er immer wieder gezwungen, zu improvisieren. Geschickt nutzt van den Boom hier den Nimbus des gerechten, wohlmeinenden Anführers, der sich nicht zu schade ist, selbst die Ärmel hochzukrempeln und mit anzupacken um uns seinen Handlungsträger nah zubringen. Sympathisch kommt er rüber, seine unkonventionellen Methoden, sein Einfallsreichtum machen ihn zur idealen Identifikationsfigur.
Situationskomik erwartet den Leser ebenso wie sehr moderat eingesetzte, aber packende Kämpfe und jede Menge Verwicklungen. Das liest sich dann sehr angenehm, spannend und amüsant, so dass wir dem Autor attestieren können, dass er auch auf dem Gebiet der Fantasy zu überzeugen weiß.