Fables 11: Der gute Prinz (Comic)

Bill Willingham
Der gute Prinz
Fables 11
(Fables 60-69, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von James Jean
Zeichnungen von Mark Buckingham, Steve Leialoha, Aaron Alexovich u.a.
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 244 Seiten, 24,95 EUR, ISBN 978-3-86607-907-6

Von Irene Salzmann

In einem anderen „Fables“-Band wurde erzählt, dass die Reinigungskraft Flycatcher der legendäre Froschkönig ist. Er lebte glücklich mit der Prinzessin, die ihn erlöst hatte, und seiner Familie – bis die Truppen des Imperiums in sein Reich einfielen und alle niedermetzelten. Er allein entkam in seiner Froschgestalt und gelangte nach Fabletown.

Die schrecklichen Geschehnisse, die er nicht verarbeiten konnte, hat er vergessen, und jeder ließ ihn in dem Glauben, dass seine Familie noch am Leben sei und vom magischen Spiegel gesucht würde. Doch dann gab der Weihnachtsmann Flycatcher die Erinnerung zurück, weil er eine wichtige Aufgabe erfüllen muss. Tatsächlich ist er der einzige Fable, der nie etwas Schlimmes getan hat und deshalb auch nicht die Generalamnestie in Anspruch nehmen musste, als er sich in Fabletown niederließ. Er ist „Der gute Prinz“ und darum als einziger würdig, das Schwert Excalibur zu tragen und mit seiner Magie das Imperium zu schwächen, den Toten von Fabletown eine Zukunft, die sie selbst wählen dürfen, zu schenken, und…

…„Fables“ 11 erzählt seine Geschichte, die wirklich schön und märchenhaft ist.

Obwohl Krieg herrscht, schafft er es, durch kluge Strategien und Magie die Zahl der Opfer gering zu halten. Er und seine Armee vergießen keinen Tropfen Blut. Es sind die Feinde, die sich gegenseitig vernichten, um ein Exempel zu statuieren oder vor ihrem Herrscher durch sinnlose Morde ihr Gesicht zu wahren versuchen. Als Geppetto erkennt, dass seine ‚menschlichen‘ Armeen nicht gewinnen können, schickt der seine Holzsoldaten, denen die Geister keine Angst einjagen und die die Lebenden töten können. Um seine Untertanen – und Fabletown – zu retten, bringt Flycatcher ein letztes großes Opfer.

Mehr möchte man gar nicht verraten, da die Story für sich spricht und den unterschätzten Prinzen in einem völlig neuen Licht zeigt, ohne seinen Charakter umzukrempeln. Mit diesem Band ist Bill Willingham ein Meisterwerk gelungen, das alle bisherigen Kapitel in den Schatten stellt.

Die Illustrationen von Mark Buckingham tragen die Erzählung in gewohnter Qualität. Allein das Zwischenspiel, das von Aaron Alexovich gezeichnet wurde, fällt aus dem Rahmen, da es in einem gänzlich anderen Stil die Figuren kindlich und verzerrt aussehen lässt – zum Glück nur auf wenigen Seiten. Hier wird verraten, wie die Kinder von Snow White und Bigby Wolf darauf reagieren, dass sie in Wirklichkeit sieben sind und der neue Bruder ein Wind ist. Auch den Vorbereitungen zur Verteidigung von Fabletown ist Platz eingeräumt worden.

Man kann „Fables“ 11 auch ohne Vorkenntnisse gut lesen, doch inzwischen sind die einzelnen Kapitel so gut miteinander verzahnt, es werden kurze Anspielungen gemacht oder Bezüge zu zurückliegenden Ereignissen geknüpft, dass das Lesevergnügen ungemein größer ist, wenn man die Serie in chronologischer Reihenfolge verfolgt, statt mitten drin einzusteigen. Gerade um die Entwicklung von Flycatcher wirklich würdigen zu können, sollte man die komplette Reihe kennen. Es lohnt sich!