Terry Pratchett: Lords und Ladies (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 21. Mai 2013 23:01
Terry Pratchett
Lords und Ladies
(Lords and Ladies)
Aus dem Englischen übersetzt von Regina Rawlinson
Titelillustration von Tom Steyer
Manhattan, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 364 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-442-54714-2 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Hochzeit, was verbinden wir nicht alles mit diesem Begriff. Ein Fest der Liebe, der Freude soll es sein, an dem alle Menschen glücklich sind, an dem zusammen gefeiert wird, und alle Zwistigkeiten ruhen. Verenz II., ehemals Hofnarr und nun König des kleinen, vielleicht gar kleinsten Königreichs der Scheibenwelt, freit seine Braut, die wir als patente Junghexe Magrat Knoblauch nur zu gut kennen.
Auch wenn sie sich relativ schnell darauf einigen können, wen sie alles zu ihrem Liebesfest einladen und die Zusagen tatsächlich auch eintrudeln, deutet sich Unheil am Horizont an.
Oma Wetterwachs und Nanny Ogg sind noch nicht richtig zurück aus Gennua, da drohen nicht geladene Gäste die Feier zu sprengen. Ich spreche jetzt nicht etwa von dem Bibliothekar der Unsichtbaren Universität oder dem Quästor, und schon gar nicht von Ridcully, immerhin einstmals gar nicht mal so schlechter Liebhaber von Esme, sondern von Gästen, die eigentlich gar keine Einladung erhalten haben.
Die Kornkreise haben Esme und Nanny Ogg bereits vorgewarnt. Ein paar Möchtegern-Nachwuchshexen öffnen den Lords und Ladies, beim gemeinen Volk unter dem Begriff Elfen ein Begriff, Tor und Tür. Und wer die sagenumwobenen Elfen kennt – was eigentlich auf keinen Scheibenweltbewohner wirklich zutrifft –, der weiß, dass TOD Arbeit bekommt. Nein, Elfen sind nicht böse, sie sind einfach nur anders, ganz anders und richten sich auch nicht nach menschlichen Maßstäben. Und wenn ihnen dann noch ein Hexentriumvirat etwas vorschreiben will, dann braucht TODs Pferd dringend neue Hufeisen, damit er auch ja schnell genug an seiner Arbeitsstelle ankommt…
Die Hexenromane innerhalb der „Scheibenwelt“-Saga erfreuen sich bei den Fans seit jeher größter Beliebtheit. Oma Wetterwachs, Nanny Ogg und die junge Magrat sorgten in ihren bisherigen Auftritten dafür, dass kein Auge trocken blieb. Immer wieder auch nutzte Pratchett diese dafür, auf seine ganz eigene, pointierte Art und Weise Missstände anzuprangern und Denkanstöße zu geben. Sei es das Rollenbild der Frau, Emanzipation oder Generationsprobleme, immer wieder schwang der Weltenbauer Tperry das Zepter und wir folgten ihm willig ins gehaltvolle Abenteuer.
Vorliegend verbindet unser Geschichtenweber die Hexen gar noch mit den Zauberern aus der unsichtbaren Universität – das Aufeinandertreffen des alten Liebespaars Esme und Ridcully bürgt für Zwerchfellübung par exzellence; und unser Sensenschwinger darf natürlich auch nicht fehlen.
Rasant geht es zu, lustig, tiefgründig und phantasievoll, in einem der besten Romane der Scheibenwelt, der sich in der Neuübertragung anders, nicht ganz so spritzig, dafür aber nuancenreicher liest als in der Übersetzung von Andreas Brandhorst.