Frank Belknap Long & H. P. Lovecraft: Das Grauen aus den Bergen (Buch)

Frank Belknap Long & H. P. Lovecraft
Das Grauen aus den Bergen
(The Horror from the Hills)
H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens 30
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Joachim Körber, Michael Siefener und Andreas Diesel
Festa, 2013, Hardcover, 248 Seiten, 24,80 EUR, ISBN 978-3-86552-234-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Er gehörte zu den ganz großen Phantastik-Autoren seiner Zeit. Mit H. P. Lovecraft verband ihn bis zu dessen Tod eine enge Brieffreundschaft, und doch war ihm nie dieselbe Aufmerksamkeit und Anerkennung vergönnt, wie C. A. Smith, Robert E. Howard oder Lovecraft selbst. Zwar veröffentlichte Long in den selben Periodika wie diese, Lovecraft selbst verfasste einen lobenden Artikel zu seinem Werk, allein die große Anerkennung blieb – auch bei uns – leider aus.

Wie Joachim Körber, seines Zeichens Kenner und Übersetzer, in seinem informativen Nachwort ausführt, mag dies auch daran gelegen haben, dass Long Zeit seiner Karriere immer dem Zeitgeist verhaftet blieb. Schrieb er zu Beginn, ähnlich wie die großen Drei, Kurzgeschichten, so wechselte er später problemlos zu Romanen für die aufkommenden Taschenbücher. Auf der Strecke blieb dabei, dass der Schriftsteller aus New York, das er Zeit seines Lebens kaum einmal verlassen hat, hunderte von tollen Geschichten hinterlassen hat, die sich auch heute noch gut lesen lassen. Über die Jahre fanden nur wenige dieser Storys den Weg über den Großen Teich zu uns. Immer einmal wieder fanden einzelne Geschichten Aufnahme in einer Anthologie; eine Kollection aber vermisste der Leser bislang.

Joachim Körber hat dem Band neben seinem Nachwort noch eine Bibliographie der deutschen Ausgaben Longs beigefügt, die beschämend kurz ausfällt. Vorliegend hat Frank Festa im Rahmen seiner „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ naturgemäß die unheimlichen Geschichten Longs, mit denen dieser zum Pantheon seines Freundes Lovecraft beigetragen hat, gesammelt, und diese in einer hochwertigen Ausgabe dem Leser zugänglich gemacht. Erstaunlich ist dabei, dass Long, bei aller Verbundenheit, die ihn mit seinem literarischen Mentor Lovecraft verband, nie einfach kopierte, sondern etwas ganz Eigenes der Saga um die Großen Alten beifügte. Zwar macht sich Long die Vorgabe Locecrafts zu eigen, dass der Mensch unbedeutend, vernachlässigbar und hilflos im Kanon der Wesen, die das Universum beherrschen, ist, er verbindet dies aber auf sehr eigene, faszinierende Art und Weise mit seiner ganz eigenen Weise, Science-Fiction-Elemente mit einfließen zu lassen.

Sei es eine Dimensionsmaschine, eine Art Zeitreisevehikel, mit dem das Böse in der Vergangenheit gebannt werden kann, oder Quarzkuben, die eine fremde Rasse als Anker für einen geistigen Persönlichkeitstausch in der Galaxis verstreut hat, immer geht Long eigene, interessante und spannend zu lesende Wege. Schade ist nur, dass so wenig Geschichten (nur vier zum Teil längere Novellen sowie ein Gedicht) Aufnahme in den Band fanden. Aber schon diese erste Auswahl zeigt, was für ein literarischer Schatz hier auf seine Entdeckung wartet.

Sei es, wie in „Das Grauen in den Bergen“, wo sich ein uraltes Übel, das bislang in einer entlegenen Weltregion von einem vergessenen Eingeborenenstamm angebetet wurde mit einem Archäologen seinen Weg in ein Museum mitten in New York findet, und dort seinen Vernichtungsfeldzug gegen die Menschheit wieder aufnimmt, oder die Erlebnisse eines Geschichtsprofessors, der bei einem Campingausflug ein offensichtlich uraltes, außerweltliches Relikt findet, über das er seinen Körper mit einem der Aliens tauscht; die Geschichten nehmen uns sofort gefangen. In „Die Hunde des Tindalos“ begleiten wir einen Forscher auf seiner Reise durch die Zeit bis in die tiefste Vergangenheit des Universums, einer Zeit, da andere Wesen existierten, die nun die Spur ins Hier und Heute aufnehmen. „Der Weltraumesser“ berichtet uns von einem Mann, der ein Loch im Schädel hat. Dass er trotzdem lebt, sich mitteilt und panische Angst vor der Rückkehr dessen, was ihm diese ungewöhnliche Körperöffnung verschafft hat, ist eine Tatsache, die seine Nachbarn kaum begreifen geschweige denn einschätzen können.

Ein kurzes Gedicht über Lovecraft sowie das bereits erwähnte Nachwort und die Bibliographie runden den gelungenen Band ab, der Appetit weckt auf mehr aus dem Long´schen Oeuvre.