Fables 7: Heimatland (Comic)

Bill Willingham
Fables 7
Heimatland
(Fables: Homeslands 34-41, 2005)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von James Jean
Zeichnungen von Mark Buckingham, David Hahn, Lan Medina u.a.
Panini, 2008, Paperback mit Klappenbroschur, 196 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86607-622-8

Von Irene Salzmann

Nachdem King Cole die Wahlen verloren hat, ist nun Prinz Charming neuer Bürgermeister von Fabletown. Seine Stellvertreterin ist Beauty, der neue Sheriff ihr Gemahl Beast. Diese Entwicklung gefällt jedoch nicht allen Fables.

Snow White ist mit ihren Kindern auf die Farm übergesiedelt und Bigby Wolf, der seiner Familie dorthin nicht folgen darf, verschwunden. Auch Jack Horner hat Fabletown verlassen. Zuvor eignete er sich einen Teil von Bluebeards Schätzen an, machte diese zu Geld und kaufte sich ein Filmstudio, das seine Geschichte auf Zelluloid bringen soll. Tatsächlich ist er erfolgreich und schafft es sogar, sich vor der Öffentlichkeit zu verbergen, denn das ist eine der Regeln, an die selbst er sich hält. Trotzdem wird er von Beast aufgespürt, und Jacks Glück nimmt ein jähes Ende.

Blue Boy hat sich von den schweren Verletzungen erholt, die ihm die falsche Red Riding Hood zugefügt hatte. Er stiehlt den Zaubermantel, ein magisches Schwert und den kaputten Körper von Pinocchio, findet ein Tor in die Märchenwelten und begibt sich auf die Suche nach seiner wahren Liebe und dem Anführer der Feinde. Obwohl er geschickt vorgeht und bis zum wahren Strippenzieher vordringt, wird er schließlich gefangengenommen.

Der siebte „Fables“-Band schildert die weiteren Erlebnisse der titelgebenden Märchen- und literarischen Figuren, die sich dem Leben in der modernen Welt der Menschen angepasst haben. Diesmal richtet sich der Fokus auf Jack Horner, der zuletzt kaum noch Handlungsanteile hatte, und auf Blue Boy, dessen Rolle ausgebaut wurde und der sich nun von einer Seite zeigt, die man von ihm nicht erwartet hätte.

Jacks Geschichte ist in sich abgeschlossen und vor allem eine Charakteranalyse. Obwohl man ihn sympathisch findet und ihm nie richtig böse sein kann, ist er ein Lump, der immer nur an sich denkt. Er ist durchaus intelligent und gerissen, hat ein Händchen für (krumme) Geschäfte und Menschen, aber sein Egoismus, weil er sich über die Bedürfnisse anderer hinwegsetzt, bringt ihn letztlich immer wieder zu Fall. Er könnte Erfolg haben mit allem, was er anpackt, würde er andere nicht ständig verletzen und unterschätzen. Blue Boy wiederum macht sich zunutze, dass man ihm nicht allzu viel zutraut, dass man ihn für einen guten Verwalter, nicht aber für einen Krieger hält. Aus diesem Grund kann er die notwendigen Mittel an sich bringen, die er für seine Reise in die Märchenreiche benötigt, und tatsächlich ins Zentrum des Feindes vordringen. Aufmerksame Leser dürften bereits erraten haben, wer hinter den Angriffen steckt und erfahren endlich, wie es dazu gekommen ist. Und damit sind noch nicht alle Überraschungen abgehakt.

Mit Mowgli aus dem „Dschungelbuch“ wird eine neue Figur eingeführt, von der man später sicher mehr sehen wird. Weitere Gäste treten auf, darunter die Schneekönigin und die drei Ritter.

Die Zeichnungen sind von unterschiedlicher Qualität. Jacks Story ist sehr comichaft gezeichnet und einfach koloriert und bleibt damit hinter den Erwartungen zurück. Blue Boys Abenteuer ist sehr viel aufwändiger, realistischer und gefälliger inszeniert, wodurch der Kontrast noch stärker auffällt.

Insgesamt bekommt man wieder einen interessanten, ansprechenden Fantasy-Comic geboten, der nahezu 200 Seiten Umfang hat und mit relativ in sich abgeschlossenen Geschichten erfreut, so dass es nicht zwingend notwendig ist, die vorherigen Bände gelesen zu haben, wenngleich das Vergnügen natürlich größer ist, wenn man die Bezüge herstellen kann.